Medjugorje: Beichtstuhl Europas
Unbedenklichkeitserklärung zu MedjugorjeDie Ereignisse Ende Juni 1981 in Medjugorje haben der katholischen Kirche 43 Jahre lang ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet. Eine im Mai vom Vatikan veröffentlichte Neuregelung für den Modus der Anerkennung von Marienerscheinungen machte den Weg frei für das „Nihil obstat“, das am 24. September erschienen ist.
Vatikanische Unbedenklichkeitserklärung für Medjugorje
Mit der Erklärung „Nihil obstat“ („Es steht nichts entgegen“) hat der Vatikan am 24. September eine Unbedenklichkeitserklärung der Kirche zu Medjugorje veröffentlicht, von wo seit 1981 tägliche Erscheinungen der Jungfrau Maria berichtet werden. Papst Franziskus hat sich für den Marienwallfahrtsort in der Herzegowina ins Zeug gelegt, und dies nicht erst jetzt, legte der Apostolische Visitator für Medjugorje, der italienische Erzbischof Aldo Cavalli, in einem kürzlich – noch vor der jüngsten Entwicklung – geführten Interview dar.
Der Papst und Medjugorje: Eine besondere Beziehung
Der Papst sehe Medjugorje als einen „wichtigen Gnadenort für die Welt“, sagte Cavalli, der seit zwei Jahren in Medjugorje lebt und dem Papst seither schon mehrmals in Rom davon berichtet hat. Auch abgesehen von der „Nihil obstat“-Erklärung dürfe man nicht übersehen, was Papst Franziskus bereits alles für Medjugorje getan habe, sagte Cavalli. Bereits durch die Entsendung eines eigenen für die Pilgerseelsorge zuständigen Erzbischofs in den Wallfahrtsort habe das Kirchenoberhaupt „ausgedrückt, dass dieser Ort sein Ort ist – und bereits damit implizit auch gesagt, dass er damit einverstanden ist“. Nie zuvor habe ein Papst einen Bischof für eine einzige Pfarre eingesetzt. „Das ist enorm, mehr kann der Papst gar nicht tun“, so Cavalli.
Vorarbeiten und päpstliche Unterstützung
Für die von Papst Franziskus vorgenommenen Änderungen hinsichtlich der Pilgerstätte habe die noch von Benedikt XVI. eingesetzte Untersuchungskommission unter Kardinal Camillo Ruini Vorarbeit geleistet. Ruinis Kommission habe erkannt, dass Pilgergruppen in Medjugorje eine gute Vorbereitung und Begleitung bräuchten – und damit auch die offizielle Erlaubnis für Bischöfe und Priester, dorthin zu fahren, die der Papst 2019 erteilte. Mit der Entsendung eines eigenen Bischofs sei zudem das Problem der Opposition des Ortsbischofs von Mostar, in dessen Diözesangebiet Medjugorje liegt, beendet worden.
Neue Regelungen zur Anerkennung von Erscheinungsorten
Dass die Frage nach der Echtheit des Phänomens der berichteten Marienerscheinungen vom Vatikan weiterhin nicht beantwortet wird, sei durch die am 17. Mai veröffentlichte Neuregelung des Anerkennungsmodus grundgelegt, erklärte Erzbischof Cavalli. Ein solches Urteil werde der Vatikan künftig bei keinem Erscheinungsort weltweit mehr veröffentlichen – „weil die bisherige Anerkennungspraxis immer für viel Verwirrung gesorgt hat“, so der Apostolische Visitator. Grundsätzlich handle es sich bei Marienerscheinungen immer um „Privatoffenbarungen“, die Botschaften seien bestenfalls eine Bereicherung und Aktualisierung der Offenbarung Gottes in der Bibel, „niemals aber fügen sie der Bibel etwas hinzu“, hielt Cavalli fest. Der neuen Regelung zufolge sind Ortsbischöfe bei entsprechenden Berichten angehalten, das Phänomen zu untersuchen. Gibt der Vatikan zu den Ergebnissen dieser Prüfung das „Nihil obstat“, „so sagt er damit: Dieser Ort ist gut, besucht ihn“, erklärte Cavalli.
Die Bedeutung für Österreich
Zwischen Medjugorje und Österreich besteht seit über 40 Jahren eine enge Verbindung, die sowohl das Ansehen des Marienwallfahrtsortes wie auch das religiöse Leben in der Alpenrepublik verändert hat: Das hat der Leiter der Gebetsgemeinschaft „Oase des Friedens“ und Organisator des am 24. September veranstalteten Wiener Medjugorje-Friedensgebetes, Christian Stelzer, dargelegt. Kardinal Christoph Schönborn sei derjenige gewesen, der mit seiner Offenheit und seinem Besuch in Medjugorje „innerkirchlich die Türen entriegelte, die Papst Franziskus nun ganz aufstieß“, sagte der Allgemeinmediziner. Umgekehrt stehe Medjugorje hinter vielen geistlichen Berufungen, spirituellen Aufbrüchen und auch sozialen Initiativen in Österreich. Zum Jahreswechsel 2009/10 war Kardinal Christoph Schönborn selbst nach Medjugorje gekommen. Und im August 2022 erinnerte Kardinal Schönborn, dass Medjugorje aufgrund der enormen Anfrage nach dem Bußsakrament als der „größte Beichtstuhl Europas“ gilt. Einen Lebenswandel bringe dieser Umstand in vielen Fällen auch für die dorthin kommenden Priester: Einerseits, da viele hier ihre Priesterberufung gefunden hätten, andererseits, da viele durch das Spenden des Bußsakraments in Medjugorje wieder Freude am Bußsakrament gefunden hätten.