John Cleese über Religion und Humor

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John Cleese sagt: "Die Woken versuchen, das Lachen in der Welt einzuschränken".
John Cleese gefällt es nicht, "dass die Woken versuchen, das Lachen in der Welt einzuschränken". ©wikicommons
John Cleese ist eine Ikone des britischen Humors.
Der Künstler ist eine Ikone des britischen Humors. Als Mitbegründer der legendären Gruppe Monty Python war Cleese maßgeblich am Klassiker „Das Leben des Brian“ beteiligt. ©wikicommons

Im Interview mit Journalist Sebastian Moll für "Die Tagespost" spricht Monty Python-Mitgründer John Cleese über Religion und Humor.

Als Mitgründer der Comedy-Truppe Monty Python hat John Cleese gemeinsam mit Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones, Michael Palin, and Graham Chapman den Kultfilm "Das Leben des Brian" geschrieben. Der Streifen wird ist jetzt 45 Jahre alt. Sebastian Moll hat Schauspieler John Cleese zum Gespräch gebeten über Glaube, Religion und die Frage, ob Lachen politisch inkorrekt sein darf.

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Mister Cleese, wie ist es für Sie, einer katholischen Zeitung ein Interview zu geben? "Die Frage amüsiert mich ein wenig. Ich habe eine sehr zwiespältige Sicht auf die katholische Kirche, denn ich denke, was mit den meisten Religionen passiert, ist, dass nach dem anfänglichen spirituellen Höhepunkt der ersten Generationen diese Spiritualität langsam abnimmt, und die Kirchen beginnen, einen gewöhnlich menschlichen, selbstbezogenen Standpunkt anzunehmen. Wenn man zum Beispiel die Lehre Christi hat, die in erster Linie von Armut, Demut und Toleranz handelt, hat man 2000 Jahre später eine katholische Kirche, die sehr reich und sehr mächtig und ziemlich autoritär ist. Zwischen den Lehren des Religionsstifters und den Menschen, die die Religion Jahrhunderte später ausüben, klafft also meist eine große Lücke."

Jeder nur ein Kreuz

John Cleese und "Das Leben des Brian"

Und hier ist John Cleese schon bei einem seiner berühmtesten Filme, an denen er mitgewirkt hat: "Das Leben des Brian". Die britische Kultsatire blickt auf einen jungen Mann zu Lebzeiten Jesu. Sein Schicksal wird mit Spott und Seitenhieben politisch absolut inkorrekt erzählt. Für manche wird dabei die Grenze des guten Geschmacks immer wieder überschritten. Beispiel ist das schon klassische Zitat aus dem Film: "Zur Kreuzigung - bitte jeder nur ein Kreuz." Nichtsdestotrotz wählte beispielsweise das British Film Institute den Film auf Platz 28 der besten britischen Filme aller Zeiten. Vor einigen Jahren wurde das Zeigen des Streifens gerichtlich auch am Karfreitag in "geschlossenen Räumen" erlaubt. Bis 2019 war das in Deutschland nicht erlaubt.

Wie ist das nun mit der Kirche? Im Gespräch ist Cleese sicher: "Das bedeutet nicht, dass es in der katholischen Kirche nicht einige sehr gute Menschen gibt. Ich habe selbst einige kennengelernt. Sie arbeiten innerhalb der Kirche und sehen ihre Aufgabe darin, ihr Bestes zu geben in einem System, an das sie oft nicht wirklich glauben können. Ich mache mir also überhaupt keine Sorgen, wenn ich von einer katholischen Zeitung interviewt werde, denn einige der Leser des Interviews werden meine Ansichten verstehen und ihnen wahrscheinlich sogar recht wohlwollend gegenüberstehen."

Römer, geht nach Hause!

