Kirchliche Medien vor dem Aus?
HirtenhundStellen Sie sich vor, in Ihrer Pfarre steppt der Bär – oder zumindest der Hund. Es ist richtig was los: Pfarrfest, Jubiläum und Visitation, alles auf einmal. Dazu noch haufenweise Erstkommunionkinder, ein lebendiges Pfarrleben. Gemeinde, wie sie sein soll.
Nur: Es bekommt keiner mit. Denn eigene Pressearbeit ist zeitaufwändig. Dem ORF indes ist das zu klein, der Krone zu wenig konfliktreich, dem Standard zu wenig links, OE24 zu wenig rechts, der Furche zu wenig kritisch, dem Kurier zu wenig irgendwas. Bleiben noch Ihre pfarrlichen Facebook- oder Insta-Follower, aber das sind eh die eigenen Leute. So könnte es kommen. Und das schon baldiger, als Sie denken.
Wenn die Erzdiözese nämlich wahr macht, was sie im vergangenen Jahr angekündigt hat und ab 2025 den eigenen Medienunternehmen den Geldhahn zudreht. Sparen ist angesagt. Möglich also, dass Medien wie radio klassik Stephansdom, seit 26 Jahren als kirchliches Privatradio etabliert, oder wie dem SONNTAG, aus den Wirren und Aufbrüchen der 1848er-Revolution geboren, die Puste ausgeht. Nicht etwa aus ideologischen Grabenkämpfen heraus, auch nicht wegen mangelnder Zustimmung des Publikums oder wegen mangelnder Innovationskraft, sondern des schnöden Mammons wegen.
Möglich ist das schon – aber ist es wahrscheinlich? Ich gehöre zu den unverbesserlichen Optimisten, die davon ausgehen, dass man auch in Steuerungsgremien noch so nah am Puls der Pfarren und der eigenen Schäfchen ist, um einzusehen, dass es nichts gäbe, was unsere Kirchenmedien ersetzen kann. Es fehlte ein wichtiges Scharnier zwischen der Gemeinde und der Diözese, der Kirche in Österreich, der Weltkirche, die wir alle im Kleinen auch sind. Es fehlte der mediale Resonanzraum der Engagierten – der wenigen, die uns noch bleiben; der Resonanzraum auch, der uns überhaupt vermittelt, dass wir mehr sind als die Summe von Pfarren und Dienststellen.
Natürlich soll sorgsam mit den finanziellen Ressourcen umgegangen werden. Wir haben nichts zu verschenken als die Frohe Botschaft. Und die ist kostenlos. Ob ich also die Letzten am Ende beißen werde? Nein, ich denke nicht. Denn es gliche dem forcierten Einzug in die kleine Herde, wenn die Kirchenzeitung und radio klassik Stephansdom eingestellt werden müssten.
Es liegt also nicht nur an Ihnen, ob es uns und auch mein Körbchen hier auf der letzten Seite weiterhin geben wird. Nicht nur – aber auch. Denn jeder Leser, jede Leserin mehr ist eine finanzielle Sorge weniger. Und für das Radio habe ich jedenfalls schon eine Spende überwiesen, denn aufgeben ist für einen Hirtenhund keine Option.