Abschied: Michael Landaus inspirierende Reise

30 Jahre Caritas
Ausgabe Nr. 5
  • Österreich
Autor:
Michael Landau war von 2013 bis Ende Jänner 2024 Caritaspräsident in Österreich. Er leitete von 1995 bis 2023 auch die Caritas der Erzdiözese Wien. ©Caritas / Ingo Pertramer

Michael Landau verlässt nach 30 Jahren die Caritas Österreich. Ein bewegendes Interview offenbart prägende Begegnungen. Entdecken Sie die tiefe Hingabe eines Mannes, der Leben verändert hat.

Michael Landau benennt in der Caritas seit fast 30 Jahren soziale Fragen, schonungslos und direkt, immer mit dem Anspruch, Menschen zu helfen, damit es ihnen besser geht. Im Interview spricht er über die Herausforderungen und die Ansprüche an der Spitze der katholischen Hilfsorganisation und darüber, wie ein Bier mit Obdachlosen am Westbahnhof noch immer in ihm nachklingt.

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1995 sind Sie, Herr Dr. Landau, in die Caritas eingestiegen – zuerst in Wien und dann auf Österreichebene. Wie sehr hat Sie diese Tätigkeit geprägt?

MICHAEL LANDAU:

Nicht ich habe die Caritas geprägt, sondern die Menschen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Klientinnen und Klienten, die vielen Begegnungen im In- und Ausland haben mich ein ganzes Stück weit geprägt. Es ist ja am Ende nie eine Person, die eine Organisation leitet, sondern die Organisation ist getragen vom Miteinander ganz, ganz vieler Menschen, Hauptamtlicher und Freiwilliger, Spenderinnen, Spender, Menschen, die die Arbeit im Gebet begleiten.

Und geprägt hat mich das, insofern ich in den Begegnungen ganz oft viel Hoffnung und Zuversicht gespürt habe, weil es einfach sehr viele Menschen hier bei uns gibt, die spüren, dass der Schlüssel zu einem geglückten Leben eben nicht darin besteht, sich nur um das eigene Glück zu kümmern, sondern auch um das Glück anderer Menschen. Diese Grundmelodie der Hoffnung und der Zuversicht, die bei der Caritas und in der Kirche insgesamt in solchen Begegnungen spürbar ist, ist genau jetzt wichtig, in einer Zeit, wo Krisen Hochkonjunktur haben.

Sie sind ja von Ihrer Grundausbildung Biochemiker. Die Theologie und die Seelsorge sind doch dann ein anderes Feld. Da möchte ich doch aufs Menschenbild zurückkommen und nachhaken. Hatten Sie Begegnungen, die anders waren als zuvor als junger Priester?

Ich erinnere mich an eine Begegnung aus der Anfangszeit. Das war ich am Westbahnhof, und ich habe dort einige Klienten getroffen, die ich zuvor schon kennengelernt hatte im Bereich der Wohnungslosenarbeit. Die sind dort gestanden, haben Bier getrunken und dann haben sie mich gefragt, ob ich nicht mit ihnen auch ein Bier trinken will . Ich habe einen Augenblick gezögert. Dann haben sie mir eine frische Dose gegeben. Und dann bin ich mit ihnen ins Gespräch gekommen. Und das war ein Gespräch, das bis heute in mir nachklingt.

So gibt es sehr, sehr viele Begegnungen, wo es um Menschen mit Behinderungen geht, oder um den Bereich der Pflege. Ich bin ja in einem unserer Senioren- und Pflegehäuser auch als Seelsorger tätig. Ich denke an die Hospizarbeit.

All das waren Begegnungen, die einen, glaube ich, nicht nur nachdenklich stimmen, sondern die einen vor allem wohl auch ein Stück Veränderung erfahren lassen.

Es sind 30 Jahre Caritasarbeit für Sie geworden. Was ist denn für Sie in dieser Zeit ein Erfolg?

Ein Erfolg im Kleinen ist, wenn ein wohnungsloser Mensch einen Schlafsack bekommt, einen Teller heiße Suppe. Wenn es möglich ist, Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben oder in der Ukraine Menschen zu begleiten in dieser dramatischen Situation oder auch Kinder in Äthiopien vor dem Hungertod zu bewahren.

