Josef Grünwidl zum Administrator ernannt
Papst Franziskus hat heute das Rücktrittsgesuch des Wiener Erzbischofs, Kardinal Christoph Schönborn, angenommen. Die Bekanntgabe erfolgte heute Mittag im vatikanischen Pressesaal im täglichen Bulletin. Mit diesem Schritt ist der Bischofssitz in Wien vorerst vakant.
Schönborn über Zukunft und Bischofsernennung
Bei einer Pressekonferenz am Nachmittag des 22. Jänner in Wien betonte Kardinal Christoph Schönborn, dass er „keine großen Pläne“ für die nächste Zeit habe. Er wolle „als Seelsorger tätig und damit ein Alt-Bischof in Rufweite sein“. Hinsichtlich der Ernennung eines neuen Erzbischofs erinnerte Schönborn an das „neue kollegiale Miteinander“ der Ortskirchen und der römischen Behörden. Das Dikasterium für die Bischöfe arbeite „sehr, sehr seriös“. Zugleich reiche es nicht aus, wenn der Papst einen neuen Bischof ernennt. Der Ernannte müsse auch zustimmen.
Grünwidl übernimmt „hochkompetentes Team“
Josef Grünwidl sieht seine Aufgabe als Administrator als „Interimslösung“, in der Zeit der Sedisvakanz dürfen „keine Entscheidungen getroffen“ werden, die einen neuen Erzbischof längerfristig binden. Er hoffe, „dass diese interimistische Leitung nicht allzu lange dauert und dass mein Amt mit der Ernennung eines neuen Erzbischofs in absehbarer Zeit wieder erlischt.“ „Das pfarrliche Leben geht weiter, auch der Diözesanprozess“, so Grünwidl. „Mission“ und die „Vertiefung der Freundschaft mit Christus“ stünden weiterhin auf der pastoralen Tagesordnung, nur die „Strukturreformen sind ausgesetzt“. Er wolle diesen Weg der Reform weitergehen.
Mit dem heutigen Tag erlöschen laut Kirchenrecht auch wichtige Ämter der Diözesanleitung. Eine seiner ersten Aufgaben werde es deshalb sein, so Grünwidl, „den Generalvikar und die Bischofsvikare zu bestätigen und sie zu bitten, mich in der interimistischen Leitung der Erzdiözese zu unterstützen“. Seine bisherige Aufgabe als Bischofsvikar im Vikariat Süd werde er auch weiterhin wahrnehmen. Er habe zu diesem Amt als Administrator Ja gesagt aufgrund des „großen Vertrauens des Kardinals“ und aufgrund des „hochkompetenten Teams und der großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, die er in den letzten zwei Jahren als Bischofsvikar kennengelernt habe.
Gemeinsames Gebet
Bei einem „Gemeinsamen Gebet“ mit dem emeritierten Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und dem Apostolischen Administrator Josef Grünwidl am Nachmittag des 22. Jänner im Stephansdom wurde auch um einen neuen Erzbischof von Wien gebetet.
(Das Gebet finden Sie weiter unten im Artikel)
Josef Grünwidl wird Apostolischer Administrator
Papst Franziskus hat Josef Grünwidl zum Apostolischen Administrator ernannt. In dieser Funktion verwaltet Grünwidl ab sofort die Erzdiözese Wien bis zur Amtsübernahme des künftigen Bischofs. „Dass Rom damit eine Interimslösung geschaffen hat, zeigt uns, dass Papst Franziskus offenbar noch keine Entscheidung getroffen hat, wer der nächste Erzbischof von Wien sein soll“, so der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller: „Da das Verfahren aber schon weit fortgeschritten sein dürfte, hoffen wir auf eine Entscheidung in den nächsten Wochen.“
Kardinal Christoph Schönborn bleibt bis auf Weiteres Ordinarius für die Katholiken der katholischen Ostkirchen in Österreich. Zudem ist er weiterhin Vorsitzender des Kardinalsrates, der die Vatikanbank (IOR) beaufsichtigt, und Mitglied des vatikanischen Dikasteriums für die katholischen Ostkirchen. Als Teil des weltweiten Bischofskollegiums und Mitglied des Kardinalskollegiums behält er auch nach Erreichen des 80. Lebensjahres das emeritierte Mitgliedsrecht, verliert jedoch das aktive Wahlrecht im Konklave.
Schönborn: „Grünwidl seit vielen Jahren lieber Freund“
Kardinal Schönborn äußerte sich in einer ersten Reaktion erfreut über die Bestellung von Josef Grünwidl: „Josef Grünwidl ist mir seit vielen Jahren ein lieber Freund. Er war ein ausgezeichneter Sekretär durch drei Jahre und ein hervorragender Seelsorger in Kirchberg am Wechsel und Perchtoldsdorf. Nun leitet er die Diözese, bis der Papst einen neuen Bischof ernennt.“ Der scheidende Erzbischof bittet alle, für Administrator Josef Grünwidl zu beten.
