In guter Hoffnung
Adventserie – Teil 4In guter Hoffnung oder in freudiger Erwartung sein – zwei alte, aber wunderschöne und treffende Formulierungen für eine Schwangerschaft. Warten und Erwarten gehören im Sinne von Aufbruch und der Bereitschaft, die neue Zeit zu begrüßen, zum Advent. Maria, die junge Frau aus Nazaret, kann uns da Vorbild sein. Sie lässt sich von einem Engel ansprechen und willigt ein, dem im Buch Jesaja verheißenen Sohn Immanuel (hebräisch: „Gott mit uns“) in ihrem Leib Platz zu geben. Maria verlässt ihre Komfortzone. Sie lässt sich für das Heilshandeln Gottes in den Dienst nehmen. Ganz klein, anfangs für andere unbemerkt, nistet sich das neue Leben in ihrem Leib ein, wird genährt und wächst Tag für Tag unter ihrem Herzen.
Maria ist guter Hoffnung
Maria ist nicht die demütige und gehorsame junge Frau, als die sie oft dargestellt wird. Als sie ihre Verwandte Elisabet trifft, singt sie das Magnifikat. Wenn ich dieses Lied lese, dann scheint sie mir eher eine Sozialkritikerin zu sein, die sich nicht mit den vorherrschenden Verhältnissen abfindet. „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“ (Lukas 1,52). Dieser Vers scheint mir besonders bemerkenswert. Maria prophezeit in ihrem Lied, was sich im Lukasevangelium dann nach und nach entfaltet. Sie öffnet damit einen Hoffnungsraum für Frieden und Gerechtigkeit. Sie setzt nicht auf die auch heute weit verbreitete Kriegslogik, sondern vertraut darauf, dass Gott das Leiden seines Volkes sieht – im Buch Genesis sieht Gott das Leid und beruft Mose zum Handeln. Die rettende Macht Gottes kann sich durch ihr „Ja“ ereignen und die Hoffnung des ganzen Volkes auf den Erlöser wird erfüllt.
Unsere Hoffnung: Jesus Christus
In einem Stall, in Armut, weitab von den Machtzentren, in Betlehem (hebräisch: „im Haus des Brotes“) gebiert Maria den erwarteten „Gott mit uns“. Ein kleines hilfsbedürftiges Kind wickelt sie in Windeln. Und die Ersten, die davon erfahren, sind die Hirten. Einfache Menschen, die am Rande der Gesellschaft bei den Tieren Nachtwache halten. Ihnen zeigt sich der Engel mit den Worten: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr“ (Lukas 2,10).
Als Kind hat das große himmlische Heer, das plötzlich mitten in der Einfachheit da war, meine Phantasie beflügelt. Der Himmel ist sozusagen auf die Erde gekommen als Zeichen und Symbol für die Umkehrung der Machtverhältnisse. Wie hoffnungsvoll ist der Lobgesang der Engel in krisengebeutelten Zeiten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lukas 2,14–11).
Gedicht - Gebet
männer und frauen
von heute
eine frohe botschaft
wartet euch
verkündet durch einen
gottverbundenen
himmelsboten
engel genannt
für die hörenden
für jene die vertrauend
fruchtbar werden
und in guter hoffnung
das neue leben
tragen
für das morgen
Wir grüßen dich Maria
du bist voll der Gnade
Gott ist mit dir
du bist gesegnet unter den Frauen
und gesegnet ist die Frucht deines Leibes
Jesus
den du in Bethlehem geboren hast
heilbringende Maria
Mutter Jesu bist du geworden
sei mit uns
jetzt und für alle Zeiten
Gott, du Lebendige, stärke in mir die Hoffnung. Gott, du Lebendige, vertrauen möchte ich dem Leben. Gott, du Lebendige, möge Frieden werden in mir und in der Welt.
Räucherritual – am Heiligen Abend
Zünden Sie in einer Schale mit Sand oder in einem Räuchergefäß Räucherkohle an. Warten Sie bitte, bis die Kohle weiß geworden ist.
Nun legen Sie Weihrauch auf die Kohle und gehen damit durch Ihre Wohnung. Sie können in jedem Raum für die Menschen, die sich darin treffen oder darin schlafen, einen guten Wunsch oder einen Segen formulieren.
Anschließend können Sie das Weihnachtsevangelium lesen.
Falls Sie einen Christbaum mit Kerzen aufgestellt haben, erinnern Sie sich beim Entzünden an die Menschen, die Ihnen wichtig sind oder waren. Sie können an die Bedürftigen, Kranken und Benachteiligten denken und sie somit mit in Ihre Feier aufnehmen.
Stimmen Sie anschließend „Oh du fröhliche“ oder ein anderes Weihnachtslied an. Falls Ihnen das Singen nicht so liegt, klappt es natürlich auch mit einer CD.
Buchtipp: Eine Handvoll Licht
Petra Unterberger, Eine Handvoll Licht, Tyrolia, 224 Seiten, ISBN 978-3-7022-4210-7, EUR 24.–
Zur Person: Petra Unterberger
Die Autorin Petra Unterberger arbeitete bis zur Pensionierung als Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck. Die erfahrene Seelsorgerin begegnet in der geistlichen Begleitung vielen Menschen, die auf der Suche nach Sinn und einer ganzheitlichen christlichen Lebensgestaltung sind. Sie engagiert sich für die Rolle der Frau in der Kirche und für eine sensible Sprache in Spiritualität und Liturgie.