Ich glaube, im größeren Kontext meint Erfolg, wenn es uns gelingt, Menschen zu befähigen, wieder auf den eigenen Beinen zu stehen und das eigene Leben selbstbestimmt und selbstverantwortlich zu leben, aber auch ein Stück weit Gesellschaft zum Positiven zu verändern. All das gelingt und ist gemeinsam möglich.

Gleichzeitig denke ich an etwas, das ich aus der Hospizarbeit mitgenommen habe. Ich meine, es geht auch  darum, die Frage wach zu halten, was wirklich zählt. Das heißt: Lebe ich heute schon so, wie ich am Ende meiner Tage gelebt haben möchte? Und auch dieses Stück Nachdenklichkeit, glaube ich, ist etwas, das zur Arbeit gehört.

„Da hätten wir lieber nicht recht behalten!“

Wo ist vielleicht etwas nicht gelungen?

Zunächst ist es hier wie bei jeder anderen Arbeit auch: Manche Dinge setzt man auf, dann funktionieren sie gut. Und in der Regel haben sie gut funktioniert. Und manche Projekte muss man eben im Gehen weiterentwickeln. Vielleicht gibt es bei uns noch eine zweite Dimension, die dazukommt. Die, dass ich mich im Rückblick auch frage: Haben wir immer den richtigen Ton getroffen? Das heißt, waren wir nicht in manchen Auseinandersetzungen vielleicht zu scharf? Ich erinnere mich an eine Gelegenheit, als unsere ehemalige Innenministerin – im Rückblick würde ich sagen zu Recht – ob unserer Aussagen ein Stück weit gekränkt reagiert hat. Es ging um die damals vorherrschende Quartiersnot für geflüchtete Menschen und darum, dass sie damals von den Ländern im Stich gelassen worden war. Wir haben ihr daraufhin öffentlich sinngemäß ausgerichtet, sie solle sich einfach mehr anstrengen.

Umgekehrt sind wir vielleicht auch manchmal zu zahm aufgetreten – etwa wenn es darum gegangen ist, dass es noch immer Kinder gibt, die an Hunger sterben. Hätten wir da nicht manchmal lauter sein müssen?

Letztlich haben wir manchmal auch schmerzlich Recht behalten, wenn wir etwa unter der türkis-blauen Bundesregierung davor gewarnt haben, die Mindestsicherung zu zerschlagen. Das war ein schwerer Fehler, der sich jetzt in der Krise schmerzlich rächt. Da hätten wir lieber nicht Recht behalten.

Sie haben jetzt die Politik angesprochen. Sie haben auch schon von scharfen Auseinandersetzungen gesprochen. Die Caritas gilt ja gemeinhin als politische Stimme der Kirche. Wie politisch ist die Caritas?

Zunächst, wir sind politisch. Aber nicht in dem Sinne, dass wir an der Seite irgendeiner politischen Partei stehen, sondern in dem Sinne, dass wir an der Seite jener Menschen stehen, für die wir uns Tag für Tag in der praktischen Arbeit einsetzen. Caritas heißt ja Not sehen und Handeln. Und unser Auftrag ist es, Menschen in Not beizustehen, ganz gleich, ob es sich um obdachlose Menschen handelt, um Menschen, die von Armut betroffen sind, ob es sich um einsame Menschen handelt, Alleinerzieherinnen, Arbeitslose – unabhängig auch vom Glaubensbekenntnis, von der Herkunft, vom sozialen Status.

Ich bin überzeugt, genau an diesen Rändern der Gesellschaft und des Lebens gewinnt unser Glaube Gestalt. Wir müssen auch als Kirche Sprachrohr all der ausgegrenzten, vermeintlich überflüssigen und an den Rand gedrängten Menschen sein, vom behinderten Kind bis zum sterbenden Greis.

