Kardinal König Haus: Glaube braucht Bildung

25 Jahre Kardinal König Haus
Ausgabe Nr. 46
  • Bildung
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Nachhaltig unterwegs: Direktor Pater Helmut Schumacher mit einem Solarmodul.  Das Kardinal König Haus bekam jüngst eine Photovoltaikanlage.
Nachhaltig unterwegs: Direktor Pater Helmut Schumacher mit einem Solarmodul. Das Kardinal König Haus bekam jüngst eine Photovoltaikanlage. ©Kardinal König Haus
Der Eingang des Kardinal König Hauses.
Der Eingang des Kardinal König Hauses. ©kathbild.at/Rupprecht

Vor 25 Jahren wurde das Bildungs- und Seminarzentrum der Jesuiten in Wien-Lainz nach Kardinal Franz König (1905–2004) benannt. Gegenüber dem SONNTAG skizziert der neue Direktor des Kardinal König Hauses, Pater Helmut Schumacher, die Aufgaben des renommierten Bildungszentrums im Westen von Wien.

König stand als Wiener Erzbischof für Offenheit, Dialog und für ein respektvolles Miteinander zwischen Menschen, Religionen und Kulturen. Seit dem Sommer leitet Jesuitenpater Helmut Schumacher das Kardinal König Haus (Wien 13). Seit 25 Jahren trägt dieses Bildungszentrum der Jesuiten und der Caritas den Namen jenes Kardinals, der als vielfacher Brückenbauer in die jüngere Kirchengeschichte eingegangen ist. Gegenüber dem SONNTAG erklärt Pater Schumacher, wie er die Aufgaben und Chancen eines Bildungszentrums im Zeitalter der Wissensgesellschaft gestalten will.

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Hochwertige Bildung im Kardinal König Haus

Wofür steht das Kardinal König Haus seit nunmehr 25 Jahren?

HELMUT SCHUMACHER: Das Kardinal König Haus steht für qualitativ hochwertige Bildung. Ja, wir wollen die Welt verbessern mit dem, was wir anbieten. Unser Haus steht für Offenheit und Begegnung, dass Leute zu uns kommen dürfen mit ihrem Leben, mit ihren Fragen, mit ihren Sorgen, aber auch mit dem, was sie lernen wollen. Und wir bieten ein Haus mit einer großen Willkommenskultur.

Wofür steht für Sie persönlich der Name Kardinal Franz König? 

Das ist ganz spannend. Ich komme aus Deutschland und mir war der Name Kardinal König Haus geläufig als ein Werk von uns Jesuiten. Aber ich habe mich vorher nicht so wirklich mit dem Namen und mit der Person des Kardinals beschäftigt. Als ich nach Wien kam, war ich erstaunt, wie viele Menschen mit Kardinal König persönlich etwas verbunden haben, ihn persönlich kannten oder vielleicht von ihm gefirmt worden sind. Ich habe eine Person getroffen, die erzählt hat, dass Kardinal König ihr Religionslehrer war. Oder dass sie ihn auf der Straße getroffen haben oder hier im Haus. Alle Leute sprechen positiv, mit großer Wertschätzung von ihm. Das, was er war, ist ein Stück weit in unserem Logo zu finden. Unser Kardinal König Haus-Logo beinhaltet: einen Standpunkt zu haben und weiters Offenheit und Dialog. Und für mich steht Kardinal König für diese Begriffe.
 

„Jesuitisches zeigt sich im Bereich Spiritualität und Exerzitien.“

Helmut Schumacher

Sie leiten seit Sommer dieses Bildungszentrum der Jesuiten und der Caritas. Worin zeigt sich das Charisma dieser Träger des Hauses?

Ganz ausdrücklich Jesuitisches zeigt sich im Bereich Spiritualität und Exerzitien. Wir haben einen eigenen Exerzitienbereich bei uns im Haus, wo jedes Jahr ein paar hundert Erwachsene und junge Erwachsene kommen, um Exerzitien zu machen und ihr Leben zu ordnen. Menschen, die auf der Suche sind nach Gott in ihrem Leben. Die mit unterschiedlichen Fragen kommen und oft beglückt und gestärkt und getröstet nach Hause gehen. Da spürt man ganz stark, dass wir hier als Jesuiten tätig sind. Ein Schwerpunkt der Caritas in unserem Haus ist die Akademie für Sozialmanagement. Wir bilden die Führungskräfte für die Caritas aus. Dies ist spannend, denn viele junge Erwachsene, viele junge Führungskräfte kommen ins Haus und bekommen sogenannte „Skills“, also Fähigkeiten vermittelt für ihr berufliches Leben.

Aktuelle Schwerpunkte im Kardinal König Haus

Welche sind die aktuellen Schwerpunkte?

Wir haben fünf Schwerpunktthemen, zwei habe ich schon genannt. Hinzu kommen noch Hospiz, Palliative Care, Demenz und dann christlich inspirierte Führung und Organisationskultur. Und ein weiterer Bereich ist die Ordensentwicklung.
 

Früher gab es in den klassischen Bildungshäusern Seminare und auch viele Vorträge. Hat sich dies geändert? 

Ja, wir sind immer im Fluss und das Haus hat sich immer wieder verändert. Es ist auch ein Stück Stärke des Kardinal König Hauses, dass wir in die Gesellschaft hineinhorchen, um zu hören, wo es der Bildung bedarf. Wo sind die Sorgen, wo sind die Nöte der Menschen, der Gesellschaft und wo können wir mit unserem Charisma Menschen begegnen und ihnen helfen, ihr Leben zu leben? Zum Beispiel im Bereich von Hospiz, Palliative Care und Demenz: Dieser Bildungsbereich reicht nochmal sehr stark hinein in gesellschaftliche Situationen, wo Menschen am Rand der Gesellschaft sind, wo Menschen im Abschiednehmen  sind und wo es einfach wichtig ist, dass es dort Menschen gibt, die liebevoll und professionell Sterbende und auch Familien begleiten können.
 

