Pius XI. - Konkordat in Österreich

Bedeutende Päpste - Folge 7
Ausgabe Nr. 29
  • History
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Pius XI.: „Mit brennender Sorge“ ist bis heute die einzige auf Deutsch verfasste Enzyklika. ©akg-images / picturedesk.com

In die Ära von Papst Pius XI. (1922 bis 1939) fiel der rasante Aufstieg des Faschismus in Deutschland und Italien. Konkordate, also Verträge zwischen dem Heiligen Stuhl und Italien, Deutschland und auch Österreich, sollten der Kirche in diesen Staaten eine gewisse rechtliche Sicherheit bieten.

Als die Kardinäle nach dem Tod von Papst Benedikt XV. im Jahr 1922 zum Konklave zusammentraten, konnten sie nicht ahnen, dass die politische Landkarte Europas nach dem Zusammenbruch der großen Monarchien in wenigen Jahren durch den Aufstieg der faschistischen Parteien in Italien, Deutschland und Spanien völlig verändert sein würde. Im vierzehnten Wahlgang erhielt der Erzbischof von Mailand, Achille Ratti, mit 42 von 53 Stimmen die nötige Zweidrittelmehrheit. Bis dahin war Ratti, 1857 nahe Mailand geboren, vor allem als begeisterter Bergsteiger und als Wissenschaftler einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gewesen. So erklomm er u. a. den Mont Blanc und das Matterhorn. 1911 wurde Ratti, damals Leiter der Ambrosianischen Bibliothek in Mailand, nach Rom an die Vatikanische Bibliothek berufen. Benedikt XV. schickte ihn 1919 als Nuntius nach Warschau. Es folgte eine Tätigkeit als päpstlicher Kommissar in Oberschlesien sowie Ostpreußen, 1921 wurde er Erzbischof von Mailand und Kardinal.

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Radio Vatikan und viele Heiligsprechungen

1925 führte Pius XI. für die Gesamtkirche das Christkönigsfest ein, um Christus, den einzigen König, zu feiern. Pius XI. schuf auch die „Katholische Aktion“ als Plattform des Wirkens von Katholikinnen und Katholiken in der und für die Gesellschaft. 1931 wurde mit päpstlichem Segen die Radiostation „Radio Vatikan“ eröffnet. Mit der Enzyklika „Casti connubii“ (1930) präsentierte der Papst die damalige kirchliche Lehre über Ehe und Familie, mit der Enzyklika „Quadragesimo anno“ (1931) bot Pius XI. eine Aktualisierung der katholischen Soziallehre. Zahlreiche Selig- und Heiligsprechungen gab es in diesem Pontifikat: Kanonisiert wurden u. a. die Karmelitin Therese von Lisieux, Don Bosco (der Gründer der Salesianer) und Petrus Canisius. Pius XI. wurde „Missionspapst“ genannt, nicht nur wegen der großen Missionsenzyklika „Rerum ecclesiae“ (1926), sondern weil sein besonderes Interesse der Mission galt.

Die Lösung der „Römischen Frage“

Und es gelang Pius XI., die sogenannte „Römische Frage“ zu lösen: die Versöhnung des Papsttums mit dem Königreich Italien. 1929 wurden die Lateranverträge unterzeichnet: Diese beinhalteten die Gründung des Staates der Vatikanstadt, ein Konkordat sowie ein Finanzabkommen zur Entschädigung für den 1870 untergegangenen Kirchenstaat. Die Katholiken und Katholikinnen sollten die Möglichkeit haben, jederzeit zum Papst nach Rom zu kommen. Pius XI. setzte auf Konkordate, also auf Abkommen des Heiligen Stuhls mit vielen Staaten – Lettland, Polen, Litauen, Rumänien, Italien und 1933 mit Österreich unter Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und dem Deutschen Reich unter Adolf Hitler. Ein Konkordat ist ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und einem Staat. Das Konkordat mit Österreich von 1933 regelte die Rechtsstellung der Kirche im Staat, die Heranbildung des Klerus, den Religionsunterricht, das Recht der Kirche auf eigene Schulen, die kirchliche Eheschließung, die Militärseelsorge, die kirchlichen Feiertage sowie die vermögensrechtlichen Belange der Kirche. 1957 erkannte die Koalitionsregierung in Österreich grundsätzlich das 1933 geschlossene Konkordat an und ersuchte den Heiligen Stuhl, über eine Anpassung zu verhandeln, was dann auch in den folgenden Jahren geschah. Pius XI. erhoffte sich dabei, vor allem vom Deutschen Reich, eine gewisse Sicherheit und einen Schutz für die Kirche. Am 20. Juli 1933 unterzeichneten Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., und Vizekanzler Franz von Papen im Vatikan das Konkordat.

Doch der Papst und der Vatikan sollten sich gründlich täuschen. Denn schon vier Jahre später, 1937, musste Pius XI. in der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ die unzähligen Verletzungen des Konkordats durch das Deutsche Reich beklagen. Darin übte er auch scharfe Kritik an der Ideologie der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), die sich – ganz neuheidnisch – gleichsam an die Stelle Gottes setzte. Im Juni 1938 erklärte der Papst während einer Ansprache vor belgischen Katholiken auch, dass der Antisemitismus mit dem Christentum unvereinbar sei und dass die Katholiken, als spirituelle Nachkommen Abrahams, alle Semiten seien. Der Papst wollte später noch klarer Stellung beziehen zum Antisemitismus und Faschismus: Am 10. Februar 1939, dem Todestag von Pius XI., soll ein Entwurf dazu auf seinem Schreibtisch gelegen haben. Der wurde allerdings dann nicht veröffentlicht.

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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