Das ist nicht immer gemütlich, aber permanente Gemütlichkeit ist auch nicht Gegenstand der biblischen Verheißung. Das heißt, es mag sein, dass diese Botschaft nicht immer gerne gehört wird. Aber wenn die Kirche nicht mehr mahnt, wer soll es dann noch tun? Unser Auftrag ist unter jeder Bundesregierung der gleiche. Das Evangelium ist kein Parteiprogramm, und die Caritas ist von daher weder rot noch schwarz, noch grün, noch pink, noch blau. Sondern es geht um die konkrete Hilfe für konkrete Menschen, Not sehen und Handeln. Aber im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils auch darum, mitzuwirken an einer gerechteren und in dem Sinn zukunftssicheren Gesellschaft. Man muss die Ursachen der Übel bekämpfen und nicht nur die Symptome.

Jetzt ist es aber so, dass Sie doch für einige dieser Positionen durchaus als links im politischen Spektrum kritisiert werden. Ist die Caritas links oder wandert das politische Spektrum nach rechts in den vergangenen Jahren?

Ich glaube, dass sich die Kirche nicht an den Sitzordnungen von Parlamenten orientieren kann, sondern am Evangelium Maß nehmen muss. Das tun wir auch. Ich habe von Kardinal König mitgenommen, dass er – und auch ich mit ihm – mit dem Begriff der Äquidistanz der Kirche zu den Parteien nichts anfangen kann, sondern es ist Sache der politischen Parteien, wie sie sich zum Auftrag der Kirche in der Sorge für die Armen positionieren. Die politischen Parteien positionieren sich Programm, Personen und Praxis. Unsere Arbeit ist und bleibt, mit den Armen und für die Armen im Sinne des Evangeliums einzutreten.

Hätte es Sie nicht jemals gereizt, in die Politik zu gehen? Hat es Angebote gegeben für einen „Sozialminister Landau“, der dann vielleicht Caritasprogramme umsetzen hätte können? Wäre das was gewesen für Sie?

Ich würde mich schon als politischen Menschen in dem Sinne verstehen, dass ich mich immer schon über Ungerechtigkeiten habe ärgern können. Ich meine, dass Politik auch ein wichtiger Dienst der Nächstenliebe ist. Gleichzeitig ist ganz klar: Als Priester geht man nicht in die Politik. Und ich habe viele Politikerinnen und Politiker kennen- und schätzengelernt. Neidgefühle sind dabei spontan nie aufgekommen, weil ich in der näheren Distanz auch erlebt habe, wie herausfordernd diese Arbeit und dieser Beruf ist, wie sehr Politiker unter ständiger Beobachtung stehen und wie sehr gerade auch derzeit der Ton manchmal einer ist, den man sich eigentlich nicht wünscht im Umgang miteinander.

Einige Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben weniger Hemmungen gehabt, in die Politik zu gehen. Der Prominenteste ist sicher der frühere Generalsekretär von Franz Küberl, Stefan Wallner, der bei den Grünen wirkte. Wie erklären Sie sich diese Nähe?

Den Befund der Nähe kann ich nicht teilen. Zum einen, weil ich nicht weiß und auch nicht wissen möchte, welcher Partei sich unsere 17.000 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unsere ungefähr 47.000 Ehrenamtlichen verbunden und zugehörig fühlen. Und zum anderen, weil ich von Einzelnen ganz bestimmt weiß, dass sie sich auch in anderen Parteien engagieren und dort tätig sind oder waren.

In den Augen der einen ist die Caritas zu kirchlich und zu konservativ, anderen sind wir zu links. Und solange das so ist, scheint mir, dass wir einiges richtigmachen. Der Platz zwischen den Stühlen ist oft nicht der schlechteste, um eine Stimme für jene zu sein, die andernfalls nicht gehört würden.

Was muss man eigentlich mitbringen, um bei der Caritas arbeiten zu können?

Ich glaube, ein ehrliches Interesse am Menschen, die Bereitschaft zu gestalten, den Wunsch, Dinge zum Positiven zu verändern, Empathie, aber vermutlich auch Beharrlichkeit und Ausdauer. Und es ist eine wunderschöne und erfüllende Arbeit. Das habe ich oft und oft in den Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört.

„Ich konnte mich schon immer über Ungerechtigkeiten ärgern.“ 

Papst Franziskus setzt immer wieder Signale. Sein wohl bedeutendstes schon zu Beginn seiner Amtszeit, als er Flüchtlinge auf Lampedusa besuchte oder auch einladende Gesten am Petersplatz für obdachlose Menschen setzte. Ist Franziskus ein Caritaspapst?

