Kirchtürme prägen Österreich

Was wir der Kirche verdanken
Ausgabe Nr. 29
  • Spiritualität
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Blick über die Wiener Innenstadt: Neben dem mächtigen Südturm des Stephansdomes finden sich noch viele andere – wenn auch niedrigere – Kirchtürme.
Blick über die Wiener Innenstadt: Neben dem mächtigen Südturm des Stephansdomes finden sich noch viele andere – wenn auch niedrigere – Kirchtürme. ©kathbild.at/Rupprecht

Sie sind aus dem Erscheinungsbild Österreichs nicht wegzudenken: die Kirchtürme. Weithin sichtbar in Stadt und Land, erinnern sie unaufdringlich Tag für Tag an unsere christlich geprägte Heimat.

 

Während jahrhundertelang hierzulande die Kirchtürme die höchsten Gebäude der Stadt und des Landes bildeten, erhielten sie ab dem 20. Jahrhundert in den Städten große Konkurrenz durch die Hochbauten für Industrie und Wirtschaft, am Land durch die hohen Getreidesilos. 
 

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Glockenturm, Wachturm und Uhrturm

Eine eigene Theologie des Kirchturms gibt es nicht – im Gegensatz zur Theologie des Kirchenbaus. Denn es überwiegen beim Kirchturm meist die praktischen Aspekte. So beherbergt ein Kirchturm wegen seiner Höhe die Glocken. Oft war er auch ein sogenannter Wachturm und damit Arbeitsplatz des „Türmers“, der Wache hielt und bei Bränden warnte. Manchmal diente der Kirchturm, besonders in umkämpften Grenzgebieten, auch als Wehr- und Fluchtturm. Seit der Erfindung der mechanischen Uhrwerke fungierte der Kirchturm auch als weithin sichtbarer Uhrturm – oft mit einem Zifferblatt auf mehreren Seiten des Kirchturms. Dieser war damit lange Zeit die einzige „öffentliche Uhr“ im Ort.
 

Kirchtürme: Vom „Campanile“ zum Doppelturm

Faktum ist: Ein Kirchturm gehört zu einem Kirchengebäude. Zu den ältesten Kirchtürmen der Christenheit zählen die bekannten freistehenden Glockentürme in Italien, nicht nur von Italienreisenden bewundert. Der Name „Campanile“ verweist dabei auf die „Campana“ – die „Glocke“. Wie lassen sich dann aber die aufwändigen Turmbauten des Mittelalters erklären? Denn ab dem 11. Jahrhundert prägen die mächtigen Kirchtürme die Kirchenbauten der abendländischen Kirche und damit auch das jeweilige Stadtbild. Mittels der Kirchtürme konnte die Gotik ihren fast unbändigen Drang nach Höhe besonders gut verwirklichen. So kommt etwa der Südturm unseres Stephansdoms auf stolze 137 Meter Höhe. 

Wettstreit um die höchsten Kirchtürme

Die mittelalterlichen Städte lieferten sich oft einen baulichen Wettstreit um den höchsten Kirchturm, sodass manche Orden wie Zisterzienser, Dominikaner oder Franziskaner für ihre Klöster gleichsam auf Kirchtürme verzichteten. In der Barockzeit erlebte der Kirchturmbau nochmals eine starke Blüte, oft finden sich ab diesem Zeitpunkt auch die mächtigen Doppeltürme. Die folgende Neugotik setzte wieder stark auf das Thema „Höhe“, diese Kirchtürme waren noch einmal Symbolbauten einer damals noch vorhandenen christlichen Gesellschaft. Auch in unserer nachchristlichen Gesellschaft verweisen die Kirchtürme bis heute auf die Präsenz von Gotteshäusern – unaufdringlich, aber eindrucksvoll.

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Autor:
  • Stefan Kronthaler
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