Last und Freude der Arbeit

Was wir der Kirche verdanken
Ausgabe Nr. 36
  • Spiritualität
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Im Schweiße des Angesichts:  Der Mensch „muss“ jetzt hart arbeiten.
Im Schweiße des Angesichts: Der Mensch „muss“ jetzt hart arbeiten. ©istock
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Seit der Vertreibung aus dem Paradies muss der Mensch hart arbeiten. Wir verdanken der Heiligen Schrift die Wertschätzung der Arbeit als zentrales Thema des Menschseins, verbunden mit einem hohen Arbeitsethos.

Die anstrengende körperliche Arbeit überließ man in der Antike gern den Sklavinnen und Sklaven und jenen Menschen, die es sich nicht leisten konnten, andere für sich arbeiten zu lassen. Anstrengende Arbeit war allerdings nicht von Anfang an vorgesehen.

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Mühe der Arbeit

Denn ursprünglich lebte der Mensch im Garten von Eden, im Paradies, mit dem Auftrag, die ihm von Gott anvertraute Schöpfung zu „bearbeiten“ und zu „hüten“ (Genesis 2). Gleich nach dem Sündenfall werden in der biblischen Urgeschichte (Genesis 3) der verfluchte Erdboden und die Mühe der Arbeit beschrieben. „Schweiß“ ist zweischneidig: Zeichen für einen fleißigen Menschen und zugleich Hinweis auf unendliche Mühe. „Unter Mühsal wirst du von ihm (dem Ackerboden) essen alle Tage deines Lebens“, sprach Gott zum Menschen. Und: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen.“ Während der Mensch im Paradies unbekümmert das Obst der Bäume genießen durfte, müssen jetzt Gemüse und Getreide dem Ackerboden abgerungen werden. Psalm 104 (Vers 23) spricht von der langen Arbeitszeit: „Nun geht der Mensch hinaus an sein Tagwerk, an seine Arbeit bis zum Abend.“ Eine rastlos arbeitende Frau besingt das Buch der Sprichwörter (31,18): „Sie spürt den Erfolg ihrer Arbeit, auch des Nachts erlischt ihre Lampe nicht.“ Dass derjenige, der arbeitet, ein Recht auf anständige Entlohnung hat, betont der Prophet Jeremia (22,13): „Weh dem, der seinen Palast mit Ungerechtigkeit baut, seine Gemächer mit Unrecht, der seinen Nächsten ohne Entgelt arbeiten lässt und ihm seinen Lohn nicht gibt.“
 

Eine spätantike Work-Life-Balance in der Arbeit

Jesus und die Menge der Menschen hören Folgendes (Lukasevangelium 13,14): „Der Synagogenvorsteher aber war empört darüber, dass Jesus am Sabbat heilte, und sagte zu den Leuten: Sechs Tage sind zum Arbeiten da. Kommt also an diesen Tagen und lasst euch heilen, nicht am Sabbat.“ Paulus, er war Zeltmacher von Beruf, hat mit eigenen Händen gearbeitet (Erster Korintherbrief 4,12): „Wir mühen uns ab, indem wir mit eigenen Händen arbeiten.“ Und er mahnt die Christen (Erster Thessalonicherbrief 4,11): „Setzt eure Ehre darein, ruhig zu leben, euch um die eigenen Aufgaben zu kümmern und mit euren Händen zu arbeiten, wie wir euch aufgetragen haben.“ Paulus kann auch schärfer formulieren (Zweiter Thessalonicherbrief 3,10): „Denn als wir bei euch waren, haben wir euch geboten: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Und weiter: „Wir hören aber, dass einige von euch ein unordentliches Leben führen und alles Mögliche treiben, nur nicht arbeiten.“
 

Beten und Arbeit: "Ora et labora"

Eine spätantike Work-Life-Balance hat der heilige Benedikt vor Augen. Auch wenn sich die Formulierung „Ora et labora“ –„Bete und arbeite“ – nicht wörtlich in der Benediktregel findet, so ist es der Geist dieser Ordensregel, die Europa bis heute prägt. Nämlich die Balance von Arbeitszeit und Freizeit, die offen ist für Gebet und Gottesdienst. Der Mensch verwirklicht sich dankbar in der Arbeit und er dankt für die freie Zeit. Umso tragischer, wenn – damals wie heute – Menschen, die arbeiten wollen, keine Arbeit finden. 

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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