Charisma stärken

Welche Themen finden großen Zuspruch?

Momentan kann ich sagen, dass alle Bereiche gut besucht werden. Es gibt natürlich hin und wieder Kurse, die ausfallen, aber das ist wirklich selten. Wir haben teilweise sogar Wartelisten für die Kurse. Auch bei den Exerzitien und in anderen Bereichen, sodass wir eher schauen müssen, wie wir den Leuten, die zu uns kommen wollen, einen Platz geben können und allen gerecht werden.
 

Was wollen Sie stärken oder erneuern?

Wir wollen das Charisma, das wir haben, stärken, also die qualitativ hochwertige Bildung. Gleichzeitig stehen wir vor der Herausforderung, dass man mit Bildung kein Geld verdienen kann. Aber dieses Haus braucht eine finanziell solide Grundlage und an dieser Grundlage wollen wir weiter arbeiten. Drittens wollen wir immer wieder hineinhören in die Gesellschaft: Wo gibt es Themen, die relevant sind, wo wir uns engagieren können? Anders gesagt: Manchmal bekommt man einen Ball zugeworfen, den muss man auffangen und man bemerkt, dass dieser Ball jetzt für uns bedeutsam ist als Kardinal König Haus. Und dort können wir vielleicht neue Akzente setzen.
 

Kardinal König Haus: Bildung und Glauben

Sie haben jetzt öfter das Stichwort Bildung erwähnt. Welche Bedeutung hat Bildung für den Glauben? 

Ich bin überzeugt, dass Bildung im Glauben in einer säkularen Gesellschaft eine hohe Bedeutung hat und noch bedeutsamer geworden ist. Viele Menschen möchten den Glauben reflektieren, ein Stück des Geheimnisses des Glaubens verstehen, wenigstens ansatzweise, damit man anderen, wenn man gefragt wird, erklären kann, was man überhaupt glaubt und was hinter unserem Glauben steckt und um die Schönheit des Glaubens erklären zu können. Es gibt uns als Glaubenden die Sicherheit, Auskunft geben zu können gerade auch gegenüber jenen Menschen, die keinen Kontakt oder keine Erfahrung mit dem Christenleben haben. Dies gibt uns die Möglichkeit, ein Stück unseres Glaubens besser zu verstehen.
 

Das heißt, Wachstum im Glauben braucht auch Bildung?

Ja, Wachstum im Glauben braucht unbedingt Bildung und auch Erfahrung. Wir müssen wissen, was wir glauben, aber wir brauchen auch Erfahrung im Glauben. Um in den Exerzitien, in der Meditation der Heiligen Schrift zu spüren, dass dieser Glaube, dass dieser Jesus konkret etwas mit meinem Leben zu tun hat und nicht etwas Abstraktes ist. Dass er quasi mit mir ein neues Evangelium schreiben möchte. Wir dürfen in unserem Leben unser eigenes Evangelium schreiben, Gott setzt gleichsam Fußspuren und das bedarf der konkreten Erfahrung und auch der Bildung. 
 

„Wachstum im Glauben braucht Bildung und Erfahrung.“

Helmut Schumacher

Welche Bedeutung hat Bildung in der heutigen Wissensgesellschaft?

Eine sehr hohe. Wir haben alle das Verlangen, viel zu wissen, uns zu bilden, Schulen und Universitäten zu besuchen. Wir brauchen großes Wissen, eine gute Bildung, um einen guten Job zu bekommen. In unserer Gesellschaft ist dies ein großes Thema: wie wir gut ausbilden und bilden können. Ich habe im Rahmen meiner jesuitischen Ausbildung in Uganda mit Geflüchteten gearbeitet und dabei die Erfahrung gemacht, dass Bildung immer auch eine große Möglichkeit, eine Voraussetzung war, um die Armut verlassen zu können.
 

Stichwort Erfahrung: Sie sind Jesuit. Was bedeuten Ihnen die Exerzitien des heiligen Ignatius von Loyola – auch als Ort der Gotteserfahrung?

Bevor ich in den Orden eingetreten bin, war ich Diözesanpriester und ich habe immer gern Exerzitien gemacht. Für mich war und ist das ein Weg, um meine Spiritualität und Erfahrung zu sammeln. Exerzitien waren mir immer sehr kostbar und sind es bis heute geblieben, ohne Exerzitien wäre ich nicht in den Orden eingetreten. Ich durfte dieses Jahr im Libanon die großen Exerzitien machen und dabei 30 Tage lang schweigen. Dies war eine Zeit mit einem Auf und mit einem Ab, mit Herausforderungen, aber auch mit Dankbarkeit, das eigene Leben nochmal in Klarheit sehen zu dürfen. Wenn – bildlich gesprochen – das Wasser allmählich ruhig und klar wird, dann kann man tiefer blicken. Exerzitien bieten die Möglichkeit, ruhig zu werden – das Wasser wird klar – um tiefer hineinzublicken in die eigene Persönlichkeit und zu erfahren, wer dieser Gott für mich ist. Und dafür bin ich sehr dankbar, weil ich spüre, dass ich dann mehr weiß – wer ich bin und wer ich sein darf vor Gott und für die Menschen. 

Der Eingang des Kardinal König Hauses.

Hier können Sie auch nächtigen

Das Kardinal König Haus bietet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an einer Bildungsveranstaltung des Hauses die Möglichkeit, auch zu nächtigen. Um dann entspannt zu einer Veranstaltung zu gelangen.
kardinal-koenig-haus.at

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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