Abhängig vom ersten Frühlings-Vollmond

Gemeinsamer Ostertermin
Ausgabe Nr. 14
  • Weltkirche
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Er ist entscheidend: der erste Vollmond nach dem Frühlingsbeginn.
Er ist entscheidend: der erste Vollmond nach dem Frühlingsbeginn. ©istock

Heuer gibt es am 20. April wieder einmal einen gemeinsamen Ostertermin aller christlichen Kirchen. Die Sehnsucht, an einem bestimmten Tag gemeinsam Ostern zu feiern, ist groß. Eine kleine Hinführung zum „Osterfeststreit“, zur Frage der Kalender und zu Reformvorschlägen.

Alle Christinnen und Christen sollen den im Jahr 2025 zufällig in den Kirchen des Westens und des Ostens am selben Tag liegenden Ostertermin – heuer am 20. April – „als Einladung verstehen, hinsichtlich eines gemeinsamen Ostertermins einen entscheidenden Schritt in Richtung Einheit zu tun“: Dies betonte Papst Franziskus  am 25. Jänner beim ökumenischen Gottesdienst zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern.

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Ein Datum für Ostern

Abweichend vom ursprünglichen Redemanuskript fügte der Papst in Sankt Paul vor den Mauern hinzu: „Die katholische Kirche ist bereit, ein Datum zu akzeptieren, das alle wollen – ein Datum der Einheit.“ Auch das heurige 1.700-Jahr-Jubiläum des ersten ökumenischen Konzils von Nizäa (325) könnte ein Anlass sein, die Bemühungen um ein künftig gemeinsames christliches Osterdatum voranzubringen. Denn Nizäa hat schon bisher viel mit dem Ostertermin zu tun.
 

Der sogenannte „Osterfeststreit“

Der Ausgangspunkt ist das jüdische Pessachfest, das immer auf den 14. Nisan, den Vollmondtag des Frühjahrsmonats, fällt. „Pessach“ oder „Pascha“ erinnert zum einen an den Vorübergang Gottes an den Häusern der Israeliten in Ägypten, wobei die Erstgeborenen des Volkes Israel verschont und die Erstgeborenen Ägyptens bei Mensch und Vieh getötet wurden. Zum anderen wird damit überhaupt die Errettung Israels aus der ägyptischen Sklaverei bezeichnet, „dokumentiert“ durch den Durchzug des Volkes durch das Rote Meer. Schon früh dürften die ersten Christen das Pessachfest mit dem jährlichen Gedächtnis des Leidens, Sterbens und Auferstehens Jesu zusammen begangen haben. Wahrscheinlich gab es unterschiedliche Ostertermine bereits in der frühen Kirche, darauf verweist der sogenannte „Osterfeststreit“ in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach Christus. Denn während die Kirchen in Syrien und in Kleinasien dieses Jahresgedächtnis der Auferstehung Jesu am 14. Nisan, dem Vollmondtag des ersten Frühlingsmonats feierten, also am jüdischen Pessachdatum festhielten, begingen Rom und viele andere Teilkirchen das Osterfest am Sonntag nach dem 14. Nisan. Das erste Konzil von Nizäa (325) legte schließlich vor exakt 1.700 Jahren fest, dass das Osterfest immer am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling begangen werden soll. Als Frühlingsbeginn wurde der 21. März angesehen. Das Osterfest war und ist sehr stark mondphasenabhängig. Denn es ergab sich hinsichtlich der möglichen Ostertermine eine große Schwankungsbreite von fast fünf Wochen: Ostern als sogenanntes „bewegliches Fest“ (im Kalender) kann frühestens am 22. März oder spätestens am 25. April gefeiert werden. Weihnachten als „unbewegliches Fest“ wird hingegen immer am 25. Dezember begangen.
 

Ostern: Julianisch oder Gregorianisch

Doch warum ist ein gemeinsamer Ostertermin so selten? Das hängt auch damit zusammen, dass die orthodoxen Kirchen den Ostertermin bis heute nach dem sogenannten Julianischen Kalender berechnen. Der von Gaius Julius Cäsar mit 1. Jänner 45 vor Christus erneuerte Kalender war – vereinfacht gesagt – schon einige Jahrhunderte lang nicht mehr mit der echten astronomischen Zeit in Einklang, als Papst Gregor XIII. im Auftrag des Konzils von Trient (1545 bis 1563) im Jahr 1582 mit der Bulle „Inter gravissimas“ einen notwendigen Gleichklang des Kalenders (wieder-)herstellte. Markanteste Auswirkung damals: Im Jahr 1582 folgte auf den 4. Oktober sofort der 15. Oktober. Dazu hatte die päpstliche Kommission noch ein paar weitere mathematisch-astronomisch inspirierte Vorschläge. In der Praxis bedeutete dies, dass der sogenannte Gregorianische Kalender eigentlich der Julianische Kalender geblieben ist, welcher allerdings 1582 vom Papst mit einem – wie es heute in der Computersprache heißt – „Update“, also einer Aktualisierung versehen worden ist. Damit ist der Gregorianische Kalender in Wirklichkeit auch der genauere, denn Kalender und Natur fallen nicht so auseinander. Gegenwärtig ist der Julianische Kalender 13 Tage zurück.
 

Das Konzil und der Ostertermin

In einem eigenen Anhang zur Liturgiekonstitution hatte sich am 4. Dezember 1963 auch das Zweite Vatikanische Konzil zu einer „Kalenderreform“ geäußert. „Das Heilige Allgemeine Zweite Vatikanische Konzil misst dem Verlangen vieler, das Osterfest auf einen bestimmten Sonntag anzusetzen und den Kalender festzulegen, nicht geringe Bedeutung bei. Nach sorgfältiger Abwägung aller Folgen, die aus der Einführung eines neuen Kalenders entspringen können, erklärt es Folgendes. Das Heilige Konzil widerstrebt nicht der Festlegung des Osterfestes auf einen bestimmten Sonntag im Gregorianischen Kalender, wenn alle, die es angeht, besonders die von der Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl getrennten Brüder, zustimmen.“ Seit Jahrzehnten werden dafür zwei mögliche Sonntage genannt: der Sonntag nach dem zweiten Samstag im April (9. bis 15. April) oder der zweite Sonntag im April (8. bis 14. April). Als rekonstruiertes historisches Datum der Auferstehung Jesu gilt der 9. April 30. Entscheidend wird allerdings sein, dass alle (!) christlichen Kirchen hier zu einer Übereinstimmung gelangen – um neue Spaltungen auszuschließen. 

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Autor:
  • Stefan Kronthaler
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