„Ich taufe dich …“
Wasser des Lebens
Nicht zufällig wird Jesus Christus als „Heiland“ verehrt und die Kirche oft als „Heil-Land“ bezeichnet. Denn in den Sakramenten wird Heil erfahren. Sakramente bezeichnen die Begegnung des Menschen mit Jesus, sie sind keine privaten Feiern, sondern immer Feiern der Kirche, denn sie werden in und durch die Kirche „gespendet“. Sakramente sind also sichtbare Zeichen des Wirkens Gottes in der Kirche und am Einzelnen. Seit dem Mittelalter kennt unsere katholische Kirche sieben Sakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Krankensalbung, Ehe und das Weihesakrament (Diakonen-, Priester- und Bischofsweihe).
Die Kirche – das „Heil-Land“
Die Sakramente eröffnen den Weg zur Gemeinschaft der Kirche (Taufe, Firmung und Eucharistie), sie haben eine heilende Wirkung (Buße und Krankensalbung) und sie beauftragen zudem zu einem besonderen Dienst (Weihesakrament) beziehungsweise zur Ehe, verstanden als starkes Zeichen der Beziehung Gottes zu seiner Kirche. Es gibt keinen Automatismus und keine Magie bei den Sakramenten, denn sie sind immer ein Geschenk Gottes an seine Kirche. Die Wirkung hängt auch schlicht davon ab, wie die Beschenkten mit diesem Geschenk umgehen, vereinfacht gesagt: wie sie letztlich dieses Geschenk annehmen. Entscheidend ist, dass ein Mensch sagt: „Ich glaube“ oder die versammelte Kirche sagt: „Wir glauben.“
Taufe in der Osternacht
Die Taufe ist das wichtigste Ereignis des christlichen Lebens, sie ist das Sakrament des Christwerdens und des Christseins. Sie ist das erste der sogenannten „Initiationssakramente“, von lateinisch „initium“ („Beginn“) - gemeinsam mit der Firmung und der Eucharistie. Anfangs wurden in neutestamentlicher Zeit und in der frühen Kirche vor allem Erwachsene getauft; dann auch schon sehr früh, ab dem 4. Jahrhundert nach Christus, auch Säuglinge, Kinder. Seit einigen Jahrzehnten werden auch wieder mehr Erwachsene getauft. Der klassische Tauftermin ist traditionell die Osternacht, Erwachsene werden auch heutzutage oft in den Pfarren in der Osternacht getauft.
Die Tauffeier
Der Höhepunkt der Tauffeier ist das Übergießen des Täuflings mit Wasser: „(Name des Kindes), ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Bei der Taufe hat Wasser eine große Bedeutung. Dem Täufling wird es entweder über das Haupt gegossen, oder er wird mit dem Kopf oder sogar mit dem ganzen Körper eingetaucht. Wasser hat auch einen alttestamentlichen Anknüpfungspunkt im Durchzug Israels durch das Rote Meer, also der Befreiung von der Sklaverei Ägyptens, im übertragenen Sinne von der Herrschaft der Sünde. Wasser steht auch für Reinigung und Leben und es ist zugleich auch bedrohlich (Sintflut). Wasser ist die häufigste und wertvollste Flüssigkeit der Erde.
Die Riten
Geleitet wird die Feier der Taufe im Namen der Kirche in der Regel von einem Priester oder einem Diakon und im Ausnahmefall oder Notfall von einem Laien oder einer Laiin. Dazu kommen dann Riten, kirchliche Handlungen, die das Getauft-Sein erläutern.
Die Salbung mit Chrisam
Die Scheitelsalbung mit Chrisam erinnert daran, dass das getaufte Kind Anteil am gemeinsamen Priestertum aller Getauften hat. Chrisam ist zumeist Olivenöl mit einem beigemischten Balsam.
Das Taufkleid
Wenn der Priester oder Diakon beim Taufritus dem Kind das Kleid überreicht, spricht er: „(Name des Kindes), in der Taufe bist du eine neue Schöpfung geworden und hast – wie die Schrift sagt – Christus angezogen. Das weiße Gewand sei dir ein Zeichen für diese Würde."
Die brennende Taufkerze
Der Taufritus der Kindertaufe kennt eine Taufkerze für jedes Kind. Sie wird von den Eltern oder Paten an der Osterkerze
entzündet, um zu zeigen, dass das Licht von Christus empfangen wird und weitergegeben werden soll. Die neugetauften Kinder sind jetzt selbst „Kinder des Lichtes“ geworden.
Der Effata-Ritus
Möglich ist auch noch der sogenannte „Effata-Ritus“, der an die Heilung Jesu eines Taubstummen (Markusevangelium, Kapitel 7, Verse 32–37) erinnert. Das aramäische
„Effata“ heißt: „Öffne dich!“ Der Priester oder Diakon berührt mit dem Daumen Ohren und Mund des Kindes, damit es später Gottes Wort hören und den Glauben bekennen kann.
Erinnerungen an den Tauftag
Jedes Jahr rund um das Fest „Taufe des Herrn“ im Jänner ruft Papst Franziskus immer wieder dazu auf, das eigene Taufdatum nicht zu vergessen. Es handle sich dabei um das „Datum, an dem wir die Gnade Gottes empfangen haben und Christ und Christin geworden sind“. Jeder und jede sollte sein eigenes Taufdatum kennen und die Eltern sollten am Tauftag jedes Jahr mit den Kindern feiern. Eine kleine Umfrage zum Tauftag.
Andrea Pinz

