Montessori: Revolutionärin der Bildung

Frauengeschichten
Ausgabe Nr. 12
  • Bildung
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Das gefühlvolle Drama „Maria Montessori“ widmet sich der Arbeit der Pädagogin mit Kindern mit Behinderungen und porträtiert die Bildungsikone als willensstarke Forscherin. ©Filmladen

Entdecken Sie die Geschichte von Maria Montessori, eine der ersten Ärztinnen Italiens. Sie erkämpfte sich ihren Weg als forschende Pädagogin und musste sich dafür von ihrem unehelichen Kind trennen. Zugleich ermutigte sie junge Frauen, sich Wissen anzueignen.

"Wissen ist keine Sünde“ – dieser Satz musste Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts, die studieren wollten, erst einmal klar vermittelt werden. Eine Person, die diese Botschaft überbrachte, war die italienische Reformpädagogin Maria Montessori, die auch Vorträge vor jungen Studentinnen hielt. Im neuen Kinofilm „Maria Montessori“ der Regisseurin Léa Todorov wird dieser pädagogisch aufmüpfigen Katholikin ein verdientes und sehenswertes Denkmal gesetzt.

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Als eine der ersten Frauen Italiens wurde Maria Montessori (1870–1952) Ärztin und gründete ein Institut, an dem Lehrer für die Arbeit mit behinderten Kindern ausgebildet wurden. In diesem entwickelte sie Methoden, die von einem zentralen Gedanken geleitet wurden: Liebe zu den Kindern ermöglicht ihnen unbegrenztes Lernen. Anstelle von strenger Disziplin betonte sie die Freiheit der Kinder, um ihre verborgenen Schätze zu entdecken.

Erfolgreiche Forscherin ohne Gehalt

Léa Todorovs Filmporträt konzentriert sich auf diese Zeit und behandelt auch Maria Montessoris (gespielt von Jasmine Trinca) Eintreten für die Rechte der Frauen. Ab 1899 leitete die pädagogisch forschende Medizinerin gemeinsam mit dem Arzt Giuseppe Montesano (Raffaele Esposito) das Lehrerbildungsinstitut für Kinder mit Behinderungen, ein Projekt, das in der Medizinerwelt auf Skepsis stieß. Als sich die pädagogischen Erfolge einstellten, war es wie selbstverständlich Giuseppe Montesano, der die Lorbeeren einheimste. Der Film erzählt auch, dass Montessori als junge Ärztin kein Gehalt bekam und ehrenamtlich tätig war. Sie musste deshalb bei ihren Eltern wohnen. 

Das eigentliche Drama der filmischen Erzählung dreht sich aber um die für Maria Montessori so schmerzliche Entscheidung, ihren unehelichen Sohn Mario zu einer Amme zu geben, um ihre Forschungen für eine pädagogische Neuorientierung weiterführen zu können. Im Film steht ihr dabei die fiktive Figur Lili d’Alengy (Leïla Bekhti), eine reiche Pariser Kurtisane und Musikerin sowie Mutter einer behinderten Tochter zur Seite. 

Die beeindruckende Entschlossenheit und das Durchhaltevermögen der jungen Maria Montessori waren nur möglich, weil sie einen inneren Ruf verspürte, diesen Weg zu beschreiten – wie der Film eindrucksvoll zeigt. Als Frau stieß sie dabei immer wieder auf Hindernisse und Widerstände. 

Fantastische Unterrichtsszenen

Maria Montessori war gläubige Katholikin und betonte die Bedeutung der religiösen Dimension im Leben von Kindern, die sie in mehreren religionspädagogischen Schriften festhielt. Papst Franziskus würdigte sie anlässlich eines Kongresses zum 150. Geburtstag als „eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des kulturellen Lebens des zwanzigsten Jahrhunderts“. Sie habe in der Bildung „tiefen Eindruck hinterlassen“ und zu einer „friedlicheren und brüderlicheren“ Welt beigetragen.

Montessoris Pädagogik verbreitete sich rasch rund um den Globus. Weltweit gibt es aktuell rund 22.000 Montessori-Einrichtungen in weit über hundert Ländern. Die Popularität der Montessori-Pädagogik ist ungebrochen, trotz mancher Kritik, etwa an der zeitweisen Zusammenarbeit Maria Montessoris mit Benito Mussolini. 

Willensstark, unbeirrbar und von Forschergeist beseelt wird Maria Montessori im neuen Kinofilm porträtiert. Er zeigt: Ihr wichtigster pädagogischer Ansatz war die Liebe zu den ihr anvertrauten Kindern. Die Zeit und uneingeschränkte Zuwendung, die Montessori und ihre Mitarbeiterinnen den Buben und Mädchen im Film schenken, wirken für heutige Betrachter fast frappierend entschleunigt. Diese fantastischen Unterrichtsszenen können Eltern und Pädagogen enorm inspirieren, ganz für die Kinder da zu sein. 

Autor:
  • Agathe Lauber-Gansterer
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