Reflektierte Nachschau
Ihnen gesagt
Im Frauenmonat März stellte der SONNTAG in der vergangenen Woche Doris Schmidauer auf das Titelbild. Das muss nicht gefallen, auch nicht ihr Buch unter dem Titel „Land der Töchter zukunftsreich“. Lob gab es keines, das ist auch prinzipiell eine falsche Erwartungshaltung. Dass bisher durchwegs negative Rückmeldungen eintreffen, geschlechtsneutral von Frauen und Männern, finde ich erstaunlich.
Frau Schmidauer zum Frauenmonat März
Frau Schmidauer hat sich nicht parteipolitisch geäußert, sie wurde in ihrer öffentlichen Aufgabe als Ehefrau von Bundespräsident Alexander van der Bellen ausgewählt. Dass zusätzlich die Frage an mich gerichtet wurde, weshalb Bundeskanzler Christian Stocker nicht in der Zeitung abgebildet ist, schließt den Kreis meines Unverständnisses. Warum war Unterrichtsminister Christoph Wiederkehr auf Seite 3 zu sehen und nicht der Bundeskanzler? Er besuchte direkt nach seiner Angelobung als ersten offiziellen Termin einen katholischen (!) Kindergarten. Die Sankt Nikolausstiftung schickte uns in enger Abstimmung rechtzeitig vor Druckfreigabe ein Foto. Journalistisch wäre es eine Fehlentscheidung gewesen, dieses Bild nicht abzudrucken.
Wenn ich das Ganze aber nun umdrehe: Welche Zusendungen erwarten uns, wenn ein Mandatar einer anderen Partei bei uns vorkommt? Die gleichen. Das habe ich auch schon erlebt – inklusive Kündigung und Androhung der Rückmeldung an den damaligen Erzbischof. Lassen wir die Politik ganz heraus oder die manchmal unbequeme Geschichte, herausfordernde Kirchenfragen und unterschiedliche Meinungen, dann sind unsere Seiten leer. Wir wollen das nicht. Darum lade ich Sie weiterhin herzlich ein, uns Ihre Meinung zu schreiben, Anregungen nehmen wir auf und Kritik halten wir weiterhin aus – seit 177 Jahren.