Über Josef Grünwidl
Von Kardinal König zum Priester geweiht
Josef Grünwidl wurde am 31. Jänner 1963 in Hollabrunn in Niederösterreich geboren und wuchs im nahen Wullersdorf auf. Er besuchte das Erzbischöfliche Gymnasium Hollabrunn, wo er 1981 maturierte. Im Anschluss trat er in das Wiener Priesterseminar ein. Neben dem Theologiestudium an der Universität Wien absolvierte er zugleich auch ein Orgel-Studium (Konzertfach) an der Musikuniversität Wien. Anfangs noch hin- und hergerissen zwischen beiden Studien bzw. den damit verbundenen Lebenskonzeptionen, war ab dem Studienjahr 1983/84, das er als Auslandsjahr in Würzburg verbrachte, für ihn klar: "Musik ist mein Hobby, Priester werden meine Berufung."
1987 wurde Grünwidl von Weihbischof Helmut Krätzl zum Diakon geweiht. Das Diakonatsjahr 1987/88 absolvierte er in Perchtoldsdorf. Am 29. Juni 1988 wurde er im Stephansdom von Kardinal Franz König zum Priester geweiht.
Pfarrer, Dechant, Bischofsvikar
Grünwidl war von 1988 bis 1991 Kaplan in St. Johann Nepomuk in Wien, von 1991 bis 1993 Kurat der Dompfarre Wr. Neustadt und schließlich von 1993 bis 1995 Wiener Diözesanjugendseelsorger. Ab 1995 war Grünwidl erster Sekretär des neu ernannten Wiener Erzbischofs Christoph Schönborn. Dieses Amt hatte er bis 1998 inne. Von 1998 bis 2014 war Grünwidl Pfarrer in Kirchberg am Wechsel, Feistritz, St. Corona und Trattenbach im südlichen Niederösterreich. Von 2007 bis 2014 war er zugleich Dechant des Dekanats Kirchberg am Wechsel. 2014 wechselte er nach Perchtoldsdorf. Von 2014 bis 2023 war er Pfarrmoderator in Perchtoldsdorf und von 2016 bis 2023 auch Dechant des gleichnamigen Dekanats. Von 2016 bis März 2023 war er zudem geschäftsführender Vorsitzender des Wiener Priesterrats. Dieses Amt legte er zurück, nachdem er schon im Jänner 2023 von Kardinal Schönborn zum Bischofsvikar für das Vikariat Süd ernannt worden war. Im November 2024 erfolgte die Ernennung Grünwidls zum Ehrenkanoniker des Domkapitels zu St. Stephan. Am 22. Jänner 2025 ernannte Papst Franziskus Josef Grünwidl schließlich zum Apostolischen Administrator der Erzdiözese Wien.
Was ist ein Apostolischer Administrator?
Wenn der Papst den Rücktritt eines Diözesanbischofs annimmt, kann die Zeit bis zum Amtsantritt des neuen Bischofs gemäß dem Kirchenrecht auf unterschiedliche Weise überbrückt werden. Meist wählt das Domkapitel einer Diözese einen Geistlichen zum Diözesanadministrator. Der Papst kann aber auch gemeinsam mit der Annahme eines Rücktritts einen Apostolischen Administrator ernennen. Zum Apostolischen Administrator während der Sedisvakanz kann entweder der zurückgetretene Bischof bestimmt werden, oder ein anderer Priester oder Bischof wird dazu ernannt.
Ein Administrator hat im Vergleich zu einem amtierenden Bischof nur eingeschränkte Befugnisse. So darf der Übergangsverwalter in der Struktur der Diözese nichts Wesentliches verändern und auch keine gewichtigen Entscheidungen treffen, die den künftigen Bischof binden. Das Amt des Administrators erlischt mit dessen Rücktritt oder mit der Besitzergreifung der Diözese durch einen neuen Bischof.
Erzbischof Lackner heißt Grünwidl in Bischofskonferenz willkommen
Erzbischof Franz Lackner, der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, hat den neuen Apostolischen Administrator der Erzdiözese Wien, Josef Grünwidl, seine besten Wünsche für sein neues Amt übermittelt. Zugleich hat er ihn auch als Mitglied der Bischofskonferenz willkommen geheißen. Als Administrator wird Grünwidl bis zur Ernennung eines neuen Erzbischofs die Erzdiözese Wien als Letztverantwortlicher vertreten. Erzbischof Lackner hat zudem in seiner Erklärung Kardinal Christoph Schönborn zum 80. Geburtstag persönlich und auch im Namen der Kirche Österreichs von Herzen alles Gute und den reichsten Segen Gottes gewünscht: "Eminenz, es mögen noch viele gute Jahre in Gesundheit und Glück sein!" Er sei auch schon sehr gespannt, so Lackner, "unserem Kardinal in neuer - gewiss freierer - Atmosphäre begegnen zu dürfen". (KAP)
Gebet um einen neuen Erzbischof von Wien
Treuer Gott, du führst deine Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit.
Wir danken dir für unseren Erzbischof Christoph Schönborn und für alles, was er in unserer Diözese und für viele Menschen an Gutem gewirkt hat.
Dein Sohn hat uns den Heiligen Geist als Beistand und Tröster verheißen. Dein Geist begleite alle, die an der Ernennung des neuen Bischofs mitwirken, und er schenke dem, den du für dieses Amt bestimmt hast, Klarheit und Mut, deinem Ruf zu folgen.
Wir legen die Zeit des Bischofswechsels und alle Umbrüche, in denen wir als Kirche stehen, in deine Hand, denn du selbst bist der Hirt deines Volkes.
Dir sei Lob und Ehre heute und alle Tage und in Ewigkeit.
Amen.
Herausgeber: Erzdiözese Wien // Pastoralamt