Im Nachhinein nicht sehr stolz
In der vergangenen Woche habe ich hier eine Kolumne geschrieben, auf die ich im Nachhinein nicht sehr stolz bin. Es ging um die bevorstehende Buchveröffentlichung Erzbischof Georg Gänsweins, und ich habe ziemlich deutlich gemacht, dass ich des Erzbischofs Verhalten für unmöglich gehalten habe. Und auch wenn ich dafür Konjunktive, Fragezeichen und Ähnliches in Anwendung gebracht habe, waren da doch sehr persönliche Vorwürfe dabei, und es kamen Worte wie „Wichtigtuerei“ und „kleinlich“ vor.
Tatsächlich wusste ich aber eigentlich zu wenig – vom Buch sowieso, von dem ich nur aus dritter Hand wusste, was drin steht. Aber auch von den Motiven des Autors. Ich bin zwar immer noch der Ansicht, dass Sekretäre vor allem verschwiegen sein sollten. Aber es kann durchaus sein, dass ich in meiner Kritik, dass sich Benedikts Privatsekretär Gänswein bloß unnötig wichtigmacht, danebengehaut habe. Und ich kenne den Mann ja auch gar nicht.
In unserer leider immer unduldsameren Zeit habe ich mir eigentlich vorgenommen, persönliche Verdächtigungen zu meiden. Sie sind Gift. Es gibt die gute Regel, bevor man etwas sagt, sich zu fragen: Ist es wahr? Ist es gut? Ist es notwendig? Paulus sagt prägnant: „Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt und dem, der es hört, Nutzen bringt.“ Und ein amerikanisches Sprichwort sagt: Du musst eine Meile in den Schuhen des anderen gegangen sein, bevor du ihn kritisierst (und das nicht nur, weil er aus dieser Entfernung und auf Socken dich schlechter einholen kann, um dir eine aufzulegen). Und ganz pragmatisch (Journalistenehrgeiz!): Hätte ich gar nicht erst hingehaut, hätte ich auch nicht danebenhauen können.