Kräuterprodukte aus dem Kloster

Sommer-Reise: Südtirol
Ausgabe Nr. 29
  • Österreich
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Schwester Mirjam Volgger kennt sich mit Kräutern aus.
Schwester Mirjam Volgger kennt sich mit Kräutern aus. ©Sandra Lobnig
Die Salben, Elixiere und Kräutertees stärken die Gesundheit, die Schönheit und das Wohlbefinden.
Die Salben, Elixiere und Kräutertees stärken die Gesundheit, die Schönheit und das Wohlbefinden. ©Sandra Lobnig
Die Nachfrage nach ihren Kräuterprodukten ist hoch.
Schwester Mirjam Volgger und Michaela Egebrecht haben viel experimentiert,
gewagt – und gewonnen. Die Nachfrage nach ihren Kräuterprodukten ist hoch.
©Sandra Lobnig

Traditionelle Kräuterprodukte der Tertiarschwestern in Brixen sind mittlerweile wieder heiß begehrt. Einige ihrer besten bewährten Rezepte waren jedoch lange verschollen. Dann machten die Schwestern im Kloster Mühlbach eine Entdeckung, die sie jubeln ließ.

Die Salben, Tees, Elixiere und Tinkturen aus dem Kloster Mühlbach im Südtiroler Pustertal waren in der ganzen Gegend für ihre Heilwirkung bekannt, wurden aber nicht mehr hergestellt. Immer wieder sprach jemand Schwester Mirjam Volgger, die Provinzoberin der Südtiroler Tertiarschwestern, darauf an, ob sie diese gute Tradition nicht wiederbeleben könnte. Aber wie sollte sie das machen, wenn die Rezepte nicht mehr auffindbar waren?

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Kräuterprodukte: Wertvolle Zettelchen

Dann kam der Überraschungsfund. Drei Jahre ist es heuer her: In einer Tisch-Schublade im Mühlbacher Kloster finden die Schwestern ein vergilbtes Kuvert. Der Inhalt des Briefumschlags hat es in sich. Ihre verstorbene Mitschwester Regina Kugler hatte ihr Leben lang Rezepturen von Kräuteranwendungen gesammelt. „Im Umschlag waren viele handgeschriebene Zettelchen“, beschreibt Schwester Mirjam den freudigen Moment des Fundes. Auf den Zettelchen: gut zwei Dutzend Rezepturen, aus denen eine Erfolgsgeschichte werden sollte. Schwester Mirjam nahm sich der Sache an und entwickelte mit externer, fachkundiger Beratung Ideen, wie man die alten Geheimrezepte für die heutige Zeit umsetzen könnte.

Gemeinsam zum Erfolg

Die Tertiarschwestern sind Franziskanerinnen, offiziell heißen sie „Tertiarschwestern des heiligen Franziskus“. Ihre Südtiroler Provinz hat Niederlassungen in Brixen, Sterzing, Bozen und Kaltern, früher auch in Mühlbach. Zur Kongregation gehören außerdem Provinzen in Nordtirol, Afrika und Südamerika. Schwester Mirjam Volgger ist nicht nur Provinzoberin, sondern auch diplomierte Krankenschwester. Von der gemeinsamen Arbeit in der Bozner Marienklinik kannte sie eine junge Frau, die sie als Mitstreiterin für ihren kühnen Plan sah: Michaela Egebrecht stammt aus Niederösterreich, hat in Wien Betriebswirtschaft studiert und sich auf dem zweiten Bildungsweg Wissen im Medizinund Gesundheitsmanagement angeeignet. Seit vielen Jahren lebt sie in Südtirol.

Der kühne Plan

Das Duo legte los, probierte die aufgetauchten Rezepte der Heilsalben aus und gab sie einer Expertin zur Prüfung. Mit großer Begeisterung über die Wirkung der Salben beschlossen die beiden, die Rezepte der Öffentlichkeit zugutekommen zu lassen, wie sie schildern. Heute stellen sie acht Salben her, darunter die beiden  „Bestseller“, wie Michaela Egebrecht sie nennt, die Mühlbacher Klostersalbe und die Ringelblumen-Salbe.