John Cleese weiß nicht, ob er an Gott glaubt

Und wie beschreibt er sein Verhältnis zu Glaube und Religion? "Ich glaube, meine lebenslange Suche bestand darin, einen Sinn zu finden. Wenn ich jedoch gefragt werde, ob ich an Gott glaube, muss ich einfach sagen, dass ich nicht weiß, was das bedeutet. Ich glaube, dass es einen wirklichen Sinn und Zweck im Universum geben könnte, und ich glaube, dass es da draußen eine Kraft geben könnte, mit der Menschen, die eine religiöse Erfahrung machen, in Kontakt treten."

Der Künstler denkt dabei, dass Menschen, die eine strenge spirituelle Bildung erfahren, häufiger mit der wohltuenden Kraft in Kontakt kommen können. Stille empfindet John Cleese als förderlich für eine spirituelle Erfahrung, "die dazu führt, dass das Verhalten der Menschen mehr und mehr uneigennützig wird."

"Ich glaube, dass Lachen eine unglaublich starke Kraft hat."

Mittlerweile ist das "Leben des Brian" aus dem Jahr 1979 in den Schulen ankeommen. Im Religionsunterricht wird der Kultfilm thematisiert. Monty Python und Theologie - wie sieht das John Cleese?

"Wir hätten nie gedacht, dass jemand den Film ernst nehmen würde, obwohl wir in dem Film sehr ernste Themen ansprechen. Es ist klar, dass wir am Anfang Jesus die Seligpreisungen sprechen lassen, und das wird mit größtem Respekt behandelt. Aber dann schwenken wir zu den Zuhörern, die sich auf die sinnlosesten selbstbezogenen Streitigkeiten einlassen. Wir wollen zeigen, dass die Tatsache, dass jemand behauptet, Christ zu sein, nicht bedeutet, dass sein Verhalten in besonderem Maße mit den Lehren Christi übereinstimmt."

Was ist daher die wichtigste Lektion "des Brian"? "Ich denke ich, dass Menschen eine Religion annehmen und mehr oder weniger das Gegenteil von dem tun können, was der Gründer ihnen geraten hat, während sie gleichzeitig das ganze soziale Prestige aufrechterhalten, das damit einhergeht, sich Christen nennen zu können." Und das macht die Geschichte des Brian auch zur zeitlosen Satirekomödie.

John Cleese über den Widerstand gegen "Das Leben des Brian"

Was 1979 noch nicht vorhersehbar war: Der Widerstand gegen den Film kommt heute weniger von der religiösen Seite als viel mehr von der politisch korrekten Seite. Für John Cleese hat diese Entwicklung den Stil einer "zwanghaften Gesetzgebung". Viel wichtiger ist ihm das Lachen, das für ihn eine "außerordentlich positive Kraft hat".

Daher schließt John Cleese: "Ich sehe es nicht als böswillig an, wenn es sich um echten Humor handelt. Es gibt böswillige Witze, und die sind extrem gemein und sollten nicht gemacht werden, aber ich weiß nicht, ob wir die Sprache der Menschen in der Weise zensieren sollten, wie wir es derzeit tun. In den letzten Jahren wurden unter dem Einfluss des Wokismus mehr Akademiker entlassen als in der gesamten McCarthy-Ära. Ich halte das für falsch. Etwas rauszusuchen, was jemand vor sieben Jahren gesagt hat, und ihn dann dafür feuern zu lassen, ist das Gegenteil von Güte und Nächstenliebe und auch das Gegenteil jedes anständigen und wichtigen Grundsatzes einer liberalen Demokratie."

Was dem britischen Schauspieler daher nicht gefällt: "Dass die Woken versuchen, das Lachen in der Welt einzuschränken". Das erinnere ihn an die Puritaner, die einen Weihnachtspudding für sündig und götzendienerisch hielten. Ich denke, dass viele ihrer Ideen völlig falsch sind und auf einer verzerrten Sicht der Postmodernisten beruhen, die ohnehin schon genug Schaden angerichtet haben."

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  • Cornelia Grotte
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