Kann die EU für Frieden sorgen?
Kirche im DialogVergangene Woche besuchte „Europabischof“ Bischof Ägidius Zsifkovics drei Tage lang das Zentrum der Europäischen Union in Brüssel. Auf dem dichten Programm standen Begegnungen mit Vertretern der Politik, der Kommission, der Ständigen Vertretung Österreichs und der Kirchen. Er setzte dabei ein Zeichen für die gute Gesprächsbasis der katholischen Kirche in Europa.
Ägidius Zsifkovics, Bischof der Diözese Eisenstadt, ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für Europafragen zuständig. Drei Monate vor der EU-Wahl besuchte er Brüssel, um vor allem das Gespräch mit Verantwortlichen aus der Politik, der Vertretung und den Kirchen zu suchen. Wie sieht Zsifkovics das Modell EU? Trotz aller Schwächen und Probleme gebe es kein besseres Modell für Europa, „um Fortschritt, Freiheit und Frieden zu erhalten“, ist der gebürtige Burgendlandkroate sicher. Eindringlich warnte er davor, Europa den Populisten, Ideologen und Besserwissern zu überlassen. Denn der Leitspruch der EU lautet „In Vielfalt geeint“. Zsifkovics unterstrich bei den verschiedenen Treffen immer wieder die gemeinsamen Werte der EU: Freiheit, Frieden, Solidarität, Demokratie, Achtung der Menschenrechte und Menschenwürde sowie der Gleichheit; ebenso Rechtsstaatlichkeit, den Schutz der Umwelt, die Eindämmung sozialer Ungerechtigkeiten oder auch den Schutz von Minderheiten vor Diskriminierung.
Kirche als geschätzte Gesprächspartnerin
Zwei besondere Drehscheiben im internationalen Dialog sind die ökumenische Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (Commissio Episcopatum Communitatis Europensis, kurz COMECE) für die Beobachtung und Analyse der politischen Entwicklungen in der EU. Bei Letzterer ist mit Johannes Moravitz ein Österreicher im internationalen 18-köpfigen Team der Expertinnen und Experten vertreten. Seine Fachgebiete: Ökologie, Energie und Landwirtschaft. Als Europareferent ist er außerdem die Kontaktperson der Österreichischen Bischofskonferenz bei der EU.
Bischof Zsifkovics sieht die Kirchen gefordert, die Themen und Werte der EU und alles das, was sie positiv ausmache, zu verstärken und den Menschen verständlich zugängig zu machen; nicht nur rational, sondern auch emotional. Zugleich gelte es, an bestehenden Problemen und Fehlentwicklungen konstruktiv zu arbeiten. Mit anderen Worten: „Nicht über die EU reden, sondern mit der EU und in der EU reden.“ Davon überzeugte sich der Europabischof bei allen Begegnungen mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirchen und der Politik. Überall herrschte ein positiver Tenor. Die Wertschätzung für die katholische Kirche als Gesprächspartnerin in der Europäischen Union war merklich spürbar. Oder wie auch gesagt wurde: „Europa braucht ein starkes Christentum, davon hat Europa immer profitiert.“
Im Blick auf die bevorstehenden Europawahlen sollten sich alle „vernünftigen Kräfte der Mitte“ sammeln, um gemeinsam an Europa weiterzubauen. Die Bevölkerung ruft Bischof Ägidius Zsifkovics dazu auf, an den EU-Wahlen am 9. Juni teilzunehmen, denn: „Wir alle tragen Verantwortung für Europa.“
Das Christliche in der Europaflagge
kommt vom Belgier Paul Levy, der in der Zeit des Zweiten Weltkrieges das Gelübde abgelegt hatte, zum Christentum zu konvertieren, wenn er die Nazi-Verfolgung überlebt. Der Blick auf eine Marienstatue mit dem Sternenkranz vor dem blauen Himmel, wie die Mutter Jesu in Anlehnung an das Neue Testament (Offenbarung des Johannes, Kapitel 12, Vers 1) oft dargestellt wird, inspirierte ihn zur Idee für die Europaflagge. Das Blau der Flagge steht für Glaube, Vertrauen, Treue, aber auch für das Universum und die Gegenwart Gottes. Die zwölf Sterne erinnern an den Strahlenkranz der Gottesmutter. Die Zwölf symbolisiert die Vollkommenheit als Produkt der Zahlen Drei, die für die Dreifaltigkeit steht, und Vier, die die vier Himmelsrichtungen symbolisiert. Die Europaflagge steht für Werte wie Einheit, Harmonie und Solidarität.