Kardinal Schönborns Büroleiterin erzählt

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 3
  • Österreich
Autor:
Corinna Turner im Büro von Kardinal Schönborn
Corinna Turner: Die Frau hinter Kardinal Schönborns Terminplan ©Stephan Schönlaub

Corinna Turner leitet das Büro von Kardinal Schönborn. Privat lebt sie einen tiefen, reflektierten Glauben, geprägt von ihrer Mutter und Großmutter.

Seit Oktober 2012 ist Corinna Turner Leiterin des Büros von Kardinal Schönborn. Sie nimmt Telefonate entgegen, achtet darauf, dass alles läuft, und koordiniert und organisiert vor allem die Termine des Erzbischofs. Eine Arbeit, die sie „unheimlich gerne“ macht, wie sie sagt, und bei der sie sich auch durch nichts aus der Ruhe bringen lässt – nicht durch spontan eintreffende Termine aus Rom, nicht durch die vielen Anfragen aus der Diözese. Privat ist sie eine leidenschaftliche Köchin, die am liebsten schon in der Früh am Herd steht. Eine begeisterte Radfahrerin, die nicht nur am Rennrad unterwegs ist, sondern auch jeden Tag radfahrend ins Büro gelangt. Und eine interessierte und aufmerksame Oma, die gerne Zeit mit ihren Enkelkindern verbringt und unter anderem mit großer Freude Geschichten erzählt – auch jene aus der Bibel. 

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Glaubensvorbilder aus der Kindheit

Frau Turner, als Büroleiterin von Kardinal Schönborn sind Theologie, Glaube und Religion Ihre täglichen Begleiter. Gibt es Menschen in Ihrem Leben, die Ihren persönlichen Glauben – außerhalb dieser Wände – geprägt haben? 

Ja bestimmt – da war einmal meine Mutter. Sie ist verstorben als ich klein war, aber ihr Zugang zum Glauben hat mich trotzdem immer begleitet. Es war sozusagen ihr Vermächtnis, dass mein Vater uns Kinder jeden Sonntag in die Kirche geschickt hat. Ihm selbst waren Kirche, Religion und Glauben nicht so nah, aber er ist dem Wunsch meiner Mutter mit Respekt nachgekommen. Und auch meine Oma war für mein Glaubensleben wichtig – sie hat uns immer Geschichten aus der Bibel erzählt und wir haben ihr unheimlich gerne zugehört.  

Glaube als ständiger Begleiter im Alltag

Das heißt: Der Glaube war eigentlich immer Teil Ihres Lebens?

Ich kann sagen: Da war immer eine große Kirchennähe, eine große Affinität zum Glauben. Ich war in meiner Heimat im Rheinland in einem katholischen Kindergarten, bin in eine katholische Grundschule gegangen und auch in ein Gymnasium, in dem es jeden Donnerstag eine Schulmesse gab. Bei uns zu Hause wurde oft gebetet – vor dem Essen, vor dem Schlafengehen. Bis heute sind Gebetszeiten etwas, was mir wichtig ist und in das ich mich geradezu hineinfallen lassen kann, um zur Ruhe zu kommen. Aber, um es ein bisschen überspitzt zu formulieren: Das Beten allein macht meinen Glauben nicht aus. Ich wollte immer auch viel über Kirche, Religion und Glaube wissen.  

Suche nach tieferem Wissen über Kirche und Religion

Und was tut man dann, wenn man mehr wissen will über den Glauben? Welchen Weg sind Sie gegangen?

Das Entscheidenste dabei war wohl, als ich, nachdem ich zwei Jahre im Büro von Kardinal Schönborn gearbeitet hatte, den Entschluss gefasst habe, den Theologischen Kurs zu machen. Man kann sagen: Im Büro ist der Wunsch, mehr zu wissen und dieses Gefühl, dass mir ein Mitschwimmen in der Tradition allein nicht genügt, sondern ich Sachen einordnen und fundiert Auskunft geben will, noch einmal stärker geworden. Ich denke, man kann sagen, ich wollte besseres Handwerkszeug für meinen Berufsalltag. Der Kurs war dabei für mich ideal – man bekommt einen Überblick, aber auch viel tiefergehendes Wissen, kann Zusammenhänge viel besser verstehen. Am Ende war er auch für meinen persönlichen Glaubensweg eine echte Bereicherung.  

„Beten allein macht meinen Glauben nicht aus. Auch wenn mir Gebetszeiten wichtig sind.“

Zweifel als Teil des Glaubensweges

Wer so fundiert glauben will, zweifelt so jemand auch manchmal?

Es gab schon Zeiten in meinem Leben, in denen ich vom Glauben weiter entfernt war. Ich denke allerdings, dass das durchwegs zum Leben dazugehören kann – dieses Zweifeln, das In-Frage-Stellen. Ich habe aber dann die Erfahrung gemacht, dass man irgendwann vielleicht in all diesem Zweifeln dem Glauben doch auch wieder näherkommt. Wir alle machen ja Erfahrungen in unserem Leben und ordnen diese ein und ich denke, daraus kann – wenn wir es zulassen – Glaube entstehen, vielleicht sogar neu entstehen oder stärker werden. Im Grunde ist das doch auch das, wovon uns die Bibel erzählt: Berichte von menschlichen Erfahrungen – solchen, die Menschen miteinander oder mit Gott machen. Erfahrungen, von denen man liest oder hört und die man dann wirken lässt, im eigenen Leben sucht und vielleicht auch Vergleichbares findet. 

Schlagwörter
Autor:
  • Portraitfoto von Andrea Harringer
    Andrea Harringer
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