Macht es zu einem Radio Klassiker!
Krisen bieten immer auch Chancen. Im Jahr 1997 etwa herrschte so etwas wie kirchliche Aufbruchsstimmung. 1995 hatte die „Causa Groer“ und der Rücktritt des Wiener Erzbischofs eine geistig-geistliche Wüstenei sichtbar werden lassen, die sich nicht mehr einfach wegbeten ließ. Der Antritt des Dominikanerpaters Christoph als neuer Erzbischof gab vielen Hoffnung und neuen Schwung. Ein „Dialog für Österreich“ sollte den Kirchenvolksbegehrern die Hand reichen. Man suchte einen Bergmann, der den Schutt rund um den Stephansdom wegräumen sollte. Wolfgang Bergmann. Als neuer Godfather of Öffentlichkeitsarbeit sollte er Formate entwickeln, um die diözesane Reformbereitschaft mit dem Reformdränge(l)n der Enttäuschten zu verbinden. Es entstand das Magazin „dialog“, das an 800.000 katholische Haushalte in Wien versendet wurde. Und es entstand „Radio Stephansdom“ – das erste kirchliche Privatradio der Welt, wie man in üblicher österreichischer Bescheidenheit propagierte.
Über Geld wurde gesprochen. Aber nicht so viel wie heute. Denn man ging zum Start etwas übermütig davon aus, dass sich das Radio binnen sechs Jahren selbst würde tragen können. Schließlich startete es als eine Art Low-Budget-Projekt mit nur „drei Angestellten und einigen Dutzend freier Mitarbeiter“, wie es damals hieß. Ein folgenschwerer Irrtum: Denn ein professionelles Radio lässt sich so kaum auf Dauer betreiben. Doch das Bergmännchen setzte sogar noch einen drauf: Man wolle mit dem eigenen Radio „dem Trend zur Kommerzialisierung der Medien eine Initiative zur Sinnorientierung gegenüberstellen“, liest man im Archiv. Der „Leitgedanke der Verkaufbarkeit“ sollte für Radio Stephansdom nicht gelten.
Heute hört sich das wie ein romantisches Geklingel an. Denn natürlich geht’s ums Geld. Und so wird den diözesanen Medien die Eigenfinanzierung bis Ende 2024 abverlangt. Klar, schließlich haben wir heute ja kirchlich alle Krisen überwunden, sonnen uns im besten medialen Licht und können ganz druckentlastet agieren … Sie sehen mich vielleicht mein haariges Köpfchen schütteln. Denn natürlich soll man sich um ausgeglichene Budgets bemühen. Aber wenn sich etwas in den letzten Jahren – Krisenjahren in Permanenz! – gezeigt hat, dann der Wert professioneller Kommunikation. Und 200.000 Hörer entspricht einer Quote, von der wir beim Gottesdienstbesuch nur träumen können. Es geht daher um eine Grundsatzentscheidung. Oder, um das Leitmotto des diözesanen Sparprogramms in einen Imperativ zu wenden: „Priorisieren und finanzieren“ – unbedingt! Also Kommunikation inklusive Radio priorisieren. Und finanzieren.