Papst Franziskus unterwegs
Weltweit im Gespräch
Den Beinamen „eiliger Vater“ bekam eigentlich einst Johannes Paul II. ob seiner zahlreichen Reisen zugesprochen – Papst Franziskus hätte sich einen ähnlichen Namen, aber durchwegs auch verdient. Satte 78 Reisen hat er absolviert – 47 davon ins Ausland, 31 innerhalb Italiens. Seine allererste Reise führte ihn bemerkenswerterweise auf die südlich von Sizilien liegende italienische Insel Lampedusa. Mit Nachdruck beklagte das neue Kirchenoberhaupt dort, dass die Schicksale der hier strandenden Flüchtlinge „in den europäischen Nachrichten längst zur Routine geworden“ seien. An der Hafenmole traf Franziskus zahlreiche afrikanische Flüchtlinge. Lächelnd reichte der Papst einem nach dem anderen die Hand. „Ich bete für euch, auch für diejenigen, die nicht hier sind.“
Franziskus macht keine halben Sachen
Zusehends beschwerlicher wurden im Laufe seiner Amtszeit vor allem seine internationalen Reisen – auf sie verzichten wollte der Papst aber bis zum Schluss nicht. Noch im Dezember 2024 besuchte er als erster Papst überhaupt Korsika. Geprägt waren die Reisen von Papst Franziskus stets von Herzlichkeit und Nähe. Berührungsängste kannte der Papst nicht, wollte er auch nicht kennen. Auch nicht, wenn es um seine Sicherheit ging. So brachte er etwa schon bei seiner ersten Auslandsreise nach Brasilien seine Sicherheitsleute in echte Bedrängnis, als er sich kurzerhand nach Besichtigung des als Papamobil vorgesehenen Autos dazu entschloss, das mit Panzerglas gesicherte Fahrzeug gegen ein offenes zu tauschen. „Niemand kann seine Freunde in einer Glaskiste besuchen“, so seine Erklärung für den Verzicht auf die sicherere Autovariante. „Entweder alles oder nichts. So wurde es eine Reise mit menschlicher Kommunikation, denn eine halbherzige Kommunikation tut nicht gut.“

2013: Zu Gast in Brasilien
Seine allererste Auslandsreise führte Papst Franziskus im Sommer 2013 nach Brasilien zum Weltjugendtag. Der Papst forderte die Jugendlichen dabei auf, „Protagonisten der Geschichte“ zu sein. Die Jugend dürfe nicht zulassen, dass sich andere zu Hauptdarstellern der Veränderung machten. Sie selbst müssten für die Veränderungen sorgen, die ihnen wichtig sind. Gleichzeitig solle sich die Jugend um einen authentischen Glauben bemühen, so der Papst, der seine Botschaft jugendgerecht mit vielen Anleihen aus dem Sport verdeutlichte: Es gehe darum, „Athleten Christi“ zu sein, „in der Mannschaft Jesu“ zu spielen. Das Leben sei der „Trainingsplatz des Glaubens“.

2014: Rede im Europaparlament
Im November 2014 besuchte Franziskus Straßburg und hielt im Europäischen Parlament und beim Europarat ein vielbeachtetes Plädoyer für die Wiederentdeckung der geistigen Wurzeln des Kontinents. Europa müsse „seine gute Seele“ neu entdecken und wieder stärker für Frieden, Versöhnung und wechselseitige Solidarität arbeiten. Franziskus wandte sich dagegen, im Engagement von Christen eine Bedrohung säkularer Staaten zu sehen. Es gehe vielmehr um eine Bereicherung und Stärkung der gesellschaftlichen Solidarität. „Ein Europa, das nicht mehr offen ist für die transzendente Dimension des Lebens, riskiert, langsam seine eigene Seele und jenen ,humanistischen Geist‘ zu verlieren“, so der Papst.

2016: Der Papst in Schweden
Von einer „sehr wichtigen Reise, einer sehr ,kirchlichen‘ Reise, im Bereich der Ökumene“ sprach Papst Franziskus, als er 2016 Schweden besuchte, wo er zum ökumenischen Gedenken an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren mit Spitzenvertretern des Lutherischen Weltbundes (LWB), etwa Bischof Munib Younan (im Bild), zusammentraf. LWB-Generalsekretär Bischof Martin Junge sprach danach von einem „Meilenstein in den bilateralen Beziehungen“ zwischen Lutheranern und Katholiken. Auch bei der Allerheiligenmesse im Fußballstadion Swedbank in Malmö, die der Papst mit Angehörigen der katholischen Minderheit feierte, war das ganz besondere ökumenische Klima dieser Reise zu spüren. Eine Delegation des LWB nahm daran teil. Seine Predigt schloss Franziskus mit der Bitte an die Gottesmutter Maria, „den Dialog auf der Suche nach der vollen Gemeinschaft aller Christen“ zu segnen, „damit wir die Heiligkeit in der Einheit erlangen“.

