Ein Leben als Seelsorgerin

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 31
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Vor 35 Jahren ist Margarete Jandl in Pension gegangen – ihre seelsorgliche Arbeit hat sie aber mit großer Freude trotzdem fortgesetzt.
Vor 35 Jahren ist Margarete Jandl in Pension gegangen – ihre seelsorgliche Arbeit hat sie aber mit großer Freude trotzdem fortgesetzt. ©privat

Seit 35 Jahren ist sie in Pension – und nach wie vor leidenschaftliche Seelsorgerin: Margarete Jandl, 90, war eine der ersten Seelsorgehelferinnen in der Erzdiözese Wien.

1956 wurde sie in die Pfarrarbeit gesendet, mit dem Versprechen, ehelos zu leben. Vor fast 70 Jahren begann Margarete Jandl ihre Tätigkeit in der Pfarre Stockerau. Es folgten Stationen in den Pfarren Neukloster in Wiener Neustadt und Gramatneusiedl als Seelsorgerin. Heute lebt die 90-Jährige wieder in Wiener Neustadt.

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Der Weg zur Seelsorgerin

Frau Jandl, als junge Frau arbeiteten Sie fünf Jahre als Apothekenhelferin, waren aber nicht ganz glücklich in Ihrem Beruf. 

Ich war eigentlich gern in der Apotheke, spürte aber, dass das nicht mein Weg ist. Als ich sechzehn Jahre alt war, klopfte Gott das erste Mal an. Damals habe ich gerade als Apothekenhelferin begonnen. Ich begann, täglich die Heilige Messe zu besuchen. Schon davor war ich in meiner Heimatpfarre in Stockerau sehr engagiert. Dort bin ich groß geworden und habe nach dem Krieg Kindergruppen und später Jugendgruppen geleitet. Irgendwann wusste ich, dass die Apotheke nicht für immer mein Arbeitsumfeld sein würde, sondern dass ich für die Kirche arbeiten wollte. Also habe ich mit unserem Kaplan gesprochen, der mir bestätigte: ‚Ja, ich glaube auch, Gott ruft dich.‘  Und er frage mich: ‚Willst du ins Kloster gehen?‘ Aber das wollte ich nicht. Ich wollte Seelsorgehelferin werden.
 

Von der Apotheke zur Seelsorgerin

Wie sind Sie auf das Seminar für kirchliche Frauenberufe, wie das spätere Seminar für kirchliche Berufe zu diesem Zeitpunkt hieß, aufmerksam geworden? 

Unser Kaplan hat mir davon erzählt. Leider hatten wir sehr wenig Geld, die Ausbildung hätte ich mir nicht leisten können. Ich bin den Kirchenbeitragszahlern bis heute sehr dankbar für ihren Beitrag. Denn damit konnte mir die Diözese einen Freiplatz für das Studium mit Internatsbetrieb finanzieren. Meiner Familie mit geringem Einkommen wäre das nicht möglich gewesen. Wir waren dreißig Frauen im Seminar und hatten während der drei Jahre der Ausbildung eine wunderbare Gemeinschaft. Was wir lernten, war sehr umfassend: die theologischen Grundlagen der Seelsorgearbeit sowie viel Praktisches für die Arbeit mit Kindern in der Pfarre und in der Schule. 1956 wurde ich mit 14 anderen Frauen von Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym in die pastorale Arbeit gesendet. 
 

„So Gott will, werde ich weitermachen“ 

Das Versprechen als Seelsorgerin

Als Seelsorgehelferin legte man damals das Versprechen ab, ehelos zu leben. 

Das war für uns selbstverständlich. Ich habe versprochen, dorthin zu gehen, wo immer man mich brauchen würde. Mit Familie wäre das schwierig geworden, da ist man nicht so verfügbar. Seit damals habe ich immer alleine gelebt.   
 

Erster Wirkungsort als Seelsorgerin

Ihr erster Wirkungsort war die Pfarre Neukloster in Wiener Neustadt, später waren Sie in Gramatneusiedl, in einer Pfarre ohne Priester. Wie erging es Ihnen dort?

In Gramatneusiedl übernahm ich alle möglichen Aufgaben. Ich war 24 Stunden für alles zuständig, war Hausmeister und Kommunionhelferin zugleich. Es war nicht immer leicht. Ein Teil der Bevölkerung waren Bauern. Die wollten keine Seelsorgehelferin und haben mich das auch spüren lassen. Der andere Teil waren einfache Arbeiter, die in der Arbeitersiedlung in Marienthal lebten. Mit denen hatte ich den besten Kontakt. Sie waren sehr offen.
 

„Als ich sechzehn Jahre alt war, klopfte Gott das erste Mal an.“

Seelsorgerin trotz Pension

Vor über drei Jahrzehnten sind Sie nach 32 Jahren im kirchlichen Dienst in Pension gegangen. Ihre seelsorgliche Arbeit haben Sie auch im Ruhestand fortgesetzt. 

Ich besuche Menschen im Altersheim, mache immer noch Hausbesuche, trage die Geburtstagsbriefe aus und bin Kommunionspenderin. So Gott will, werde ich das auch weiterhin machen, solange ich noch mit dem Auto fahren kann. 

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Autor:
  • Sandra Lobnig
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