„Lieber Gott, pass auf das Kind auf!“

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 46
  • Spiritualität
Autor:
Portrait Pia Schuh
Pia Schuh ist Mesnerin, Pfarrhelferin und noch vieles mehr in der Pfarre Sankt Josef im 5. Bezirk. ©Privat
Betende Hände
In ihrem Leben hat Pia Schuh schon einiges mitgemacht – ihr Glaube war ihr dabei stets eine große Stütze. ©freedom007

Von Familienkrisen bis zu schweren Krankheitsfällen – Pia Schuh schöpft Kraft aus ihrem Glauben und teilt diese Erfahrung offen mit ihrer Gemeinde.

Die Psalmen waren Pia Schuh immer schon wichtig. Als Kantorin singt sie sie fast jede Woche und sie sind ihr mit der Zeit vertraut und eine große Hilfe in ihrem Leben geworden, das durchwegs als turbulent bezeichnet werden kann. 

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Vom Zuhören und Dasein

Frau Schuh, in Sankt Josef nennt man Sie augenzwinkernd ‚Frau Pfarrer‘. Warum?

Ich bin seit 26 Jahren Mesnerin und Pfarrhelferin, aber das ist eine eher vage Jobbeschreibung. Ich bin für das Aufsperren der Kirche zuständig, für das Herrichten für die Messen, für Erstkommunion, Firmung, Ministranten, Gottesdienste im Haus Margareten und für Krankenkommunion. Aber mein Job ist viel mehr. Ein großer Teil umfasst das Zuhören. Ich mag die Menschen, und es mir wichtig, immer ein offenes Ohr zu haben. Vor sechsundzwanzig Jahren brauchte ich den Job. Es hat sich gezeigt, dass ich ihn sehr gern mache. Oft erzähle ich den Leuten aus meinem eigenen Leben und kann meine Lebenserfahrung ein Stück weit teilen. 

Glaube als Stütze

Es gab in Ihrem Leben einige einschneidende Erlebnisse, in denen Ihnen Ihr Glaube eine große Stütze war. Etwa als Sie 14 Jahre alt waren und Ihre jüngere Schwester an Leukämie erkrankte.  

Ja, und zum Glück lebt sie immer noch! Damals habe ich erlebt, wie sehr das Gebet tragen kann. Ich war im katholischen Internat Maria Regina in Wien, und die Schwestern dort haben alle für meine Schwester gebetet. Auch die Zisterzienser im Stift Zwettl, wo ein Freund meiner Eltern Ordensmann war, haben viel für uns gebetet. Meine Mutter, die damals jeden Tag 140 Kilometer ins Krankenhaus gefahren ist und abends die Hausarbeit erledigt hat, meinte damals: ‚Die haben mir das Beten abgenommen.‘ Das war eines dieser Erlebnisse, die sehr schwer waren, aber bei denen Gott sehr nahe war.  Und viele Jahre später ist meine Ehe in die Brüche gegangen.  

Eine zerrissene Ehe und ein Halt im Glauben

Eine schwere Zeit für Sie. Wie haben Sie sie überstanden?

Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen. Unsere Lebensplanung war eine andere. Damals hat mich das Lied ‚Wer nur den lieben Gott lässt walten‘ durchgetragen.   

Glaube: Familie in Krisenzeiten

Zwei Ihrer Enkelkinder kamen vor zwölf und zehn Jahren als Frühchen auf die Welt. Wieder waren Sie und Ihre Familie in einer Ausnahmesituation. Was war passiert?

Das erste Kind meines Sohnes musste in der 29. Schwangerschaftswoche geholt werden. Das zweite Kind kam zwei Jahre später in der 26. Woche zur Welt und wog bei der Geburt nur 615 Gramm. Das kann man sich kaum vorstellen. Neun Wochen später wurde es noch dazu am Blinddarm operiert. Für die jungen Eltern war das sehr  schlimm: Sie sind tagsüber ins Spital gefahren und mussten am Abend wieder heim. Und niemand wusste, ob in der Nacht irgendwas Schlimmes passieren würde und wie es am nächsten Tag sein würde. 

„Ich mag die Menschen, und es mir wichtig, immer ein offenes Ohr zu haben.“

Glaube in schweren Zeiten

Haben Sie den Glauben als hilfreich erfahren? 

Ich habe damals sehr viel gebetet. Und die Kinder immer wieder in Gottes Hand gelegt. Für mich war das die einzige Möglichkeit, um das alles zu schaffen. ‚Lieber Gott, pass du auf das Kind auf‘ war mein Gebet. 

Ein glückliches Ende

Wie geht es den Kindern heute?

Es geht ihnen Gott sei Dank gut. Sie sind beide gesund, fröhlich, intelligent.

Ruhigere Zeiten

Die vergangenen zehn Jahre waren ruhiger?

Zum Glück! Nur dass meine Tochter vor sieben Jahren nach Chile ausgewandert ist. Das war auch nicht so einfach. In meinem Leben war eigentlich immer Action. 

Schlagwörter
Autor:
  • Sandra Lobnig
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