Kraft durch den interreligiösen Dialog

Glauben leben
Ausgabe Nr. 9
  • Meinung
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Mariazell und seine unmittelbare Umgebung – hier am Foto der Hubertussee – ist für Elisabeth Wanek ein absoluter Kraftort. ©privat

Die junge Religionslehrerin Elisabeth Wanek liebt den Austausch mit Glaubenden anderer Religionen und Konfessionen, das Vorbereiten von Schulgottesdiensten und Mariazell.

In Mariazell ist Elisabeth seit ihrer Kindheit durch ihre Großeltern stark verwurzelt. Mittlerweile ist die 25-jährige gebürtige Wienerin wann immer es ihr möglich ist dort.

Elisabeth, Mariazell spielt nicht nur familiär, sondern auch in deinem Glaubensleben eine große Rolle. Warum hat es dir der Wallfahrtsort so angetan?

Ich bin mit 17 Jahren in Mariazell zur Pfarrjugend gekommen und war sofort von der Offenheit und der gelebten Spiritualität begeistert. Hier ist jeder willkommen. Überhaupt ist Mariazell ein Ort, an dem jeder Mensch, jeder Pilger aufgenommen wird. Das ist für mich eine der zentralsten christlichen Grundhaltungen. Ich habe viele Jahre in den Ferien in der Basilika mitgearbeitet und geholfen, Pilgergruppen pastoral zu betreuen. Da kommt man mit den verschiedensten Menschen in Kontakt, redet mit ihnen über Gott und die Welt, bekommt mit, mit welchen Sorgen, mit welchem Dank oder Anliegen sie kommen. Sehr schön war, als ich selbst als Schülerin aus Wien zu Fuß nach Mariazell gepilgert bin. Hier als Pilgerin anzukommen, war ein unglaublich starkes Erlebnis.

Hast du einen Lieblingsort in Mariazell?

Da gibt es zwei Orte: Ich bin irrsinnig gern in der Walster bei der Bruder-Klaus-Kapelle. Dort bin ich das allerletzte Mal mit meiner Oma bei meiner Firmung spazieren gegangen, eine Woche später ist sie gestorben. Und ich liebe die Bürgeralpe. Am Gipfelkreuz fühle ich mich Jesus sehr nahe.

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In den vergangenen Jahren war dir auch die katholische Fakultät ein wichtiger Einsatzort. Du hast Theologie studiert und bist der Uni immer noch sehr verbunden. Hat sich dein Glaube durch das Studium verändert?

Auf jeden Fall! Ich habe sehr viel hinterfragt und mich mit der Kirche auch sehr kritisch auseinandergesetzt, hatte auch meine Zweifel. Gleichzeitig konnte ich ganz viel für meinen Glauben mitnehmen und wurde stark von ökumenischen Begegnungen inspiriert. Ich war zum Beispiel sehr oft in der Evangelischen Hochschulgemeinde. Der interreligiöse Dialog ist mir in dieser Zeit sehr wichtig geworden. Dabei habe ich immer wieder meine Komfortzone verlassen und wahnsinnig viel dazugelernt.

Du leitest den Dialog:Abraham, einen interreligiösen Dialogkreis Studierender. Worum geht es da?

Der Dialog:Abraham ist ein Jugendprojekt des christlich-jüdischen Koordinationsausschusses, bei dem christliche, jüdische und muslimische Gläubige zusammenkommen. Wir treffen uns einmal im Monat und lesen Texte aus den jeweiligen Heiligen Schriften. Das Spannende: Wir müssen nicht auf einen Nenner kommen und können aushalten, wenn die anderen andere Meinungen haben. Gleichzeitig gewinnen wir sehr oft ganz neue Perspektiven auf den eigenen Text. Zum Beispiel indem wir Personen, die in der eigenen Heiligen Schrift vorkommen, in den Texten der anderen Religionen wiederfinden.

„Wann immer ich meine Komfortzone verlasse, lerne ich wahnsinnig viel dazu."

Elisabeth Wanek

Auch in der Schule, in der ich unterrichte, bemühe ich mich, den Kindern viel Wissen über andere Religionen zu vermitteln.

Du unterrichtest seit drei Jahren und derzeit an der Mittel- und Volksschule des Bildungszentrums Kenyongasse im 7. Bezirk. Was bereitet dir dabei die größte Freude?

Dass ich den Kindern auch außerhalb des Unterrichts Ansprechpartnerin bin. Ich liebe außerdem unsere Schulmessen, bei denen die Kinder bereits im Vorfeld auf mich zukommen und dann immer sehr engagiert sind. Den Kindern einen Zugang zum christlichen Glauben zu vermitteln, ist mir sehr wichtig. Ich merke aber auch, dass das gar nicht so einfach ist.

Autor:
  • Sandra Lobnig
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