Juwelierbesuch: Klosterfrau braucht Ehering
AnekdotenBernadette Spitzer teilt Kurioses und Erheiterndes aus der Welt der Kirche. Diesmal geht es um einen Ehering.
Sr. Franziska Madl, den Lesern dieser Zeitschrift bestens bekannt (zuletzt hat sie spirituelle Kommentare zu unserer Sommerserie „Die Freiheit nehm’ ich mir“ geschrieben), hat 2006 ihre Ewige Profess, ihre Ordensgelübde, als Schwester des Dominikanerinnenordens abgelegt. Zur Feier im Kloster in Wien-Hietzing sollte sie einen Ring bekommen. Das ist in vielen Orden so üblich.
Im Fundus gab es aber keinen passenden, und deshalb wurde sie zu einem Juwelier geschickt, um einen zu kaufen. Sie betrat das Geschäft in Zivilkleidung, war also nicht als Ordensfrau erkennbar.
Nur ein Ring
Zur Überraschung des Juweliers fragte sie ihn nach EINEM Ehering. Das ist ungewöhnlich. Wenn jemand seinen Ehering verliert, kann es vorkommen, dass nur einer nachgekauft wird, aber oft wird gleich ein neues Paar bestellt, damit die Eheleute den gleichen Ring tragen. Sr. Franziska hielt sich mit Erklärungen, warum sie nur einen braucht, zurück. Sie hatte sich vorgenommen, nur zu antworten, wenn sie explizit gefragt würde.
Der Juwelier fragte, ob sie eine Gravur mit dem Namen des Bräutigams und/oder dem Hochzeitsdatum wolle. Die Antwort überraschte ihn: „Bitte gravieren Sie ‚resurrectio mortuorum‘ ein.“ Das ist ihr Professmotto. Er tippte es in den Computer, hielt inne, schaute sie an und nahm sich ein Herz: „Ich hatte in der Schule Latein. Darf ich Sie was fragen: Ist Ihr Bräutigam vielleicht von den Toten auferstanden?“ Sr. Franziska bejahte, und der Juwelier setzte seine Arbeit mit einem zufriedenen „Ah ja“ fort. Der Ring war rechtzeitig vor dem geplanten „Hochzeitsdatum“ fertig.
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