Nationalratswahl: Worauf Christen achten sollten

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Ausgabe Nr. 36
  • Österreich
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„Qual“ der Wahl: Was Christinnen und Christen am 29. 9. bedenken sollten.
„Qual“ der Wahl: Was Christinnen und Christen am 29. 9. bedenken sollten. ©istock
Am 29. September 2024 wählt Österreich einen neuen Nationalrat.
Am 29. September 2024 wählt Österreich einen neuen Nationalrat. ©istock

Worauf Christinnen und Christen bei der Nationalratswahl am 29. September achten sollten. Der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner sieht dies im Maßstab des Evangeliums begründet.

Grundsätzliche Überlegungen zum Wahlverhalten von Christinnen und Christen bei der Nationalratswahl in Zeiten höchster Verunsicherung erläutert der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner im Gespräch mit dem SONNTAG.

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Christen bei der Nationalratswahl

Auf welche Themen der Parteien sollen die Katholikinnen und Katholiken achten, wenn sie am 29. 9. ihr Kreuzerl in der Wahlzelle machen?

PAUL M. ZULEHNER: In erster Linie geht es um die großen Herausforderungen der Welt: Das ist die Frage des Friedens, das ist die Frage des Klimanotstandes, das ist die Frage der Migration, das ist die Roboterisierung der Wirtschaft, die uns auch noch sehr zu schaffen machen wird. Wir sollten vor allem nicht nur auf die Gefühle schauen, die die Leute vermitteln, sondern was sagen die Politikerinnen und Politiker zu diesen Inhalten: Wie kommt man zu einem gerechten Frieden oder wie kann man den Klimanotstand bearbeiten?

Die Menschen haben große Ängste in einer taumelnden Welt. Welche Antworten hat unsere Kirche für diese verängstigten Menschen?

Es ist sicher nicht die Aufgabe und der Sinn der Kirchen, mit dem Evangelium in der Hand die Hoffnungslosigkeit der Welt zu verdoppeln. Sondern zu sagen: Wenn es die Welt Gottes ist, und sein Geist nach wie vor in dieser Welt präsent ist, dann könnten wir aus dieser Kraft des Geistes auch sagen: Es gibt genug Menschen, die inspiriert sind von diesem Überlebenswillen der Welt im Namen Gottes, dass es auch eine gute Politik geben wird. Daher haben wir durchaus Grund zur Zuversicht. Mischt sich die Kirche genug in die gesellschaftspolitischen Debatten ein, gerade auch jetzt im Wahlkampf? Kirche: Das sind nicht nur die Bischöfe, die das auch tun, Gott sei Dank. Gerade in Europa, besonders in Deutschland, gibt es klare und kantige Stellungnahmen. Aber die Kirche, das sind auch kleine Netzwerke, das sind Initiativen in der Katholischen Aktion, das ist der Laienrat. Es gibt eine äußerst bunte Präsenz von christlich engagierten Menschen im politischen Raum, dass ich da gar nicht so verzagt bin.

Wahlempfehlung zur Nationalratswahl

Früher gaben die Bischöfe in Hirtenbriefen gleichsam eine Wahlempfehlung ab, und dann die Priester auf den Kanzeln. Am 29. August machte dies die Katholische Aktion Österreich im Wiener Cafe Landtmann, indem sie vor einer Stimme für die FPÖ warnte. Brauchen mündige Katholikinnen und Katholiken heutzutage noch eine Wahl- oder Nicht-Wahlempfehlung?

Ich habe das nicht als Warnung verstanden, sondern als Aufruf nachzudenken, zu überprüfen, ob das, wofür diese Partei, aber auch andere politische Parteien stehen, ob das mit dem Kern der Botschaft des Evangeliums kompatibel ist. Diese Überprüfung mahnt der Präsident der Katholischen Aktion Österreich, Ferdinand Kaineder, zu Recht ein.

Warum folgen die Menschen vermeintlich klaren Antworten – sowohl von links- als auch von rechtsextremen Positionen?

Die Menschen haben Angst und da suchen sie nach jemanden, der ihnen inmitten der Angst die Probleme vereinfacht und eine Lösung dieser Probleme verspricht. Diese Menschen sind dann Opfer der Vereinfacher, denn wenn diese Personen dann an der Macht sind, dann stellen sie sich genauso den komplizierten Problemen und müssen dann eine viel andere Politik machen, als sie ankündigt haben.

Zur Person

Paul M. Zulehner

Univ.-Prof. Paul M. Zulehner lehrte Pastoraltheologie an der Universität Wien.

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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