„Ja, ich kenne meinen Tauftag, weil meine Eltern noch heute davon sprechen. Es war ein Märztag mit minus 18 Grad und man hätte da eigentlich keinen Säugling außer Haus bringen sollen. Und die Fotos zeigen eine glückliche, aber witterungsgeplagte Taufgesellschaft“, erzählt Schulamtsleiterin Andrea Pinz. „Bedeutsam ist der Tag für mich aus einem anderen Grund: Ungeplant wurde vor einigen Jahren meine Großnichte am gleichen Tag und in derselben Kirche getauft. Das ist eine schöne und starke Verbindung zwischen uns beiden, worüber ich auch immer wieder mit der heute dreijährigen Sophia ins Gespräch komme: Was heißt es, ein Kind Gottes zu sein? Welche Bedeutung hat es in unserem Leben, zur Gemeinschaft der Christinnen und Christen zu gehören?“, sagt Pinz: „Ich höre Sophias Argumente und Fragen, sie denkt über das nach, was ich ihr sage. Wäre ich nicht getauft, hätte sich mein Leben vermutlich ganz anders gestaltet. Und ich bin dankbar, dass auch Sophia diese Chance hat, ihr Leben auf einem starken Fundament und gut begleitet aufzubauen.“
Franz Fischler

„Ich wurde am 23. September 1946 geboren und bereits am 29. September in der Pfarrkirche Absam getauft“, weiß der langjährige österreichische EUKommissar Franz Fischler: „Der Tauftag wurde bei uns allerdings nie gefeiert.“ Getauft sein heißt für ihn, „in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen zu sein. Und durch das Sakrament der Taufe ohne Vorbelastung in vollem Umfang Mensch sein zu können“.
Franz Kerschbaum

„Ich kenne zwar meinen Tauftag, aber gefeiert haben wir ihn nie“, erzählt der Wiener Astrophysiker Franz Kerschbaum: „Dafür feiern wir in der Familie den jeweiligen Namenstag gleich wie den Geburtstag.“ Denn die Heiligen, „auf deren Namen wir getauft sind, waren immer ein wichtiges Thema, auch bei den Kindern.“ Für Kerschbaum ist die Taufe „ein Prozess, der nie endet“. Sein Resümee: „Ein durch die Babytaufe unbewusster Beitritt muss gelebt und immer wieder erneuert werden.“
Ille C. Gebeshuber

„Die Frage, ob ich meinen Tauftag kennen und feiern würde, stellte mich kurzfristig vor ein Rätsel. Ich wusste das genaue Datum nicht“, sagt Ille C. Gebeshuber, Universitätsprofessorin für Physik mit den Arbeitsschwerpunkten Nanophysik und Biomimetik an der Technischen Universität in Wien. Gebeshuber: „Ich beschloss, meine Heimatpfarre in Kindberg, wo ich 1969 getauft wurde, zu kontaktieren. Auf meine Anfrage hin bekam ich schnell Auskunft und erhielt nicht nur meinen Tauftermin – den 26. Mai –, sondern netterweise auch eine neue Kopie meines Taufscheins. Ich habe beschlossen, dieses Datum in meinem Kalender einzutragen, damit ich es künftig nicht mehr vergesse.“
Gebeshuber, sie ist auch Zweite Vizepräsidentin des Katholischen Akademiker/innenverbandes Österreichs, betont, dass ihr das Getauft-Sein viel bedeutet. „Ich bin Teil einer größeren Gemeinschaft, getragen von Gnade und Glauben. Der Tauftag ist ein Tag, der meine Verbindung zur Kirche und zu meinem spirituellen Leben feiert“.
Annemarie Fenzl

„Ehrlich gesagt war mir meine Situation als getaufte Christin immer so selbstverständlich, dass ich darüber nie besonders nachgedacht habe. Aber irgendwann suchte und fand ich auf meinem Geburts- und Taufschein vom 7. Februar 1945 zum ersten Mal bewusst meinen Tauftag. Es war der 1. März 1945, und damals war immer noch Krieg. Aber der 1. März war zugleich der Geburtstag meiner Mutter, die am 1. März 1918 geboren worden war“, erzählt Annemarie Fenzl, langjährige Diözesanarchivarin und Leiterin des Kardinal-König-Archivs. „Früher hat man die neugeborenen Kinder ja gerne vorsichtshalber so bald als möglich getauft, damit sie für den Fall ihres Todes nicht in den heute Gott sei Dank nicht mehr existierenden Limbus puerorum kamen“, sagt Fenzl: „Und obwohl ich im Krieg geboren wurde, haben meine Eltern es damals riskiert und mich erst 21 Tage nach meiner Geburt zur Taufe gebracht.“ Ihr Fazit: „Deshalb ist mir mein Tauftag wichtig geworden – und wenn ich ihn auch nicht wirklich feiere, so denke ich immer auch mit Dankbarkeit und ein bisschen Rührung an meine Eltern, die sich damals dabei offenbar etwas gedacht haben.“