Kinotipp: Das Leben des Abbé Pierre
KinotippDer Film „Abbé Pierre – Ein Leben für die Menschlichkeit“ erzählt die außergewöhnliche Lebensgeschichte eines Mannes, der sein Dasein den Verfolgten und Unterdrückten gewidmet hat: Geboren als Henri Antoine Grouès, wurde Abbé Pierre 1930 Mitglied des Kapuzinerordens.
Bei der Widerstandsbewegung
Kurz darauf verteilte er sein Erbe an die Armen. Aufgrund einer Lungentuberkulose musste er das Klosterleben aufgeben. Im Alter von 30 Jahren trat er der Widerstandsbewegung gegen die deutschen Besatzer bei, fälschte Ausweise und organisierte Fluchtwege. In der Résistance nahm Henri Grouès den Namen Abbé Pierre an und rettete Hunderte jüdische Familien vor der Verfolgung – ein spannendes Kapitel, das im Film aber eher kurzgehalten wird.
Benjamin Lavernhe als Abbé Pierre
Nach dem Krieg engagierte sich Abbé Pierre (Benjamin Lavernhe) als Abgeordneter, obwohl er als unabhängiger Politiker wenig Einfluss hatte, für soziale Gerechtigkeit. Während einer Kältewelle 1953 wurde Abbé Pierre zum nationalen Helden, als seine Radioansprache eine Welle der Solidarität mit Obdachlosen auslöste.
Ein Film von Frédéric Tellier
Der Film, eindrucksvoll inszeniert von Frédéric Tellier, zeigt die zahlreichen Facetten eines Mannes, der sich unermüdlich für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzte und rückt auch dessen treueste Mitarbeiterin Lucie Coutaz (Emmanuelle Bercot) ins Zentrum. Die von Abbé Pierre gegründete Emmaus-Gemeinschaft für Ausgestoßene und Gestrandete ist heute in rund 40 Ländern weltweit mit 40.000 Gefährten, Angestellten und Gefährten aktiv.
Abbé Pierre – Filmisches Denkmal
„Abbé Pierre – Ein Leben für die Menschlichkeit“ ist – wenn auch mit gewissen Längen gegen Ende – ein beeindruckendes filmisches Denkmal für einen Mann, der den Sprachlosen eine Stimme gab und sich damit in die Geschichtsbücher und in die Herzen einschrieb.
Kinotipp
Zu sehen ist der Film derzeit im Village Cinema in Wien Mitte: cineplexx.at
Abbe Pierre werden sexuelle Übergriffe gegen Frauen und Minderjährige vorgeworfen. Die Vorwürfe wurden erst nach Veröffentlichung der Filmrezension bekannt. Die neusten Nachrichten zu dem Fall stammen vom 6. September 2024: Die Emmaus-Bewegung veröffentlichte weitere Anschuldigungen, die seit Juli bei einer eigens eingerichteten Anlaufstelle eingegangen sind. Demnach wurden in den vergangenen Wochen mindestens 17 zusätzliche Zeugenaussagen gesammelt, die den katholischen Ordensmann belasten.