Junge Perspektiven: Ethik & Glauben neu entdecken
SchottenpfarreSeit über drei Jahren ist Lukas van Husen im Organisationsteam von ‚Wisdom of Faith‘, einer Gruppe, die in der Schottenpfarre theologische Vorträge für junge Menschen organisiert.
Herr van Husen, wie ist die Idee zu ‚Wisdom of Faith‘ entstanden?
In der Schottenpfarre gibt es im Advent sehr schöne Roratemessen, die ich, wie viele andere ehemalige Schüler des Schottengymnasiums, gerne besuche. Beim gemeinsamen Frühstück im Anschluss haben wir überlegt, dass es sehr nett wäre, uns regelmäßig zu treffen, um über den Glauben zu diskutieren. Seitdem – das war im Dezember 2021 – gibt es unsere Gruppe von ehemaligen Schülern zusammen mit Pater Martin Kammerer, Benediktiner im Schottenstift. Wir treffen uns etwa alle zwei Wochen, organisieren die Vorträge oder gehen gemeinsam in den Gottesdienst.
Sie sprechen über Themen wie das Bischofsamt, Sterbehilfe oder den Unterschied zwischen Optimismus und Hoffnung. Wer sucht die Themen und Referenten aus?
Wir setzen uns zusammen und überlegen, welche Bibelstellen es gibt, die wir nicht verstehen, welche Themen uns interessieren und wen wir dafür einladen können. Das sind für junge Menschen keine alltäglichen Themen, aber dafür sind sie umso spannender und oft augenöffnend. Sehr stark hängen geblieben ist bei mir etwa der Vortrag eines Gefängnisseelsorgers. Er hat uns Einblicke in eine ganz andere Welt und Lebenswirklichkeit gegeben – in etwas, was einem normalerweise im Alltag nicht begegnet.
Was macht es mit Ihnen, sich in der Vorbereitung der Veranstaltungsreihe und bei den Vorträgen intensiv mit theologischen und ethischen Themen auseinanderzusetzen?
Ich will den Sachen auf den Grund gehen, weil ich ein Mensch bin, der die Dinge mit dem Verstand erfassen möchte. Falls mich jemand fragt, möchte ich antworten und gut argumentieren können, warum ich glaube. Ich bin auch der Meinung, dass Naturwissenschaft und Glaube sehr gut zusammenpassen und keine Gegensätze sind. Mein naturwissenschaftliches Studium der Technischen Chemie stellt für mich überhaupt keinen Gegensatz zu meinem Glauben dar.
Wobei man nicht alles im Glauben mit dem Verstand durchdringen kann …
Das stimmt. Für mich ist es auch eine schöne Erfahrung, auf jemanden zu vertrauen, ohne dieses Vertrauen genau hinterfragen zu müssen.
„Es würde mich nicht stören,
wenn ich der Einzige in meinem Umfeld wäre, der gläubig ist.
Ich will ja nicht in allem
mit der Mehrheit gehen.“
Lukas van Husen
Sind Sie an der Uni und in Ihrem Freundeskreis der Einzige, dem Glaube und Theologie wichtig sind?
Ich war immer in katholischen Schulen, zuletzt im Schottengymnasium, wo ich bis zur Matura mit Menschen umgeben war, die ähnlich denken wie ich. Das hat bestimmt zu meiner Charakterfestigung beigetragen. Beim Bundesheer und an der Uni hingegen war bzw. bin ich durchaus ein Exot, was den Glauben betrifft. Aber das macht mir nichts aus. Ich habe darüber hinaus Freunde, die ebenfalls ‚Exoten‘ sind. Es würde mich aber auch nicht stören, wenn ich der Einzige in meinem Umfeld wäre, der gläubig ist. Ich will ja nicht in allem mit der Mehrheit gehen.