In guter Hoffnung

Adventserie – Teil 4
Ausgabe Nr. 50
  • Spiritualität
Autor:
In guter Hoffnung oder in freudiger Erwartung sein – zwei alte, aber wunderschöne und treffende Formulierungen für eine Schwangerschaft.
In guter Hoffnung oder in freudiger Erwartung sein – zwei alte, aber wunderschöne und treffende Formulierungen für eine Schwangerschaft. ©kathbild.at/Franz Josef Rupprecht
Die Autorin Petra Unterberger arbeitete bis zur Pensionierung als Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck.
Die Autorin Petra Unterberger arbeitete bis zur Pensionierung als Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck. ©Michael Groessinger

„Leichtfüßig den Himmel entdecken“ – dazu laden wir mit der Adventserie von Petra Unterberger ein. Alltagserfahrungen und Gedanken verknüpft die erfahrene Seelsorgerin mit biblischen Geschichten. Gedichte, Gebete und Bilder für eine kleine Auszeit!

In guter Hoffnung oder in freudiger Erwartung sein – zwei alte, aber wunderschöne und treffende Formulierungen für eine Schwangerschaft. Warten und Erwarten gehören im Sinne von Aufbruch und der Bereitschaft, die neue Zeit zu begrüßen, zum Advent. Maria, die junge Frau aus Nazaret, kann uns da Vorbild sein. Sie lässt sich von einem Engel ansprechen und willigt ein, dem im Buch Jesaja verheißenen Sohn Immanuel (hebräisch: „Gott mit uns“) in ihrem Leib Platz zu geben. Maria verlässt ihre Komfortzone. Sie lässt sich für das Heilshandeln Gottes in den Dienst nehmen. Ganz klein, anfangs für andere unbemerkt, nistet sich das neue Leben in ihrem Leib ein, wird genährt und wächst Tag für Tag unter ihrem Herzen. 

Werbung

Maria ist guter Hoffnung

Maria ist nicht die demütige und gehorsame junge Frau, als die sie oft dargestellt wird. Als sie ihre Verwandte Elisabet trifft, singt sie das Magnifikat. Wenn ich dieses Lied lese, dann scheint sie mir eher eine Sozialkritikerin zu sein, die sich nicht mit den vorherrschenden Verhältnissen abfindet. „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“ (Lukas 1,52). Dieser Vers scheint mir besonders bemerkenswert. Maria prophezeit in ihrem Lied, was sich im Lukasevangelium dann nach und nach entfaltet. Sie öffnet damit einen Hoffnungsraum für Frieden und Gerechtigkeit. Sie setzt nicht auf die auch heute weit verbreitete Kriegslogik, sondern vertraut darauf, dass Gott das Leiden seines Volkes sieht – im Buch Genesis sieht Gott das Leid und beruft Mose zum Handeln. Die rettende Macht Gottes kann sich durch ihr „Ja“ ereignen und die Hoffnung des ganzen Volkes auf den Erlöser wird erfüllt. 
 

Unsere Hoffnung: Jesus Christus

In einem Stall, in Armut, weitab von den Machtzentren, in Betlehem (hebräisch: „im Haus des Brotes“) gebiert Maria den erwarteten „Gott mit uns“. Ein kleines hilfsbedürftiges Kind wickelt sie in Windeln. Und die Ersten, die davon erfahren, sind die Hirten. Einfache Menschen, die am Rande der Gesellschaft bei den Tieren Nachtwache halten. Ihnen zeigt sich der Engel mit den Worten: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr“ (Lukas 2,10).

Als Kind hat das große himmlische Heer, das plötzlich mitten in der Einfachheit da war, meine Phantasie beflügelt. Der Himmel ist sozusagen auf die Erde gekommen als Zeichen und Symbol für die Umkehrung der Machtverhältnisse. Wie hoffnungsvoll ist der Lobgesang der Engel in krisengebeutelten Zeiten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lukas 2,14–11).

Gedicht - Gebet

männer und frauen
von heute
eine frohe botschaft
wartet euch
verkündet durch einen 
gottverbundenen
himmelsboten
engel genannt
für die hörenden
für jene die vertrauend
fruchtbar werden
und in guter hoffnung 
das neue leben
tragen
für das morgen

 

Wir grüßen dich Maria
du bist voll der Gnade
Gott ist mit dir
du bist gesegnet unter den Frauen
und gesegnet ist die Frucht deines Leibes 
Jesus 
den du in Bethlehem geboren hast
heilbringende Maria 
Mutter Jesu bist du geworden
sei mit uns
jetzt und für alle Zeiten 

 

Gott, du Lebendige, stärke in mir die Hoffnung. Gott, du Lebendige, vertrauen möchte ich dem Leben. Gott, du Lebendige, möge Frieden werden in mir und in der Welt.

Buchtipp: Eine Handvoll Licht

Petra Unterberger, Eine Handvoll  Licht, Tyrolia, 224 Seiten, ISBN 978-3-7022-4210-7, EUR 24.–

Hier geht es zur Buchbestellung

Die Autorin Petra Unterberger arbeitete bis zur Pensionierung als Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck.

Zur Person: Petra Unterberger

Die Autorin Petra Unterberger arbeitete bis zur Pensionierung als Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck. Die erfahrene Seelsorgerin begegnet in der geistlichen Begleitung vielen Menschen, die auf der Suche nach Sinn und einer ganzheitlichen christlichen Lebensgestaltung sind. Sie engagiert sich für die Rolle der Frau in der Kirche und für eine sensible Sprache in Spiritualität und Liturgie.

Autor:
  • Petra Unterberger
Werbung

Neueste Beiträge

| Sonntagsjause
SONNTAGs-Jause

Die SONNTAGs-Jause mit Michael Max. Er ist ein Welt-Priester, der seine Bestimmung in der römischen Pilgerinstitution Santa Maria dell'Anima gefunden hat. Unser Gast servierte bei der SONNTAGs-Jause eine österreichische Spezialität: Zaunerstollen.

| Leben
Gut gespeist

Weihnachten – das ist, neben vielem anderen – auch das Fest der kulinarischen Traditionen. Aber was macht das Weihnachtsessen eigentlich gar so besonders? Eine Spurensuche mit Ernährungspsychologin Simone Ebner.

| Kunst und Kultur
Von der Bibelgeschichte bis zum Western

Weihnachtsfilme sind für viele von uns eine beliebte Tradition in der Vorweihnachtszeit. Welche Streifen besonders sehenswert sind, erzählt die Theologin und Filmexpertin Julia Helmke im SONNTAG-Interview.