2017: Bangladesch
Der Besuch in Myanmar und Bangladesch im Jahr 2017 galt als eine der diplomatisch heikelsten Reisen von Papst Franziskus. Und der belegte dabei einmal mehr seine Unbestechlichkeit, als er in seiner ersten öffentlichen Rede in der Hauptstadt Naypyidaw vor Vertretern aus Politik und diplomatischem Corps, die Reihen anwesender Militärs fast demonstrativ nicht beachtend, auf die internationalen „Verpflichtungen des Landes“ pochte. Es gelte, die Grundprinzipien der Menschenrechte zu wahren, so das katholische Kirchenoberhaupt, sowie eine demokratische Ordnung aufzubauen – für jeden „Einzelnen und jede Gruppe – niemand ausgeschlossen“.

2019: Rumänien
Im Juni 2019 reiste Papst Franziskus nach Rumänien. Die Roma waren nur eine von mehreren Bevölkerungsgruppen, die der Papst dabei besuchte, aber sie waren jene Bevölkerungsgruppe, an die Franziskus eine ganz besondere Botschaft hatte: An den „Diskriminierungen, der Segregation und den Misshandlungen“, welche die Roma erlitten haben, seien auch „Christen, Katholiken nicht unbeteiligt“, so das Kirchenoberhaupt und bat um Vergebung.

2021: Im Irak
Im März 2021 reiste Papst Franziskus als erster Papst überhaupt in den Irak. Er komme als „Pilger des Friedens“, betonte er damals bei einer Rede vor Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft im Präsidentenpalast von Bagdad, und es sei „genug mit Gewalt, Extremismus, Gruppenbildungen und Intoleranz“. Der Irak sei eine „Wiege der Zivilisation“, die durch den gemeinsamen Stammvater Abraham Juden, Christen und Muslime eng miteinander verbinde. Die verschiedenen Religionen, Kulturen, Ethnien seien eine jahrtausendealte „wertvolle Ressource“ und kein Hindernis. Auch die Präsenz der Christen stelle ein „reiches Erbe“ dar und sei zu bewahren. Iraks Christen ermutigte der Papst auch deswegen, sich nicht vom „Virus der Mutlosigkeit“ anstecken zu lassen.

2024: Südostasien
Zwölf Tage lang besuchte Papst Franziskus im Herbst 2024 Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Der Papst hatte zu diesem Zeitpunkt immer wieder und anhaltend mit gesundheitlichen Problemen Schlagzeilen gemacht. Doch die ungünstigen Begleitumstände – extreme Wetterunterschiede, mehrere Zeitzonen – schienen ihn kaum zu stören. Stoisch und beharrlich arbeitete er sich von Termin zu Termin, von Begegnung zu Begegnung. Seine Reden und Predigten kürzte er nicht – im Gegenteil. Regelmäßig verschoben sich Folgeveranstaltungen, weil der Papst jedem seine Zeit geben wollte. Die Gläubigen vor Ort dankten es ihm mit großer Freude und großem Enthusiasmus.
Alle Auslands-Reisen
2013
- Brasilien
2014
- Heiliges
- Land
- Südkorea
- Albanien
- Frankreich
- Türkei
2015
- Sri Lanka, Philippinen
- Bosnien und Herzegowina
- Ecuador, Bolivien, Paraguay
- Kuba, Vereinigte Staaten
- Kenia, Uganda, Zentralafrikanische Republik
2016
- Griechenland
- Armenien
- Polen
- Georgien, Aserbaidschan
- Schweden
- Mexiko
2017
- Ägypten
- Portugal
- Kolumbien
- Myanmar, Bangladesch
2018
- Chile, Peru
- Schweiz
- Irland
- Litauen, Lettland, Estland
2019
- Panama
- Vereinigte Arabische Emirate
- Marokko
- Bulgarien, Nordmazedonien
- Rumänien
- Mosambik, Madagaskar, Mauritius
- Thailand und Japan
2021
- Irak
- Ungarn und Slowakei
- Griechenland und Zypern
- 2022
- Malta
- Kanada
- Kasachstan
- Bahrain
2023
- Demokratische Republik Kongo und Südsudan
- Ungarn
- Portugal
- Mongolei
- Frankreich
2024
- Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur
- Luxemburg und Belgien
- Frankreich