Ist der Papst Feminist?
HirtenhundUm sich zu überzeugen, dass es im Vatikan auch Frauen gibt, braucht man dort nur anzurufen: Denn es sind Ordensschwestern, die in der Telefonzentrale des Vatikans schalten und walten.“ So sollte kein zeitgemäßer Text zum Weltfrauentag beginnen. Und doch ist es gerade einmal 15 Jahre her, dass so eine Reportage aus dem Vatikan anhub. Im Jahr drauf legte der „Osservatore“ nach mit einem „Lob auf die Waschmaschine“. Denn diese habe mehr zur Emanzipation beigetragen als die Pille, die Liberalisierung der Abtreibung oder außerhäusliche Berufstätigkeit. Und vor zehn Jahren entpuppte sich gar Papst Franziskus als Feminist der ersten Stunde, als er für eine neue „Theologie der Frau“ plädierte. Schließlich sei es „Tatsache, dass die Frau einer Rippe [des Mannes] entnommen wurde“. Auf ein kurzes, dann doch irritiertes Zögern des Reporters hat Franziskus damals herzlich gelacht und gesagt: „Ich mache Witze. Das war ein Witz.“
Tatsächlich ist die vatikanische Haltung zu Frauen mit „ausbaufähig“ noch sehr wohlwollend beschrieben. Selbst die verstärkte Präsenz von Frauen bei der laufenden Synode kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es weiterhin ein Club alter, vorwiegend weißer Männer ist, der da berät. Und weder Frauendiakonat noch Frauenweihe sind in erreichbarer Nähe. Mich überrascht ja, wie langlebig dieses Modell ist. Offenbar verfängt das Bild der Frau als Mutter oder dienende Jungfrau immer noch: Es ist noch nicht lange her, dass eine junge, moderne Frau sich im Salzburger Dom zur Jungfrau hat weihen lassen. Bis vor wenigen Jahren noch undenkbar – modern, jung, hip – und zugleich dem kirchlichen Idealbild als Frau entsprechend. Die Wege der „Herrin“ sind unergründlich.
Das führt uns zur Frauenbewegung. Die preist zum Weltfrauentag das „Anders-Sein“, kritisiert die Gender-Ideologie-Kritiker, fordert Chancengleichheit in der Kirche ein. Richtig so, auch notwendig! Doch zugleich atmet dies für mich auch eine gewisse Tragik. Denn indem sich immer mehr junge Frauen von dieser Art Kirche verabschieden und zugleich das Prinzip Männerkirche sich trotz (oder gerade durch) Teilrezeption weiblicher Forderungen weiter verstetigt, drohen einer Einrichtung wie der Frauenbewegung Luft und Leute auszugehen. Dabei hätte der Weltfrauentag das Zeug zur Revolte. Schließlich trägt er sozialistische DNA in sich. Eigentlich müsste Franziskus als Lateinamerikaner und Kenner der Befreiungstheologie das unterstützen. Wenn er nicht ein alter, weißer Mann wäre, der gern scherzt. „Ich mache Witze. Das war ein Witz.“