Liebe braucht ein Gegenüber

6. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr A, 14. Mai 2023
Ausgabe Nr. 19
  • Sonntag
Autor:
Eine Wolke in Herzform
Wo immer Liebe erfahrbar wird, ist der Geist Jesu
lebendig.
©dallas reedy/unsplash

Wort zum Evangelium von Dr. theol. Nora Bösch, Gemeindeleiterin in der Pfarre St. Martin und Pastoralleiterin im Seelsorgeraum Dornbirn.

Jesus nimmt Abschied von seinen Jüngern. Es ist ein besonderer Moment. Was sagt man jemandem, wenn der Abschied da ist? Manche haben das vielleicht schon einmal erlebt, wenn sie an einem Sterbebett saßen. Das sind ganz innige Momente, da geht es um wesentliche Erfahrungen, die weitergegeben werden, und um Trost für die, die zurückbleiben.

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Abschiednehmen

Zwei Dinge waren Jesus in dieser Situation wichtig. Das Erste war, daran zu erinnern, wofür er gelebt hat: Die Liebe! Für gläubige Juden der damaligen Zeit stand an erster Stelle die Liebe zu Gott, dann aber auch die Liebe zu den Mitmenschen. Jesus hat diese Liebe noch erweitert um die Liebe zu sich selbst. Liebe braucht ein Gegenüber, man kann nicht für sich allein lieben. Geben und Nehmen, Hören und Sprechen, Annehmen und Angenommen-Werden. Darin lebt Jesu Weg weiter. Darin bleibt die Verbindung mit ihm auch über den Tod hinaus erhalten.
Das Zweite, das Jesus den Jüngern mitgab, waren Trost und Hoffnung für die Zukunft. Das Gefühl des Verlassen-Seins, der Fragen, der Trauer würde sich wandeln. Er wird den Beistand schicken, den Geist der Wahrheit. Auch wenn die Menschen nicht immer alles verstehen, der Geist wird sie trösten und die Liebe wachhalten.

Verbunden bleiben

„Immer wenn ich daran denke, wie …“ – so beginnen oft Erzählungen über Verstorbene und zeigen die Verbindung über den Tod hinaus. Wo immer Liebe erfahrbar wird, ist der Geist Jesu lebendig. Er ist da, oft unauffällig und verborgen, aber in jeder Geste der Liebe bleibt er mit uns und wir mit ihm verbunden.

1. Lesung Apostelgeschichte 8,5–8.14–17

In diesem Teil der Apostelgeschichte wird von der Missionierung in Samarien berichtet. Durch die Worte und Zeichen, die Philippus unter ihnen tat, kamen viele zum Glauben an Jesus.

In diesen Tagen kam Philíppus in die Hauptstadt Samáriens hinab und verkündete dort Christus. Und die Menge achtete einmütig auf die Worte des Philíppus; sie hörten zu und sahen die Zeichen, die er tat. Denn aus vielen Besessenen fuhren unter lautem Geschrei die unreinen Geister aus; auch viele Lahme und Verkrüppelte wurden geheilt. So herrschte große Freude in jener Stadt. Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samárien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin. Diese zogen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen; sie waren nur getauft auf den Namen Jesu, des Herrn. Dann legten sie ihnen die Hände auf und sie empfingen den Heiligen Geist.

2. Lesung 1 Petrus 3,15–18

Die Christen in Kleinasien, die in ihrem Glauben bedrängt wurden, waren die Adressaten dieses Briefes. Der Verfasser fordert sie auf, stets die Hoffnung zu bezeugen, die sie erfüllt.

Schwestern und Brüder! Heiligt in eurem Herzen Christus, den Herrn! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt; antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen, damit jene, die euren rechtschaffenen Lebenswandel in Christus in schlechten Ruf bringen, wegen ihrer Verleumdungen beschämt werden. Denn es ist besser, für gute Taten zu leiden, wenn es Gottes Wille ist, als für böse. Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, ein Gerechter für Ungerechte, damit er euch zu Gott hinführe, nachdem er dem Fleisch nach zwar getötet, aber dem Geist nach lebendig gemacht wurde.

Evangelium Johannes 14,15–21

Den Zusammenhang zwischen „Gott lieben“ und dem Halten der Gebote erinnert an die Texte aus dem alttestamentlichen Buch Deuteronomium. Der Geist, den Jesus als Beistand gibt, stiftet diese liebende Verbindung mit ihm über den Tod hinaus.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet. An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

Schlagwörter
Autor:
  • Portraitfoto von Dr. theol. Nora Bösch
    Nora Bösch
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