Namenspanne bei der Taufe
HirtenhundTaufen sind feierliche Angelegenheiten. Manchmal sind sie sogar recht lustig – so etwa vor vielen Jahren, als ich bei der Taufe eines Kleinkindes dabei war, das auf den Namen Melissa getauft werden sollte. Der Priester – ein alter, honoriger Herr – litt unter altersgemäßer Schwerhörigkeit und sagte feierlich: „Ich taufe dich auf den Namen Melitta.“ Verdutzte Gesichter, erschrockene Eltern. Diese Anekdote fiel mir ein, als ich die Nachricht über das jüngste vatikanische Dokument zur Sakramentenpastoral las. Bei Taufen, Firmungen und Hochzeiten hätten sich Geistliche bitteschön streng an die liturgischen Formel-Vorschriften zu halten. Immer wieder sei es vorgekommen, dass die Taufformel „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ abgeändert worden sei. Eine Variante wie „Im Namen von Papa und Mama taufen wir dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ führe zu einer ungültigen Taufe.
Tatsächlich ist das Problem nicht neu. So ist ein Brief aus dem 8. Jahrhundert überliefert, in dem es um einen des Lateinischen nicht mächtigen Priester geht, der die Taufe mit der Formel „Baptizo te in nomine Patria et Filia et Spiritus Sancti“ gespendet hatte – zu Deutsch etwa: „Ich taufe dich im Namen die Heimat, die Tochter und des heiligen Geistes“. Die Entscheidung damals: Die Taufe ist gültig, weil der Spender nicht mit bösem Willen, sondern schlicht aus Unkenntnis die Formel verdreht habe. Heute wäre das wohl anders, hält das neue Dokument doch fest, dass jede Änderung der Formel letztlich „zu Zweifeln an der wirklichen Absicht des Spenders“ berechtige – und das Sakrament wohl ungültig wäre. Ich reibe mir bei solchen Dingen immer ungläubig die Augen: Soll sich jener Gott, den wir als allmächtig, allgütig und allwissend bekennen, tatsächlich in seinem Heilshandeln durch Formeln einhegen lassen, als wären es magische Sprüche? Und ist es nicht eine anachronistische Verabsolutierung einer Taufformel, die selber eine Genese hat und nicht vom Himmel gefallen ist? (Und was ist mit den unierten östlichen Kirchen, die die orthodoxe Taufformel „Sei getauft …“ oder „XYZ wird getauft“ verwenden? Geht nun ein Riss durch die Ökumene?)
Zurück zur kleinen Melitta, die doch so gern eine Melissa wäre. Bei der anschließenden Feier wurde der alte Priester über das Missgeschick informiert. Er lachte das einfach beiseite mit dem Hinweis, der Herr werde schon den richtigen Namen verstanden haben. Hätte der gute Mann wenigstens die Taufformel aus Schusseligkeit verändert, stünde der Kaffeetante immerhin eine neuerliche Taufe zu.