Die Kunst des Glücklichseins
Zum Beginn des neuen JahresEin Buch von Barbara Stöckl mit dem Titel „Was wirklich zählt. Ermutigungen für jeden Tag“ war es, das Birgit Rümmele 2017 veranlasste, sich mit dem Thema Glück näher auseinanderzusetzen. „Im Zuge der Buchvorstellung gab es einen Beitrag im ORF, der sich mit dem Schulfach Glück beschäftigte. Man zeigte zwei Schulen, eine in Wien und eine im Burgenland, die dieses Fach im Stundenplan hatten. Was da berichtet wurde, hat mich unheimlich angesprochen“, sagt Birgit Rümmele im Gespräch mit dem SONNTAG. „So sehr, dass ich begonnen habe, nachzuforschen, wie man Glückslehrerin wird.“ Schließlich wird sie fündig, beginnt den Praxis-Lehrgang zum Glück von Margot Maaß in Wien und lernt dabei einiges über das Glück und auch über das Schulfach Glück. Birgit Rümmele, zertifizierte Glückstrainerin, Referentin in der Erwachsenenbildung und Leiterin von ANIMA, der Bildungsinitiative für Frauen der Erzdiözese Wien
Was ist das Ziel des Schulfaches Glück?
Birgit Rümmele: Ziel des Schulfaches Glück ist es, die Lebenskompetenz, Lebensfreude und Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen zu fördern und das dann auch im Schulalltag zu leben. Es ist ein Konzept, das aus Deutschland vom Fritz-Schubert Institut in Heidelberg kommt. Margot Maaß, Trainerin und Coach, hat es nach Österreich gebracht und veranstaltet seit einiger Zeit jährlich eben den Praxis-Lehrgang zum Glück. Der besteht aus mehreren Modulen und ist hauptsächlich für Pädagoginnen und Pädagogen gedacht.
Arbeitet eine Glückstrainerin also nur mit Kindern und Jugendlichen?
Nicht nur – eine Glückstrainerin arbeitet schon auch mit Erwachsenen im Bereich der Erwachsenenbildung. Wir haben auch im Katholischen Bildungswerk der Erzdiözese Wien immer wieder einen Lehrgang zu Positiver Psychologie und dem Glück.
Und was lernt man dann in der Schule im Fach Glück?
Glücksunterricht ist kein Frontalunterricht, sondern vielmehr eine sehr aktive Sache. Die Kinder und Jugendlichen sitzen im Sesselkreis oder sind in Bewegung. Sie erleben diese Stunde im wahrsten Sinn des Wortes gemeinsam und üben verschiedene Methoden, bekommen Werkzeuge, um Glück zu spüren und Lebenskompetenz zu erreichen. Es geht viel um Positive Psychologie, darum, den Kindern zu zeigen und beizubringen, wie sie Lebensfreude entwickeln können. Wir machen Übungen und Spiele, wie man sie als Erwachsene vielleicht aus Teambuilding-Prozessen kennt. In Österreich ist Glück kein Teil des Lehrplans. Aber ich höre mittlerweile von immer mehr Lehrkräften, die dahingehend Ausbildungen gemacht haben und es auch in ihrem Unterricht einbringen.
Sie sprechen von „Methoden“ und „Werkzeugen“. Könnten Sie uns ein solches Werkzeug, eine Methode nennen?
Da gibt es zum Beispiel die Glücksdusche. Das sitzt eine Person in der Mitte des Sesselkreises und die Kinder rundherum erzählen dieser Person, was sie an ihr so toll finden, was sie Gutes an dieser Person wahrnehmen. Und diese Person sitzt einfach da und hört zu. Das ist wirklich eine ganz tolle Methode, die wahnsinnig stärkt.
Ein Schulfach Glück suggeriert natürlich auch, dass man es lernen kann, glücklich zu sein. Ist das zu weit gegriffen?
Glück kann man tatsächlich lernen. Wir haben ja vieles, was glücklich macht, tatsächlich selbst in der Hand. Wir können sozusagen üben, mit unserem Leben zufrieden zu sein, mit negativen Gefühlen und Ereignissen gut umzugehen. Oder wir können die Selbstwirksamkeit stärken, also jene Überzeugung, schwierige oder herausfordernde Situationen gut meistern zu können. Wir können uns unsere eigenen Stärken bewusst machen. Oder wir können an unserer Haltung dem Leben gegenüber arbeiten, können etwa üben, dankbar auf unser Leben zu blicken.
Man hört immer wieder, dass dieses „Dankbar-Sein“ einer der Schlüssel zum Glück ist.
Dankbarkeit – das ist schon ein großes Wort. Aber Dankbarkeit ist halt auch eine Haltung, die ganz viel bewirkt. Und die auch dazu anregt, achtsam zu sein, gute Beziehungen zu pflegen. Dankbarkeit bedeutet auch, dass man das, was gut läuft, nicht für selbstverständlich nimmt.