Ostern im Scherenschnitt
Kleine Kostbarkeiten 2Ein Leben für den Scherenschnitt“, so heißt ein Buch über Josefine Allmayer (1904–1977), herausgegeben vom Kierlinger Heimatmuseum (siehe Infokasten). Die Tochter des Tapezierers Hans Allmayer (1877–1955) wuchs in Kierling bei Klosterneuburg auf. Der künstlerisch begabte Vater konnte mit Scherenschnitten das Einkommen der großen Familie aufbessern – Josefine hatte noch fünf Geschwister. Noch bevor sie eine Schere benützen durfte, „zupfte“ sie als Vierjährige aus Papier Blumen, Tiere und Gegenstände. Ein Jahr später konnte sie endlich eine Schere verwenden. Der Scherenschnitt ist eine seltene und schwierige Kunstform, nicht so für die kleine Josefine. Im eingangs genannten Buch heißt es: „Unverdrossen und mit einer beachtlichen Geschicklichkeit ging sie ans Werk, übte mit beharrlicher Ausdauer, eiferte dem Vater mit erstaunlicher Besessenheit nach, überzeugte ihn sehr bald davon: Das Mädel hat Talent!“ Josefine setzte ihr Können erfolgreich fort. Die Familie lebte vom Verkauf der kleinen Kostbarkeiten. Die immer Fleißige verfeinerte ihre Technik. Sie sammelte gefütterte Briefkuverts und verarbeitete die Seidenpapiere (siehe Pieta in der Mitte), sodass die farbigen Scherenschnitte manchmal mit Malerei verwechselt wurden. Josefine stellte Landschaften, Pflanzen, Bäume und Tiere dar, aber auch Alltagsszenen oder Prominente. Unter ihren Kunden waren Klöster und Kirchen, da sie selbst tiefreligiös war. Ihre Arbeiten zu Weihnachten und Ostern überzeugen in ihrer Ausgestaltung mit viel Liebe zum Detail auch heute.
Josefine Allmayers Scherenschnitte wurden in Österreich und im Ausland, sogar in New York, ausgestellt. Sie konnte ihre Kunstwerke in mehr als 500 Büchern, Kalendern und Zeitschriften veröffentlichen. Insgesamt schuf die Schnittmeisterin mehr als 3.000 Arbeiten und gilt als die bedeutendste Scherenschnittkünstlerin ihrer Zeit.
Ausgestellt
Die Sammlung von Josefine und Hans Allmayer wird im Universalmuseum Kierling aufbewahrt und zeigt die Scherenschnitte,.im „Allmayerraum“.
Haus im Grünen
Universalmuseum Kierling, Zweigverein des Kierlinger Bürger Vereins
▸ Öffnungszeiten: Freitag 18-20 Uhr, Sonntag 10-12 Uhr
▸ 3400 Kierling, Hauptstraße 114
▸ Eintritt: Freie Spende
Tipp 1: Auf Anregung einer Leserin des SONNTAG hat das Musem einen christlichen ewigen Kalender mit Scherentschnitten von Josefine Allmayer im Format A4 gestaltet. Preis: EUR 10,–
Tipp 2: Das Museum bietet Scherenschnittworkshops an. Kontakt über Direktorin Christl Chlebecek: 0664/654 79 86 und museum.kierling@inode.at