Nicht ohne mein Vanillekipferl
Der Duft von WeihnachtenEs duftet in meiner Küche: nach Zucker, Vanille und Butter. Aus unserer Stereoanlage schallen Weihnachtslieder. Seit gut vier Stunden gehe ich einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nach: Ich backe. Und ich backe nicht irgendetwas, sondern die erklärten Lieblingsweihnachtskekse von Herrn und Frau Österreicher: Vanillekipferl.
Vanillekipferl einmal anders
Unzählige verschiedene Rezepte finden sich für das beliebte Weihnachtsgebäck. Google etwa verspricht mir unter den Stichworten „Vanillekipferl Rezept“ 270.000 Einträge. Für mich ist und bleibt das Rezept meiner Oma das Nonplusultra: Weizenmehl, Zucker, Butter, geriebene Haselnüsse – oder auch Mandeln – und ein Eigelb. Fertig. Mehr braucht der perfekte Vanillekipferlteig meiner Meinung nach nicht.Doch mit den unterschiedlichen Essgewohnheiten vor allem auch meiner Familie und meiner Freunde sind mir in den vergangenen Jahren auch immer wieder andere Rezepte aufgefallen. Ganz selbstverständlich kommen da die Vanillekipferl auch in der Vollwertvariante daher oder in veganer Version.
Und wer sich jetzt fragt, ob Vanillekipferl ohne Weizenmehl oder ohne Butter auch schmecken, dem geht es da nicht anders als mir. Wenn ich da an mich denke: Meine Kompromissbereitschaft, was ich als „echtes Vanillekipferl“ akzeptiere, ist wohl eher klein.
Omas Vanillekipferl
42 dkg Mehl
10 dkg Zucker
30 dkg Butter
15 dkg geriebene Mandeln
1 Eigelb
Staubzucker und das Mark einer Vanilleschote zum Wälzen
Alle Zutaten mit möglichst kalten Händen (Wärme tut dem Mürbteig nicht gut!) rasch zu einem glatten Teig verarbeiten – die Butter am besten in kleine Stücke schneiden, dann lässt sie sich besser hineinmischen. Anschließend im Kühlschrank mindestens 2 Stunden rasten lassen.
Den Teig danach noch einmal durchkneten und Kipferl in der gewünschten Größe formen und auf ein eingefettetes Backblech legen. Bei 180 Grad je nach Größe der Kipferl 8–10 Minuten backen.
Noch heiß im Staubzucker-Vanille-Gemisch wälzen. Anschließend in Dosen packen und 1–2 Wochen ruhen lassen.
Die Sehnsucht nach Vanillekipferln
Aber prinzipiell, muss sich sagen, finde ich Adaptierungen alter Rezepte interessant und in vielen Fällen sind sie wohl auch notwendig. Wer keine Lactose verträgt oder Weißmehl vermeiden möchte, muss auf Alternativen zurückgreifen – darf sich aber doch trotzdem nach Vanillekipferln sehnen. Wem eine vegane Ernährung ein Herzensanliegen ist, der wird in jeder Lebenslage auf Eier und Butter verzichten wollen – aber vielleicht nicht auf Vanillekipferl.
Ein Selbstversuch
Und so beschloss ich, einen Selbstversuch zu starten – sozusagen einen sehr persönlichen Vanillekipferltest. Neben dem Rezept meiner Oma wollte ich eine Vollwertvariante und eine vegane Version von Vanillekipferln ausprobieren. Rezepte dafür waren schnell gefunden und die Zutaten schnell gekauft. Vollkornmehl und Rohrohrzucker, aber auch milchfreie Butter werden mittlerweile in allen gängigen Supermärkten angeboten. Selbst in Bio-Qualität ist alles schnell und einfach zu bekommen.
Vanillekipferl mit Vollkornmehl
300g Vollkornmehl nach Wahl (Weizen oder Dinkel)
220g Butter
80g geriebene Mandeln
100g Rohrohrzucker
Staubzucker und das Mark einer Vanilleschote zum Wälzen
Alle Zutaten, die Butter in Flocken, zu einem glatten Teig verarbeiten und für 2 Stunden im Kühlschrank rasten lassen. Danach den Teig zu kleinen Kugeln und dann die Kugeln zu Kipferln formen – so lässt sich der Teig am besten verarbeiten.
Bei 170 Grad auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech für etwa 15 Minuten backen. Abschließend im Zucker-Vanille-Gemisch wälzen.
Das große Backen
Einen Supermarktbesuch später stand ich deshalb in meiner Küche. Bereit, in neue Dimensionen des Vanillekipferluniversums einzutauchen. Ich wog Butter und Mehl in diversen Ausprägungen, mischte Mandeln und Vanillemark dazu, schlug Eier auf und knetete – und war nach einigen Stunden des Teigrastens, was auch alternative Vanillekipferlteige schätzen, bereit, mein Können beim Kipferlwuzeln unter Beweis zu stellen. Die Beschaffenheit der Teige, das merkte ich schnell, war bei allen drei Rezeptvarianten gleich angenehm. Alle drei Teige waren ausnahmslos gut zu verarbeiten: Kein Pickenbleiben auf der Arbeitsplatte oder den Fingern, das Wuzeln und Kipferl-Formen ausnahmslos einfach. Das Backen war sowieso kein Problem. Nur beim anschließenden Wälzen in Vanillezucker zeigten sich die Vollkornkipferl ein bisschen kapriziös – sprich der Zucker haftete nicht ganz so wie gewohnt.
Jetzt wird gekostet
Und der Geschmack? Eines ist klar: Mit jedem der drei Rezepte lassen sich ausgezeichnete Weihnachtskekse produzieren.
Auf Platz 1 landen bei mir ganz klar – und wohl auch nicht anders zu erwarten – jene, die nach dem Rezept meiner Oma gemacht sind. Zugegeben bestimmt auch deshalb, weil ich sie so zeit meines Lebens kenne und auch sehr gerne mag.
Platz 2 belegen die Vanillekipferl mit Vollkornmehl. Sie sind natürlich wesentlich „kerniger“, außerdem etwas herber im Geschmack und auch der Vanillezucker haftet eben an ihnen nicht ganz so gut wie an den gewohnten, aber alles in allem sind sie einfach gute Kekse.
Platz 3 bleibt damit der veganen Version. Auch das ein wirklich gutes Vanillekipferl – keine Frage. Aber der buttrige Geschmack fehlt mir bei dieser Variante doch sehr. Geschmacklich sind die Vollkornkipferl und auch die veganen damit keine echte Alternative zu den Kipferln meiner Oma. Dafür aber eine außergewöhnliche Erweiterung für den weihnachtlichen Keksteller.
Vegane Vanillekipferl
200g vegane Butter
240g Mehl
60g Zucker
110g geriebene Mandeln
1 Messerspitze abgeriebene Zitronenschale
100g Staubzucker und 2 Packungen Vanillezucker zum Wälzen der Kipferl
Das Mehl auf die Arbeitsfläche sieben. Zucker, Zitronenschale, geriebene Mandeln sowie vegane Butter in Flöckchen dazugeben und alles zu einem geschmeidigen Teig zusammenkneten. Für 2 Stunden im Kühlschrank rasten lassen.
Dann nochmals durchkneten und Kipferl aus dem Teig formen. Bei 190 Grad je nach Größe 10 bis 12 Minuten backen und anschließend im Staubzucker-Vanille-Gemisch wälzen.