Mit wenig Gießen den Garten genießen

Nachhaltig für die Schöpfung
Ausgabe Nr. 18
  • Leben
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Der Rote Sonnenscheinhut hält Hitze und Trockenheit stand und ist schön anzusehen.
Der Rote Scheinsonnenhut hält Hitze gut aus, ist schön und eine Heilpflanze. ©Annette Lepple

Zeiten der Trockenheit, wie sie der Sommer mit sich bringt, bedeuten Stress für Gärtner, Pflanzen und Tiere. Wer im Sommer nicht ständig gießen möchte, kann sich einen trockenheitstoleranten Garten anlegen. Vielfalt im Garten begünstigt ein natürliches Gleichgewicht. Tipps für geeignete Pflanzen und für das richtige Gießen hält Gartenexpertin Annette Lepple in ihren Büchern bereit.

Gärtnern macht glücklich, ist die passionierte Gärtnerin und Buchautorin Annette Lepple überzeugt. „Das Wühlen mit den Händen in der Erde regt die Produktion von Serotonin und Dopamin an. Diese Stoffe fördern das Immunsystem und machen uns happy!“ Serotonin ist ein Glückshormon, Dopamin werde vor allem beim Ernten freigesetzt. „Man vermutet, dass dies ein Überbleibsel unserer Jäger- und Sammlervorfahren ist“.

Für uns bedeutet Gärtnern vor allem Kontakt mit der Schöpfung, die uns im Frühling mit ihrem Wiedererwachen und ihrer faszinierenden Vielfalt vor Augen tritt. Mit der Natur sind wir gleichsam  mittendrin in der Auferstehung. Doch Schöpfung und Natur sind bedroht. In Österreich wurden zuletzt pro Jahr 15 bis 20 Quadratkilometer Boden zubetoniert oder asphaltiert, d. h. mit einer wasser­undurchlässigen Schicht abgedeckt. Wichtige Bodenfunktionen, wie Wasser zu speichern und zu verdunsten, gingen damit verloren.

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Das Kultivieren von Pflanzen und Grün an Mauern gewinnt an Bedeutung

„Boden ist ein wertvolles und begrenztes Gut. Einmal verloren lässt er sich nur mühsam und über lange Zeit wieder in Natur und fruchtbaren Boden umwandeln“, erklärt die Gartenexpertin Annette Lepple in ihrem Buch „Garten ohne Gießen“. „Der Ausdruck ,Mutter Erde‘ ist ganz wörtlich zu verstehen, denn der Boden ernährt uns und verdient unseren Respekt“, betont sie.

In Zeiten des Klimawandels gewinnt das Kultivieren von Pflanzen und Grün, sei es auf dem Fenstersims, am Balkon, im Garten, an Mauern oder auf Dächern besondere Bedeutung. „Sie machen ein Umfeld lebenswert und sind wertvolle Habitate für die zusehends bedrängte Tier- und Pflanzenwelt. Naturschutz beginnt vor der Haustür“, appelliert Annette Lepple.

Die Gartendesignerin ermutigt zum Pflanzen und Kultivieren von Grün und plädiert für wassersparendes Gärtnern. Zahlreiche Tipps und Ratschläge, wie dies gelingen kann, gibt sie in den Büchern „Garten ohne Gießen“ und „Genießen statt Gießen“. „Zu einem verantwortungsvollen Umgang gehören eine kluge Pflanzenwahl, Wasser sammeln und richtig gießen“, fasst die Autorin zusammen.

Garten-Tipp: Mulchen

Schon im Frühling kann man sich auf Trockenheitsphasen im Sommer vorbereiten. Um den Boden vor dem Austrocknen zu bewahren, empfiehlt sich das Mulchen – das Ausbringen von mineralischem (Ziergarten) oder organischem (Zier- und Gemüsegarten) Material auf den Gartenboden. Mulch-Material kann z. B. Rasenschnitt, Laub, Holzhäcksel, Heu, Stroh, Kies oder reifer Kompost sein. „Mulchen reduziert die Verdunstung und damit den Gießaufwand. Gleichzeitig sorgt es für eine ausgeglichene Temperatur, sodass Pflanzenwurzeln und Organismen in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können“, rät die Gartenexpertin.

Regentonnen und richtiges Gießen für Vielfalt im Garten

Das Sammeln von Regenwasser über die Dachrinnen ist eine der ersten Maßnahmen, die viele Gärtnerinnen und Gärtner bereits umsetzen. Ratsam ist, die Sammelbehälter (Tonne, Fässer, diverse Behälter) nicht der prallen Sonne auszusetzen, weniger schöne Modelle können mit Kletterpflanzen kaschiert werden.

Richtiges Gießen ist in Trockenheitsphasen entscheidend. „Das direkte Bewässern im Wurzelbereich ist Sprinklersystemen, bei denen viel Wasser verdunstet, vorzuziehen“, so Annette Lepple. Gegossen wird idealerweise abends oder am frühen Morgen. „Regelmäßiges Lockern der Erde ist wichtig, denn nur lockerer Boden vermag Wasser aufzunehmen.“

Pflanzen, die man wenig gießen muss

Um gut über die heiße Jahreszeit zu kommen, ist die Wahl der Pflanzen besonders wichtig. Diese sollten gefallen, zum Boden des Gartens und zum Standort passen. Die Auswahl an Gehölzen, Stauden, Gräsern und Blumen, die Trockenheit tolerieren, ist groß. Ob Lavendel, Steppensalbei, Zierapfel, Weißdorn, Berberitze, Kornelkirsche, Tüpfel-Johanniskraut oder Mönchspfeffer – die Schöpfung hält eine große Vielfalt an schönen, wohlriechenden und oft auch heilsamen Überlebenskünstlern für trockene Zeiten bereit. Auch die Fetthenne, der Kaukasus Gamander, Sukkulenten und die Färber-Hundskamille sind sehr pflegeleicht, kommen gut mit Trockenheit zurecht und sorgen über Monate hinweg mit ihren zauberhaften Blüten für Freude im Garten.

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Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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