Ostern im Scherenschnitt

Kleine Kostbarkeiten 2
Ausgabe Nr. 14
  • Kunst und Kultur
Autor:
Pieta: Der Schmerz Mariens nach dem grausamen Tod des Sohnes ist eines der stärksten Motive in der christlichen Kunst. Mit buntem Seidenpapier hinterlegt, wirkt die Darstellung fast wie eine Malerei – eine hervorragende Technik, die Josefine Allmayer entwickelt hat. ©Univeralsmuseum Kierling/Nachlass Josefine Allmayer
Abendmahl: Der Kelch im Zentrum der Darstellung. Bald beginnt das Leiden Jesu. ©Univeralsmuseum Kierling/Nachlass Josefine Allmayer
Verraten: Jesus blickt Judas enttäuscht in die Augen. Der hält die Silbermünze als Symbol des Verrats in der Hand. ©Univeralsmuseum Kierling/Nachlass Josefine Allmayer
Am Kreuzweg: Die Figur des Jesus ist filigran gearbeitet bis zu den Falten am Gewand. ©Univeralsmuseum Kierling/Nachlass Josefine Allmayer
Tod am Kreuz: Detailreich wird das Leiden des Herrn gezeigt. Engel begleiten Jesus in seiner Todesstunde. ©Univeralsmuseum Kierling/Nachlass Josefine Allmayer
Ratschen: Am Karfreitag und Karsamstag wird mit den Ratschen gegangen, denn die Kirchenglocken sind bis zur Osternacht„weggeflogen“. ©Univeralsmuseum Kierling/Nachlass Josefine Allmayer
Auferstanden: Jesus ist nicht tot. Strahlend ist er über den Wachen. Das Grab bleibt leer. ©Univeralsmuseum Kierling/Nachlass Josefine Allmayer

Josefine Allmayer widmete sich in ihrem Schaffen immer auch religiösen Motiven. Nach einer Zusammenstellung zu Weihnachten hat das Universalmuseum Kierling jetzt für den SONNTAG besondere Kunstschnitte zur Passion und Auferstehung zu Ostern ausgesucht.

Ein Leben für den Scherenschnitt“, so heißt ein Buch über Josefine Allmayer (1904–1977), heraus­gegeben vom Kierlinger Hei­mat­museum (siehe Infokasten). Die Tochter des Tapezierers Hans Allmayer (1877–1955) wuchs in Kierling bei Klosterneuburg auf. Der künstlerisch begabte Vater konnte mit Scherenschnitten das Einkommen der großen Familie aufbessern – Josefine hatte noch fünf Geschwister. Noch bevor sie eine Schere benützen durfte, „zupfte“ sie als Vierjährige aus Papier Blumen, Tiere und Gegenstände. Ein Jahr später konnte sie endlich eine Schere verwenden. Der Scherenschnitt ist eine seltene und schwierige Kunstform, nicht so für die kleine Josefine. Im eingangs genannten Buch heißt es: „Unverdrossen und mit einer beachtlichen Geschicklichkeit ging sie ans Werk, übte mit beharrlicher Ausdauer, eiferte dem Vater mit erstaunlicher Besessenheit nach, überzeugte ihn sehr bald davon: Das Mädel hat Talent!“ Josefine setzte ihr Können erfolgreich fort. Die Familie lebte vom Verkauf der kleinen Kostbarkeiten. Die immer Fleißige verfeinerte ihre Technik. Sie sammelte gefütterte Briefkuverts und verarbeitete die Seidenpapiere (siehe Pieta in der Mitte), sodass die farbigen Scherenschnitte manchmal mit Malerei verwechselt wurden. Josefine stellte  Landschaften, Pflanzen, Bäume und Tiere dar, aber auch Alltagsszenen oder Prominente. Unter ihren Kunden waren  Klöster und Kirchen, da sie selbst tief­religiös war. Ihre Arbeiten zu Weihnachten und Ostern überzeugen in ihrer Ausgestaltung mit viel Liebe zum Detail auch heute.

Josefine Allmayers Scherenschnitte wurden in Österreich und im Ausland, sogar in New York, ausgestellt. Sie konnte ihre Kunstwerke in mehr als 500 Büchern, Kalendern und Zeitschriften veröffentlichen. Insgesamt schuf die Schnittmeisterin mehr als 3.000 Arbeiten und gilt als die bedeutendste Scherenschnittkünstlerin ihrer Zeit.

Werbung
Autor:
  • Sophie Lauringer
Werbung

Neueste Beiträge

| Soziales
Stresstest Dezember

Advent und Weihnachten als besinnliches Fest der Liebe – oft trifft das heute nicht mehr zu: Denn Konsumwahnsinn, Mental Load, Diskussionen in der Familie und Stress überlagern die Idylle. Was tun, wenn der Dezember zum Weihnachts-Chaos wird?

Boten Gottes

Engel boomen - seit Jahren. Während sie in der Esoterikszene vor allem durch Verkitschung, Verharmlosung und Verniedlichung präsent sind, kennt die Heilige Schrift als Boten Gottes.

| Kunst und Kultur
Literaturnobelpreisträger Jon Fosse

Der norwegische Literaturnobelpreisträger Jon Fosse hat im niederösterreichischen Hainburg ein zweites Zuhause gefunden. Hierher kann er sich zum Schreiben zurückziehen. Ein aufschlussreiches Interview mit einem der prägendsten Schriftsteller unserer Gegenwart.