Kinder mit Behinderung - Leben ohne Stolpersteine

Hilfe für Familien
Ausgabe Nr. 15
  • Leben
Autor:
Kinder mit Behinderung brauchen Unterstützung
Damit ein ganz normaler Alltag möglich ist, brauchen Familien, die ein Kind mit
Behinderung haben, Unterstützung.
©dmphoto
Juristische Beratung mit Herz durch Doris Pufitsch und Peter Pitzinger
Familien , die ein Kind mit Beeinträchtigung haben, finden in Peter Pitzinger und Doris Pufitsch engagierte Berater in allen Lebenslagen. ©Institut für Ehe und Familie

Das Team FiLO des Institutes für Ehe und Familie steht Familien zur Seite, die ein Kind mit Behinderung haben und bietet kostenlose juristische und psychosoziale Beratung mit Herz.

Jonas ist 9 Jahre alt. Schon vor seiner Geburt war klar, dass der kleine Bub an der Glasknochenkrankheit leidet – einer genetischen Erkrankung, die zu einer geringen Stabilität der Knochen führt und bei der es dadurch immer wieder und schon bei geringen Belastungen zu Knochenbrüchen kommen kann. Er sitzt im Rollstuhl, braucht Unterstützung rund um die Uhr, spezielle Medikamente und verschiedenste Therapien. Von seiner Behinderung lässt er sich aber nicht aufhalten.

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Bürokratische Hürden, juristische Feinheiten

Für seine Familie ist Jonas der allergrößte Sonnenschein – die Betreuung und Pflege des Buben verlangt ihnen trotzdem oft alles ab. „Ein Kind mit einer Behinderung zu haben ist schon eine Herausforderung. Und zwar gar nicht das Kind mit seinen Bedürfnissen an sich – die Familien sind aus Liebe für diese Kinder da, das sieht man, das spürt man und sie kümmern sich gerne um sie“, sagt Doris Pufitsch, Juristin und eine der Beraterinnen des Team FiLO. „Wenn sie zu uns kommen, haben sie sich mit den Schwierigkeiten, die die Beeinträchtigung mit sich bringt, meist bereits arrangiert. Und sie leben damit und das auch noch gut. Aber diese bürokratischen Hürden, diese juristischen Feinheiten, über die man Bescheid wissen muss, um das Leben besser zu meistern – das macht vielen schon sehr zu schaffen. Die Verzweiflung ist da oftmals schon sehr groß.“

Orientierung in jeder Lebenslage

Seit vergangenem Jahr  begleitet das Team FiLO des Institutes für Ehe und Familie, einer Einrichtung der katholischen Kirche Österreichs, Familien wie die von Jonas in ganz Österreich. Neben Doris Pufitsch ist auch Peter Pitzinger als erfahrener Jurist im Team FiLO tätig. „Unser Name ,FiLO‘ steht dabei für ,Familien in besonderen Lebenslagen Orientierung geben‘. Wir bieten Beratung und auch aktive Unterstützung in den verschiedensten Fragen, die sich auftun, wenn man ein minderjähriges Kind mit einer Behinderung hat“, sagt Peter Pitzinger.

Familienbeihilfe und Pflegegeld

Was Familien, die zum Team FiLO kommen, konkret brauchen, ist dabei oft sehr unterschiedlich. Oft ist es so, dass die Familien gar nicht wissen, was ihnen an Unterstützung zusteht. „Wir erleben es immer wieder, dass Familien für vieles nicht ansuchen, für das sie aber ansuchen könnten. Und dass sie damit um eine beträchtliche finanzielle Unterstützung umfallen“, sagt Doris Pufitsch. Ein immer wiederkehrendes Thema sei da zum Beispiel die erhöhte Familienbeihilfe.Die nämlich steht Familien mit Kindern mit Behinderung zu. Oder auch das Pflegegeld. „Viele wissen nicht, dass auch kleine Kinder schon Anspruch auf Pflegegeld haben. Oder sie bekommen zwar Pflegegeld – aber in einer zu niedrigen Einstufung und wissen gar nicht, dass ihnen mehr zustünde.“

