Menschen mit Down-Syndrom erzählen aus ihrem Leben
FilmerlebnisAndrea ist ein großer Opernfan und schon lange auf der Suche nach einer festen Anstellung als Altenpflegerin, über Praktika hinaus hat es bislang aber noch nicht geklappt.
Raphael und Johanna sind schon seit 3 Jahren ein Paar. Raphael arbeitet als Kellner. Irgendwann einmal wollen sie heiraten und auch Kinder bekommen. Derzeit verbringen sie viel Zeit mit dem Tanzen – als Teil der Tanzgruppe „ich bin o.k.“.
Das ganz normale Leben
Die Regisseurin Evelyne Faye begleitet sie alle mit der Kamera durch ihren ganz persönlichen Alltag – beim Kochen, beim Einkaufen, beim Wohnung putzen. Sie ist dabei, wenn sie sich in der Früh fertig machen, wenn sie zur Arbeit gehen – aber auch wenn sie einfach nur das Leben genießen. Bei ihrem ganz normalen Leben also.
Mitleidige Blicke braucht keiner
Dabei ist das Leben von Magdalena, Andrea, Raphael und Johanna in so vielen Momenten alles andere als normal. An ihnen selbst liegt das nicht. Vielmehr werden sie von der Gesellschaft, den Menschen um sie herum gebremst. Statt normal behandelt zu werden, ernten Magdalena, Andrea, Raphael und Johanna oft mitleidige Blicke und auch Betroffenheit. Aber sie brauchen kein Mitleid und schon gar keine Betroffenheit, denn im Grunde fühlen sie sich wohl in ihrer Haut. Ja, sie brauchen manches Mal Unterstützung in ihrem Alltag – sie wollen aber trotzdem ein selbstbestimmtes Leben führen. Ihr sehnlichster Wunsch ist es, inkludiert zu werden, als eigenständige, erwachsene Menschen gesehen und behandelt zu werden – mit Rechten und Pflichten aber vor allem eben auch mit Möglichkeiten.
Keine Diagnose – ein Mensch
Regisseurin Evelyne Faye ist es ganz offensichtlich ein Anliegen, das alles zu zeigen. Ein Anliegen, das wohl aus ihrer ganz persönlichen Betroffenheit kommt – denn sie weiß, wie sich der Alltag für Menschen mit Down-Syndrom und auch ihre Angehörigen anfühlen kann. Auch bei einem ihrer Kinder, ihrer 10-jährige Tochter Emma Lou, wurde Trisomie 21 diagnostiziert. Über sie sagt Evelyne Faye im Film: „Du bist keine Diagnose. Du bist einzigartig. Und du wirst uns deinen Weg zu deinem Glück zeigen. Du bist keine Diagnose. Du bist mein Kind. Und ich wünsche dir, so wie jedem Menschen, als ein Universum mit unendlich vielen Möglichkeiten betrachtet zu werden.“ Worte einer Mutter, die ihr Kind liebt und die sich nur das Beste für eben dieses Kind wünscht. Jetzt, aber auch, wenn es dann mal erwachsen ist.
Wie ist es mit Trisomie 21 zu leben
Evelyne Faye lässt tief blicken, wenn sie Magdalena, Andrea, Raphael und Johanna selbst zu Wort kommen lässt. Dem Zuschauer eröffnet sie damit in einzigartiger Weise die Chance wenigstens im Ansatz erahnen zu können, wie es ist, mit Trisomie 21 zu leben und vor allem wie es ist, wenn man nicht als Mensch wahrgenommen wird, sondern als Diagnose. Wenn man nicht ernst genommen wird. „Einen wesentlichen Anstoß haben meine eigenen Fragen zu Emma Lous Leben, Zukunft und ihrer Lebensqualität geliefert“, sagt Evelyne Faye.
Selbstbestimmt durchs Leben
Von Emma Lous Geburt an war Evelyne Faye mit einer Dynamik konfrontiert, „die ich bei meinen anderen beiden Kindern nicht erlebt habe. Uns wurde rasch erzählt, wie Emma Lou sein wird, was sie wird machen können und vor allem was sie nicht wird machen können.“ Die eigentliche Botschaft, die sie mit „Lass mich fliegen“ deshalb nun auch verbreiten möchte, ist, das jeder Mensch von Beginn an dieseleben Möglichkeiten haben sollte, „um dann im Rahmen der Fähigkeiten selbst die Entscheidungshoheit über sein Leben zu haben.“
Wie kann Leben gelingen
Die Protagonistinnen und Protagonisten in „Lass mich fliegen“ liefern durch ihre Lebensentwürfe Ideen und Möglichkeiten, wie ihr Leben gelingen kann. „Das heißt noch nicht, dass es für Emma Lou so sein wird,“, sagt Eveline Faye: „aber als Mutter gibt es mir Kraft und Hoffnung, dass wir uns – weder sie noch ich – davon einschränken lassen sollten, was andere über sie erzählen.“
„Lass mich fliegen“ können Sie an folgenden Terminen sehen:
▶ 3.5., 18:00 Uhr Filmcasino Wien, Film & Diskussion
▶ 1.6., 19:00 Uhr, Movie Tulln, Fragen und Antworten mit Evelyne Faye