Ja, das beginnt schon mit der Namenswahl Franziskus. Auch seine allerersten Auftritte lassen diesen Schluss zu. Mit ihnen hat er deutlich gemacht: Es geht ihm um eine Kirche der Armen, eine Kirche für die Armen Und dieser Schluss ist auch zulässig, wenn man seine Predigten liest, die Enzykliken studiert oder bedenkt, dass er es war, der einen eigenen Welttag der Armen initiiert hat. In all dem ist Papst Franziskus ein wirklicher Caritaspapst.

Manches ist vielleicht für unsere europäischen Ohren weniger vertraut in der Tonalität. Aber ich werde etwa das Bild aus einer seiner Predigten für die Caritas Internationalis nicht vergessen, mit dem der Papst von einem doppelten Tabernakel sprach, dem Tabernakel der Eucharistie und dem Tabernakel der Armen. Und dass wir eben dem Herrn auch in den Armen begegnen und dass er uns auch dort nahe ist und dass wir dort auch den Maßstab dafür finden, was vielleicht am Ende zählen wird.

Die Caritas wurde ja von ihren Anfängen her von Priestern geleitet. Da hat sich viel verändert. Wie viel Amtskirche ist noch in der Caritas?

Ich bin von einem gemeinsamen Priestertum aller Getauften überzeugt. Dieser Auftrag aus dem Evangelium heraus gilt allen. Dem können sich Priester und Diakone so wenig entschlagen wie Frauen und Männer, die versuchen, nach dem Evangelium zu leben.

Der Glaube gewinnt Gestalt an den Rändern des Lebens und an den Rändern der Gesellschaft, nicht zuletzt als Erinnerung daran, dass es am Ende vor allem darum gehen wird, ob wir aufeinander geachtet haben, ob wir füreinander da gewesen sind, ob wir, so gut wir es konnten, versucht haben, als Menschen zu leben.

Die Caritas bleibt Hilfsorganisation der katholischen Kirche, unabhängig von der Frage, ob vorne ein Mann oder eine Frau, ein Priester oder ein Laie steht.

Inzwischen ist Ihre Nachfolgerin als Präsidentin eine Frau. In einigen Diözesen gibt es auch Caritasdirektorinnen. Sie haben jetzt auch schon sehr viel Erfahrung mit Frauen in der Caritas.

Als ich angefangen habe, vor ein bisschen über 28 Jahren, hat es neun Direktoren, zwei Generalsekretäre und nur Männer an der Spitze gegeben. Heute sind wir immerhin bei einem Drittel Direktorinnen und haben eine Generalsekretärin und jetzt auch eine Präsidentin. Ich habe in der täglichen Arbeit gelernt, dass gemischte Teams bessere Arbeit leisten. Und zum anderen sage ich ganz nüchtern: Ja, es sind heute viele Frauen auch in Verantwortung und es ist höchste Zeit. Die Caritas war schon lange eine weibliche Organisation auf den unterschiedlichsten Ebenen und in den unterschiedlichsten Bereichen. Das ist nun ein ganzes Stück weit sichtbarer geworden. Das ist ein wichtiges Signal nach innen und außen.

Sie sind auch Mitglied im Orden der Grabesritter. Dieser katholische Orden hat ein spezielles Charisma für die Menschen und für die Hilfe im Heiligen Land, wo gerade eine schreckliche Situation herrscht. Kann die Caritas im Gaza-Konflikt helfen?

Wir sind hier über das Caritasnetzwerk präsent, wo es um die Hilfe für die Zivilbevölkerung geht. Ich hatte im Vorjahr selbst die Gelegenheit, mir ein Bild von der Caritas Jerusalem und ihrer Arbeit zu machen. Die Caritas ist hier gut aufgestellt. Sie hat, das muss man tragischerweise auch erwähnen, wie andere auch Verluste von Menschenleben zu beklagen. Aber die Caritas ist vor Ort. Sie hilft nach Kräften und sie ist bereit, mehr zu tun. Ich denke, dass wir wie alle anderen darauf hoffen, dass diese humanitäre Hilfe endlich auch wirklich alle Menschen erreichen kann und dass die, die helfen, aber auch die, die Hilfe erhalten, nicht um ihr Leben bangen müssen.

