Kyrill 007 in geheimer Mission
Bisschen ein alter Hut, was dieser Tage durch unsere Medien geht: Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., soll in den 70er-Jahren ein Agent des sowjetischen Geheimdienstes KGB gewesen sein. Das sagt man doch schon seit vielen Jahren. Einen klaren Beleg dafür gab es bisher nicht, aber auch die jetzt aufgetauchten Unterlagen der Schweizer Behörden sind recht diffus. Aber es war schon immer klar, dass man als Russe zu Beginn der 70er-Jahre nur Bischof und gar Vertreter im Weltkirchenrat in Genf werden konnte, wenn man enge Kontakte zum KGB hatte.
Die ganze Geschichte ist also nicht wirklich neu oder überraschend, aber beleuchtet wieder einmal die Tragödie einer zu engen Gleichführung von Staat, Nation und Kirche, in der russische Orthodoxie, russische Sprache und russische Staatszugehörigkeit eins sein und gemeinsam das „Heilige Russland“ bilden sollen. Baut man da nicht auf Fürsten, wovor schon die Psalmen warnen? Sich der Macht andienen, damit einem die Macht nützt?
Da bin ich ganz froh darüber, dass wir uns das Katholische, das Umfassende, bewahrt haben, dessen sichtbarster Ausdruck der Papst ist, der von überallher kommen kann und zu jeder Nation gehört. Franziskus ist nicht das Oberhaupt des Heiligen Argentinien. Und wir Gläubige sind alle gemeinsam, ohne nationale Grenzen, „ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde“ (1. Petrusbrief). Wir sind nicht gefeit vor Nationalismen, darum sollten wir auch jetzt nicht mit dem Finger auf Kyrill zeigen. Aber wir dürfen uns über unser Katholischsein freuen. Und darauf schauen, dass wir den Verlockungen der Macht auch dann nicht unterliegen, wenn wir uns davon Vorteile für die Kirche erhoffen.