Jeder nur ein Kreuz
Diese Tage lasten wahrlich schwer auf Herz und Seele. Terror und Gewalteskalation in Nahost, dazu das erneute Hervorbrechen des Antisemitismus im Kielwasser von pro-palästinensischen Demonstrationen. Der Ukraine-Krieg und die Klimakrise haben es derzeit schwer, im Ringen um mediale Aufmerksamkeit einen Stich zu machen. Ganz zu schweigen von der Bischofssynode, die an diesem Wochenende mit großem Tamtam in Rom endet bzw. eine Pause bis 2024 einlegt. Doch Hand aufs Herz: Wann in den letzten Jahren war die Zeit einmal leicht, locker, luftig, unbeschwert …? Corona, Missbrauchskrise, die Asyl-Thematik – alles schon wieder gefühlt Schnee von gestern. Ach, wie sehr wünschte man sich da manchmal, dass der vielgescholtene Francis Fukuyama doch recht gehabt hätte, als er Anfang der 1990er ein „Ende der Geschichte“ anbrechen sah. Geschichte erscheint heute vielen nur mehr als Aneinanderreihung von Katastrophen.
Doch man sollte den Sonntag ja nicht mit Betroffenheit begehen, sondern als Tag des Herrn feiern – gleiches gilt natürlich auch für „Der Sonntag“, der nicht mit Negativ-Vorzeichen enden sollte. Und so lege ich Ihnen mein neuestes Hobby ans Herz – eine leichte Übung zur Stimmungsaufhellung: WLAN-Bingo. Die Regeln sind denkbar einfach: Gehen Sie mit dem Handy durch die Straßen, schauen Sie sich die angebotenen Netzwerke an und lassen Sie der Fantasie zu den dahinter liegenden Geschäften oder Wohnungen freien Lauf. Ich stieß jüngst in einem Wohnblock auf das Netzwerk „Popopiraten-Lan“. Da konnte ich mir noch mühelos ein Windel-Fachgeschäft oder eine Tagesmutter/vater-Location vorstellen.
Denken wir das Ganze mal römisch weiter. Welche Netzwerke scheinen wohl gerade bei der Synode auf den Displays der gesalbten Häupter auf? Vielleicht „Papa ante portas“ als Franziskus-Privat-Netz. „Temporary unavailable“ melden seit einiger Zeit die Netzwerke „Papa_ratzi“ und das Konklave-Netz „Schwarzqualm“. Großer Beliebtheit erfreut sich aktuell indes vielleicht ein offenes Netzwerk zum Austausch von Interna der Bischofsversammlung. Je weniger nach außen kommuniziert werden darf, desto größer das Bedürfnis, nach innen zu plaudern. Und seien es 70er-Jahre Witze von Monty Python über das WLAN „Jeder nur ein Kreuz“. Vielleicht macht zum Ende der Synode unter den Teilnehmenden ja auch als Motivation für das kommende Jahr der Abschluss-Song von „Leben des Brian“ die Runde: „Always look on the bright side of life“. So schwer es in diesen Tagen auch sein mag.