Meine Augen haben das Heil gesehen

4. Sonntag im Jahreskreis, LESEJAHR C – 2. Februar 2025
Ausgabe Nr. 5
  • Sonntag
Nahaufnahme des Gesichts eines kleinen Mädchens
Nicht machtvoll und Aufsehen erregend, sondern mit dem wachen,
neugierigen Blick eines Kindes kommt Jesus in die Welt.
©pixabay

Wort zum Evangelium von Maria Plankensteiner- Spiegel

4. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C – 2. Februar 2025

Haben Sie eine sogenannte Bucket List?
Ich lernte den Begriff durch den Film „Das Beste kommt zum Schluss“ kennen. Jack Nicholson und Morgan Freeman spielen zwei schwerkranke Patienten, die eine Liste von letzten Wünschen sozusagen abarbeiten. Was in dem Film so vergnüglich erzählt wird, beschäftigt viele Menschen: Was will ich in meinem Leben (noch) tun und erfahren, sodass ich dann von einem erfüllten Leben reden kann?

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Ich vermute, der alte Simeon hat nicht in solchen Dimensionen gedacht. Er war ein frommer alter Mann, auf dem der Heilige Geist ruhte. Ihm war prophezeit worden, er werde vor seinem Tod Christus selber sehen. Was für eine Zusage! – Was hat Simeon sich erwartet? Christus den Herrn zu sehen! Wie konnte er den Glauben daran bewahren?

In der Lesung aus dem Buch Maleachi klingt an, wie Menschen sich das Kommen des Herrn vorgestellt haben: sichtbar und machtvoll. Diese Vorstellung, dass das Kommen Jesu Aufsehen erregend sein wird, liegt vielen auch heute nahe. Und dann – kommt ein kleines Kind mit seinen Eltern. Ganz leicht zu übersehen. Nur zwei alte, wache Menschen, Simeon und Hanna, nehmen wahr, was da passiert. Ein Licht kommt, das nicht blendet, sondern in sich die Wahrheit trägt, dass Gott so, klein und schwach, mit den Menschen in Kontakt treten will und genau das die Wahrheit ist, die unsere Welt braucht. Damals schon und heute ebenso dringend.

Christin, Christ sein heißt nicht, starkes und machtvolles Auftreten, erwartet nicht, dass alle sich niederwerfen. Sondern bedeutet die Bereitschaft, als Licht für die Welt da zu sein und Menschen die Wahrheit dieses Kindes erfahrbar zu machen.

1. Lesung Maleáchi 3,1–4

Wer erträgt den Tag, an dem er kommt?

So spricht Gott, der Herr: Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heerscharen. Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer des Schmelzers und wie die Lauge der Walker. Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen: Er reinigt die Söhne Levis, er läutert sie wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen. Und dem Herrn wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren.

2. Lesung Hebräer 2,11–12.13c–18

Er nimmt sich aller Nachkommen Abrahams an.

Er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle aus Einem; darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen und zu sagen: Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen; und ferner: Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir geschenkt hat. Da nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil genommen, um durch den Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel, und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren.

Denn er nimmt sich keineswegs der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an. Darum musste er in allem seinen Brüdern gleich sein, um ein barmherziger und treuer Hohepriester vor Gott zu sein und die Sünden des Volkes zu sühnen. Denn da er gelitten hat und selbst in Versuchung geführt wurde, kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden.

Evangelium Lukas 2,22–40

„Denn nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen.“

Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Símeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.


Kurzfassung, alternativ: Lukas 2,22–40

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr C, Freiburg u. a. 2018. © staeko.net

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