Auf österreichischer Ebene endet zwar Ihr Mandat als Präsident, aber Sie bleiben Präsident der Caritas Europa. Wo sehen Sie denn die drängendsten Fragen im Zusammenhang mit Europa und der Caritas?

Ich bin überzeugt, wir brauchen im Blick nach vorne mehr und nicht weniger Europa und auch mehr Caritas in Europa. Wir stehen vor enormen Herausforderungen durch die Klimakrise, vor demografischen Aufgaben, vor den Herausforderungen der Digitalisierung. Der Kampf gegen Armut und jener gegen Hunger: All das sind Themen, die gemeinsam angegangen werden müssen, bei denen es keine Einzellösungen und Einzelwege geben wird können. Auch dort, wo es um die Frage der Migration geht. Ich meine, vieles wird gemeinsame Lösungen brauchen und die Möglichkeit, voneinander zu lernen. Das ist etwas, das die Caritas Europa auszeichnet: als lernendes Netzwerk, das ich aber auch als Chance für ein starkes europäisches Miteinander sehe.

Sie sind aber auch Mitglied des Domkapitels von Sankt Stephan. Da sind Sie Domkustos. Man kann sagen, Sie sind Finanz- oder Wirtschaftsminister des Stephansdoms. Was tun Sie in dieser Aufgabe? Wie geht es zusammen, Wirtschaftsboss und Seelsorger zu sein?

Der Dom ist zuallererst ein Haus des Gebetes und auch so etwas wie eine pastorale Visitenkarte der Diözese. Die Sorge für den Gottesdienst ist daher auch die erste Priorität des Domkapitels. Ich bin selbst seit 2008 Mitglied des Domkapitels, und seit etwa einem Jahr bin ich Kustos, also der für die Verwaltung des Domes Zuständige innerhalb des Domkapitels. Wir sind eine Gemeinschaft und wir verantworten und diskutieren diese Dinge und entscheiden sie auch gemeinsam. Dazu gehört auch eine gute finanzielle Verwaltung und das verbindet auch den Dom und die Caritas. Die Arbeit muss gut sein und nicht nur gut gemeint.

Der Dom ist gewohnt, in Generationen zu denken, und so gesehen ist das sehr schön, in dieser Weise auch am Ganzen der Diözese mitwirken zu können. Das Domkapitel ist 1365 entstanden unter Rudolf dem Stifter und steht sozusagen in diesem langen, weiten Atem der Kirche. Das ist, glaube ich, auch etwas Schönes. Wir müssen die Dinge nicht in der Alltagsaufgeregtheit zum Beispiel der Politik sehen, sondern wir können sie in einer anderen Dimension betrachten.

Darf ich rein hypothetisch eine theoretische, allgemeine Frage anschließen: Würden Sie dem zustimmen, dass das durchaus sehr verantwortungsvolle Amt eines Domkapitulars eine gute Schule wäre für das Amt des Erzbischofs von Wien?

Die letzten Erzbischöfe waren nicht Mitglieder des Domkapitels. Ich kann mich nicht erinnern, dass ein  Kardinal Mitglied des Domkapitels war. Also, die Frage ist zu hypothetisch, wie Sie sie formuliert haben.

Sie haben in diesen beinahe 30 Jahren Tätigkeit für die Caritas viel Not, Armut, Elend gesehen, aber natürlich auch Hoffnung. Was sind denn für Sie schöne Seiten des Lebens?

Ich habe eine wunderschöne Arbeit. Ich habe durch diese Arbeit sehr viele sehr spannende Menschen kennenlernen dürfen. Ich erlebe jeden Tag Neues, und das ist etwas sehr Besonderes. Ich bin glücklich, dass ich liebe Freundinnen und Freunde habe, mit meinem Bruder eine gute Beziehung. Das immer wieder zu sehen und auch zu sehen, an wie vielen Stellen man sich als Mensch einfach beschenkt erfahren darf, das macht mich sehr dankbar.

Schlagwörter
Autor:
  • Stefan Hauser, Sophie Lauringer und Georg Pulling
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