Im Dunklen die Sterne besser sehen
ZeitumstellungAm Sonntag erfolgt die Zeitumstellung. Damit wird es auch bei uns wieder dünkler. Spitzbergen, eine zu Norwegen gehörende Inselgruppe nördlich des Polarkreises: Mit Ende Oktober setzt hier Jahr für Jahr ein Naturphänomen ein, das seinesgleichen sucht. Wenn nämlich am 26. Oktober die Sonne untergeht, geht sie am nächsten Tag nicht mehr auf. Und bleibt für viele, viele Monate unsichtbar. Die Polarnacht setzt ein und die Nacht ist dann – was die Lichtverhältnisse betrifft – vom Tag nicht zu unterscheiden. Bestenfalls Polarlichter und künstliches erhellen jetzt den Himmel und die Umgebung. Die knapp über 3.000 Menschen, die hier wohnen, sind das gewöhnt. Viele von ihnen lieben diese Zeit sogar ganz besonders und feiern sie auf ihren Social-Media-Kanälen als gemütlichste, friedlichste und angenehmste Zeit des Jahres. Nicht zuletzt schwärmen viele davon, wie unfassbar gut in der Dunkelheit die Sterne zu sehen sind.
Zeitumstellung: Das Gute am Dunklen
Es scheint also geradezu so, als wären sie der Meinung, dass Dunkelheit viel besser ist als ihr Ruf. Und tatsächlich ist es längst klar, dass Dunkelheit auch viele Aspekte hat, die für den Menschen wichtig sind. So trägt Dunkelheit etwa zu einem gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus bei. Ist es dunkel, produziert unser Körper das Hormon Melatonin, das uns müde macht und für einen erholsamen und damit tiefen Schlaf sorgt. Und zu schlafen ist für uns geradezu überlebensnotwenig: unsere Zellen regenerieren sich, unser Immunsystem arbeitet auch Hochtouren und unser Gehirn verarbeitet die Erlebnisse des Tages. Ein stabiler Schlaf-Wach-Rhythmus kann damit nicht nur zu unserem Wohlbefinden beitragen, sondern auch unsere Gesundheit verbessern und auf lange Sicht gesehen auch unsere Leistungsfähigkeit verbessern.
Dunkelheit kann zur Entspannung beitragen
Dunkelheit kann aber auch ganz ohne Schlaf wesentlich zu unserer Entspannung beitragen in dem sie dabei hilftvisuelle Reize auszublenden. Denn muss weniger verarbeitet werden, kann uns das helfen, Stress und Anspannung zu reduzieren. Dunkelheit zwingt uns in einem positiven Sinn zu intensiveren Ruhephasen. In der Dunkelheit können wir nicht so aktiv sein, wie wenn es draußen hell ist.
Pause vom künstlichen Licht
Nehmen wir uns bewusst Pausen von künstlichem Licht, was zugegeben in unserer modernen Welt schwerer und schwerer wird, schonen wir aber nicht nur unseren Organismus, sondern auch die Umwelt, da wir weniger Energie verbrauchen. Und manchmal kann uns die Dunkelheit vielleicht sogar der Natur ein bisschen näher bringen, sei es durch das Betrachten eines sternenklaren Himmels oder durch das Lauschen der nächtlichen Geräusche. Nicht zuletzt kann partielle Dunkelheit, am Lagerfeuer oder bei Kerzenschein, Gespräche, vielleicht sogar tiefer gehende fördern oder sogar erst ermöglichen.
Trotz Zeitumstellung: Viel Licht – auch im Winter
Dunkelheit kann also nicht nur ein Zustand der Abwesenheit von Licht sein, sondern ein essentieller Bestandteil unseres körperlichen und geistigen Wohlbefindens und unseres guten Miteinanders. Wer der Dunkelheit trotz allem nicht viel abgewinnen kann, kann sich vor allem im Winterhalbjahr über viele Traditionen und Bräuche freuen, die das Licht in besonderer Art und Weise in den Mittelpunkt stellen. Denn auch wenn sich das Thema Licht ganz generell durch das gesamte Kirchenjahr zieht, finden sich im Winter besonders viele Feste und Gelegenheiten, die das Leben im wahrsten Sinn des Wortes erhellen.
Lichter zu Allerheiligen und Allerseelen
Dass wir zu Allerheiligen und Allerseelen auf den Friedhof gehen und dort als Zeichen der Hoffnung Kerzen anzünden gehört da genauso dazu, wie die vielen Laternenumzüge rund um den Tag des heiligen Martin am 11. November. Mit Beginn des Advent hält das Entzünden der Adventkranzkerzen Einzug in unsere Wohnungen und mit den Roratemessen in unseren Pfarren kann man einmal mehr erleben, wie schön auch nur ein wenig Licht in der Dunkelheit ist. Für alle Liebhaber nordischer Traditionen steht dann am 13. Dezember das Fest der heiligen Lucia auf dem Plan – das Fest jener Heiligen, die sich um arme Christen kümmerte, ihnen Lebensmittel brachte und die sich, damit sie im Dunklen für das Tragen des Mitgebrachten die Hände frei hatte, einen Lichterkranz auf den Kopf setzte. Besonders strahlend – auch was das Licht betrifft, sind dann natürlich die Weihnachtsfeiertage, beginnend mit dem Heiligen Abend. Auch am 2. Februar zum Fest „Darstellung des Herrn“, auch immer noch gerne „Maria Lichtmess“ genannt, bekommt das Licht eine ganz besondere Bedeutung – werden an diesem Tag doch oft all jene Kerzen gesegnet, die eine Kirche für ein Jahr benötigt. Gleich am nächsten Tag, dem 3. Februar, dem Gedenktag des heiligen Bischof Blasius, kommen beim gleichnamigen Blasiussegen gegen Halskrankheiten ebenso Kerzen zum Einsatz.
Stichtag 21. Dezember
In Spitzbergen wird es übrigens ab Mitte Februar wieder geringfügig heller. Wirklich blicken lässt sich die Sonne aber erst wieder am 8. März. Tag für Tag wird es dann auch hier wieder heller werden – bis rund um den 20. April der Moment gekommen ist, in dem die Sonne dann sogar gar nicht mehr komplett untergehen wird. Spitzbergen ist dann am Polartag angekommen und wird es bis etwa 20. August auch bleiben. Und bei uns? Hier wird sich bereits ab dem 21. Dezember etwas tun. Da nämlich erleben wir die längste Nacht und den kürzesten Tag – die Sonnenwende. Und ab da werden die Tage dann auch wieder länger – zwar sehr langsam, aber stetig.
Zeitumstellung
Am letzten Wochenende im Oktober wird von Sommerzeit auf Winterzeit umgestellt. Konkret bedeutet das: Am Sonntag, den 27. Oktober 2024, wird die Uhr um 3 Uhr morgens eine Stunde zurückgestellt, aus 3 Uhr morgens wird also 2 Uhr morgens. Durch die Umstellung auf Normalzeit bekommen wir eine Stunde geschenkt.