Aktiv werden bei jeder Art der Behinderung

Oft laufen die Beratungen so ab, dass die Familien mit einem behördlichen Schreiben und einer damit verbundenen Frage zum Team FiLO in die Beratung kommen. „Beim Durchbesprechen der Situation sehen wir dann, was Sache ist. Und dann sehen wir auch, wie wir aktiv werden können“, erklärt Peter Pitzinger. Wenn es sich bei dem Schreiben um einen Bescheid handelt, können Doris Pufitsch und Peter Pitzinger etwa helfen, eine Beschwerde  zu formulieren. Manchmal müssen Anträge neu aufgesetzt werden, um eine Bewilligung zu bekommen.

Wegweiser durch den Behördendschungel

"Zudem klären auch darüber auf, was die einzelnen Familien an Ansprüchen haben. Wir begleiten durch Anmelde-, Antrags- und Förderverfahren. Wir helfen dabei auch oft, die Anträge richtig zu formulieren. Und wir beraten bei der Vernetzung mit Organisationen, Institutionen und Behörden. Wenn sinnvoll und notwendig, kommunizieren wir mit den Behörden und Institutionen. Oder wir übersetzen die Behördensprache für die betroffenen Familien in eine verständlichere Sprache.“

Kinder mit Behinderung bekommen ihr Recht

Und auch Klagen haben die beiden Juristen für ihre Klienten schon eingebracht. Bisher haben sie dabei auch "iimmer Recht bekommen“, sagt Doris Pufitsch. „Grundsätzlich sind wir damit natürlich eine juristische Beratung“, bringt es Peter Pitzinger auf den Punkt. „Wir können aber auch auf psychosoziale  Beraterinnen hier am Institut zurückgreifen. Das heißt, wir sehen in einem ersten Schritt die juristische Seite und damit unser Fachgebiet. Wir denken aber auch darüber hinaus und vermitteln die Familien bei Bedarf weiter.“

… oder „nur“ ein paar Stunden durchschnaufen

Oft treffen Doris Pufitsch und Peter Pitzinger im Rahmen ihrer Beratungen auch Eltern, die einfach mal mit jemandem reden müssen. Oder sie begegnen Müttern und Vätern, die dringend Erholung brauchen. „Einfach einmal ein bisschen abschalten. Einmal nur im Alltag unterstützt werden“, sagt Peter Pitzinger. „Zum Beispiel auch mal jemanden haben, der das Kind abholt. Jemanden, der mit dem Kind spazieren geht oder auch mit ihm spielt. Und die Eltern können dann ein paar Stunden durchschnaufen. Da gibt es professionelle Hilfe, auf die man auch unter gewissen Voraussetzungen einen Rechtsanspruch hat. Jedenfalls gilt das für minderjährige Kinder. Aber das muss man wissen. Und man muss auch wissen, wie man das beantragt. Auch da können wir helfen.“

Magic Moments

Für Doris Pufitsch und Peter Pitzinger ist die Beratertätigkeit beim Team FiLO in jedem Fall absolutes Herzensanliegen. „Wir sind mit Leib und Seele hier dabei“, sagt Peter Pitzinger. Er arbeitet außer seiner Beraterfunktion auch noch als Jurist beim Land Niederösterreich, als Anwalt am Diözesangericht und Vorsitzender des Katholischen Familienverbandes der Diözese St. Pölten.

„Wir freuen uns, wenn wir mit den Familien ein Stück ihres Weg gehen können. Und wir freuen uns, wenn wir die nötigen Argumente haben, um ihnen bei allen Behördenwegen beizustehen“, ergänzt Doris Pufitsch. Sie ist nicht nur am Institut für Ehe und Familie tätig, sondern auch als Mediatorin und Mentaltrainerin. „Wenn wir die strahlenden Gesichter der Familien sehen, wenn etwas klappt, ist das sehr erfreulich. Oder diese ,Magic Moments‘, in denen klar wird, jetzt wird es für die Familien leichter. Dann wissen wir einmal mehr, weshalb wir diese Arbeit machen.“

Autor:
  • Portraitfoto von Andrea Harringer
    Andrea Harringer
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