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Tertiarschwestern des Heiligen Franziskus Brixen, Südtirol

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Kräuterprodukte und Naturkosmetik

Ein weiterer Bereich ist die Naturkosmetik. Erfolgreich ist besonders die Zitronenmelissen-Handcreme. Relativ neu im Programm ist eine Körperlotion mit dem Wirkstoff der Ringelblume. Seit kurzem gehören auch Elixiere zum Sortiment. Die letzte Sparte der Produktpalette sind Kräutertees. Ein herausragender Tee ist „Schwester Elmara’sKomposition“. Schwester Elmara arbeitete viele Jahre auf der Geburtenstation der Marienklinik in Bozen. Ihr wichtigstes Anliegen war es,  für das Wohlbefinden der frisch entbundenen  und stillenden Mütter zu sorgen, für die sie eigens eine Kräutermischung  zusammengestellt hat, wie Schwester Mirjam erzählt.

Die Grundlage: Kräuter

Bunt, bunt, bunt und gut einen Hektar groß ist der Klostergarten der Tertiarschwestern in Brixen. In diesem Gemüse-, Obst- und Blumengarten wächst auch der Lavendel, der in den Klosterprodukten Anwendung findet. Lavendel ist bis jetzt die einzige Pflanze, die aus dem Klostergarten im Herzen von Brixen für die Kräuterprodukte verwendet wird. Aus ihm entsteht Lavendel-Hydrolat, eine Flüssigkeit, die aus den Blütenknospen  destilliert wird. Der Duft  des Lavendels soll gegen Anspannung und Schlaflosigkeit wirken. Außerdem wird aus dem Lavendel eine Waschcreme fürs Gesicht hergestellt.

„Klöster und das Ordensleben sind nicht nur auf dem Rückzug, sondern zeigen durch neue Ideen immer wieder Vitalität.“

Schwester Mirjam Volgger

Rohstoffe aus der Region

Weshalb außer dem Lavendel keine anderen Zutaten aus dem Klostergarten kommen, beantwortet Schwester Mirjam damit, dass die aktiven Ordensfrauen mit der Pflege und Ernte von Kräutern personell überfordert wären. So werden die Zutaten für die Kräuterprodukte außerhalb des Klosters angebaut, aber alle in der Region Südtirol. Biobauern aus dem Vinschgau steuern sie ebenso bei wie ein Bergbauernhof nahe Brixen.

Bienenwachs aus der Umgebung Brixen

Aus der Umgebung von Brixen kommen auch das Bienenwachs und das Lärchenharz für die Salbenherstellung. Alle Zutaten haben Bioqualität, betont Michaela Egebrecht. Außer ihr und Schwester Mirjam ist auch die Apothekerin Martina Garber aus Tscherms bei Meran für die Entstehung der heilsamen Mittel verantwortlich. Sie übernimmt die fachgerechte Herstellung der Produkte.

Vermarktung der Kräuterprodukte

Vermarktet werden die Produkte von Primulavita im Internet, manchmal sind Schwester Mirjam und Michaela Egebrecht auch auf Märkten und Messen zu finden, wo dann persönlicher Kontakt mit Kundinnen und Kunden entsteht. Trotz des umfangreichen Sortiments gibt es keinen Klosterladen bei den Tertiarschwestern. „Die Menschen würden gerne in einem Klosterladen einkaufen, aber es fehlt an Personal, und den Schwestern können wir diese zusätzliche Aufgabe nicht mehr aufbürden“, bedauert Michaela Egebrecht.

Lebendiges Kloster

So müssen die Produkte selbst für die Wirkung der Schwestern nach außenstehen. Dadurch wird auch Klosterleben wieder als zeitgemäß und lebendig wahrgenommen. „Klöster und das Ordensleben sind eben nicht nur auf dem Rückzug, sondern zeigen durch neue Ideen immer wieder Vitalität“, freut sich Schwester Mirjam. Ein unscheinbarer Umschlag in einer alten Schublade war an diesem Erfolg nicht unbeteiligt …

Autor:
  • Kapuzinerbruder Michael Maldacker
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