Nicht so kompliziert!

4. Sonntag im Jahreskreis
Ausgabe Nr. 5
  • Sonntag
ei der Priesterweihe liegt der Kandidat auf dem Boden.
ei der Priesterweihe liegt der Kandidat auf dem Boden – ein Sinnbild für die ganze Hingabe seines Lebens. ©kathbild.at / Franz Josef Rupprecht

Gedanken zur zweiten Lesung P. Karl Schauer OSB.

4. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B – 28. Jänner

Paulus, der begnadete Schreiber zahlreicher Briefe an die frühen Christengemeinden, bleibt ein „apostolischer Sonderfall“. Seine Briefe, die Eingang in den Kanon der Heiligen Schrift gefunden haben, und sein Leben belegen es. Wahrscheinlich war er zur Ehe unfähig. Ob er zölibatär gelebt hat, wissen wir nicht, und auch sonst lässt sein Leben viele Vermutungen zu, wenn man zwischen den Zeilen seiner Briefe liest. Wahrscheinlich war er ein Single, intellektuell, gebildet, verwundbar, empfindlich, von seinem Auftrag überzeugt. In späteren Jahrhunderten wäre er ein typischer Bischofskandidat der Kirche gewesen. An seinen Misserfolgen ist er gereift: verfolgt, abgewiesen, missverstanden, geschlagen, gestrandet, verkannt, schlussendlich sogar geköpft.

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Und was will er mit dem Briefabschnitt dieser Sonntagslesung? Nimm Dich nicht zu wichtig! Das Leben ist kompliziert und viele machen es noch komplizierter.

Jede und jeder hat seine Aufgaben, seine Fähigkeiten, seine Charismen, seine Berufung. Letztlich ist Leben immer ein Dienst am Menschen und an Gott: Für die Verheirateten und Unverheirateten, für Witwen und Jungfrauen, für Männer und Frauen mit den Herausforderungen und Spannungen der konkreten Zeit. Die Überhäufung mit Sorgen knechtet und zermürbt. Fesseln, die den Menschen angelegt werden, nehmen den Menschen die Freiheit, die Freiheit für Gott und die Menschen, und die Freude am Glauben.

Manchmal braucht es eine Entsorgung des Gift- und Sperrmülls unseres Lebens und Glaubens. Jung, gesund, erfolgreich und seicht müssen nicht die großen Konstanten des Lebens sein.

1. Lesung Deuteronomium 18,15–20

Unsere Zeit ist arm an Propheten. Ihr Stimmen sind verstummt, der Mut verblasst, die Gottesrede ausverkauft. Scharlatane mit ihren „Lebensweisheiten“, billig und einfach, haben Hochkonjunktur.

Mose sprach zum Volk: Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören. Der Herr wird ihn als Erfüllung von allem erstehen lassen, worum du am Horeb, am Tag der Versammlung, den Herrn, deinen Gott, gebeten hast, als du sagtest: Ich kann die donnernde Stimme des Herrn, meines Gottes, nicht noch einmal hören und dieses große Feuer nicht noch einmal sehen, ohne dass ich sterbe. Damals sagte der Herr zu mir: Was sie von dir verlangen, ist recht. Einen Propheten wie dich will ich ihnen mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen. Ich will ihm meine Worte in den Mund legen und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm gebiete. Den aber, der nicht auf meine Worte hört, die der Prophet in meinem Namen verkünden wird, ziehe ich selbst zur Rechenschaft. Doch ein Prophet, der sich anmaßt, in meinem Namen ein Wort zu verkünden, dessen Verkündigung ich ihm nicht geboten habe, oder der im Namen anderer Götter spricht, ein solcher Prophet soll sterben.

2. Lesung 1 Korínther 7,32–35

Lebensromane werden nicht mehr geschrieben. Aber wir sollten die Kurzgeschichten des Lebens erzählen und Schritte zur Wirklichkeit setzen. Diese sind voller Weisheit und Spannung.

Schwestern und Brüder! Ich wünschte, ihr wäret ohne Sorgen. Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn; er will dem Herrn gefallen. Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; er will seiner Frau gefallen. So ist er geteilt. Die unverheiratete Frau aber und die Jungfrau sorgen sich um die Sache des Herrn, um heilig zu sein an Leib und Geist. Die Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; sie will ihrem Mann gefallen. Dies sage ich zu eurem Nutzen: nicht um euch eine Fessel anzulegen, vielmehr, damit ihr euch in rechter Weise und ungestört immer an den Herrn haltet.

Evangelium Markus 1,21–28

Die frohe Botschaft des Evangeliums befreit die Menschen von Zwängen und zunehmender Entfremdung. Wenn Gott Raum gewinnt, wird der Mensch zum Freigelassenen seiner Schöpfung.

In Kafárnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. In ihrer Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.

Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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