Immer ist irgendwas

Ausgabe Nr. 24
  • Hirtenhund
Autor:
©Der SONNTAG

Aufgrund der Operation von Papst Franziskus Anfang Juni, hat sich der Hirtenhund schon ein paar Gedanken zur zukünftigen Konklave gemacht.

Irgendwann wird wieder eine Papstwahl anstehen. An diese biologische Tatsache fühlte ich mich in den letzten Tagen permanent erinnert angesichts der Berichterstattung über die Bauch-OP des 86-jährigen Pontifex. Ein dreistündiger Eingriff in Vollnarkose. Riskant. Nach dem Aufwachen ein Telefonat mit Argentinien. Alles gut gegangen. Franziskus scherzt schon wieder und nimmt feste Nahrung zu sich.  Also, dem Papst geht’s gut, aber ein Schelm, wer nicht auch mal ans Konklave dachte. Und daran, wie fortschrittlich der Wahlvorgang dort ist. Keine Wahlleiter, die irgendwelche Excel-Listen vertauschen, sondern die Stimmen werden einfach ausgezählt und zack, ab durch den Kamin. Da stellt sich natürlich jetzt schon die Frage, wie korrekt die Auszählungen liefen. Am Ende waren wir längst Papst und sind es nur wegen eines Auszählfehlers nicht geworden! Wobei eine Anfechtung nach 10 Jahren schwierig werden dürfte. Stichwort Kamin. Vienna va plus.

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Ich sehe einem nächsten Konklave auch aus einem weiteren Grund mit Spannung entgegen: Denn spätestens seit der Krönungszeremonie von King Charles erlebt die Technik des Lippenlesens eine Renaissance. So konnten findige Experten dieser Kunst angeblich ein Gespräch von Charles und Camilla „belauschen“, als die beiden vor der Kirche in der Kutsche saßen und warteten. Dort habe Charles die unsterblichen Sätze gesagt: „Nie können wir pünktlich sein. Immer ist irgendwas.“

Ich stelle mir also vor, wie hunderte lippenlesende Journalisten rund um ein Konklave die Kardinäle durch die Kameralinsen beobachten und ihnen an den geweihten Lippen hängen. „Bitte, lass es diesmal schnell gehen. Dieser ganze Spuk mit dem kleinen Öfchen und dem Qualm in der Kapelle. Nicht auszuhalten!“ Mit den deutschen Kardinälen dürfte es schwierig werden, denn aufgrund ähnlicher Lautungen ist es besonders schwer, die Wörter im Deutschen eindeutig abzulesen. Da könnte sich dann ein harmloses „Man sagte, der Weißwein ist hier eine echte Qual“ rasch als „Marx sagte, Gänswein ist eine gute Wahl“ herausstellen.

Vielleicht schlägt dann ja endlich unsere Stunde. „Nicht Gänswein. Aber mit dem Deutschen haben wir doch gute Erfahrungen gemacht.“ „Ja, stimmt. Aber dieser Synodale Weg …“ „Auch wieder wahr. Was wäre die Alternative?“ „Wien! Wie Deutschland, nur anders.“ Kardinal Schönborn würde darauf nur matt den Kopf schütteln und – laut Lippenlesern – murmeln: „Immer ist irgendwas.“

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