„Ich möchte auf den Tod vorbereitet sein“
Glaubenszeugnis
Die Tischlerei Künzl in Drasenhofen gibt es seit 1895. Vor 37 Jahren übernahmen Beate Künzl und ihr Mann außerdem das Bestattungsunternehmen im Ort.
Die Arbeit mit dem Tod
Ihr Familienbetrieb umfasst eine Tischlerei und ein Bestattungsunternehmen. Das klingt nach einer idealen Kombination.
Früher war das sehr verbreitet, da haben die kleinen Tischler oft die Bestattung im Ort übernommen. Mein Schwiegervater zum Beispiel ging bei einem Todesfall ins Haus des Verstorbenen, hat ihn abgemessen und dann dementsprechend den Sarg angefertigt. Heute wäre das nicht mehr machbar. Die Särge werden jetzt zugekauft.
Welche Aufgaben übernehmen Sie im Betrieb?
Gerade sitze ich hier im Bestattungsbüro und warte auf die Angehörigen eines Verstorbenen. Mit ihnen werde ich die Aufnahme machen, wir besprechen den Begräbnisablauf und ihre Wünsche. Heute gibt es nicht mehr nur den einen Ablauf für ein Begräbnis, viele wollen mitgestalten und bringen ihre eigenen Ideen ein. Zu meinen Aufgaben gehören außerdem Überführungen vom Krankenhaus oder vom Pflegeheim sowie das Ankleiden der Verstorbenen. Je nach Hobby oder Beruf der Verstorbenen dekoriere ich bei der Aufbahrung individuell, wir durften schon Sektflaschen, Schnapskarten, Weinstöcke, die diversesten Blumen und vieles mehr in die Aufbahrung einbauen.
Umgang mit Tod und Trauer
Als Bestattungsunternehmen arbeiten Sie mit Menschen in Ausnahmesituationen. Wie schwierig ist das?
Es ist eine sensible Angelegenheit. Deswegen ist es auch so wichtig, dass sich die Angehörigen mit uns als Unternehmen wohl fühlen, dass die Chemie stimmt. Vertrauen spielt da eine große Rolle. Die Angehörigen können vor Trauer oft keinen klaren Gedanken fassen, unsere Aufgabe ist es, sie behutsam bei der Begräbnisplanung zu führen. Dabei ist es selbstverständlich, dass wir ihre Trauer, ihren Schmerz mitbekommen und mitfühlen.
Wie gehen Sie mit der Trauer um?
Ich musste es lernen. Am Anfang hat es mich fast aufgefressen, vor allem wenn ein junger Mensch oder ein Kind gestorben ist oder bei einer Totgeburt. Solche Fälle kommen Gott sei Dank nicht so oft vor. Irgendwann meinte mein Mann zu mir, ich darf den Schmerz nicht in mich aufsaugen. Heute weiß ich: Ich will mit den Menschen mitfühlen, aber in einem bestimmten Moment muss ich sie und ihren Schmerz wieder gehen lassen.
Wie man sich auf den Tod vorbereitet
Die meisten Menschen schieben den Tod weit von sich weg, Sie haben täglich damit zu tun. Was macht das mit Ihnen?
Wenn man ständig mit dem Tod zu tun hat, verliert man die Angst vor dem Sterben. Das Schlimmste ist sicher, den Tod zu verdrängen. Man sollte über den Tod reden, er gehört zum Leben dazu. Ich möchte auf den Tod vorbereitet sein.
Wie bereiten Sie sich aufs Sterben vor?
Mit einem regelmäßigen Beichtgespräch zum Beispiel. Mit Versöhnungen generell, versuchen, nicht im Streit auseinanderzugehen. Gerade jetzt in der Fastenzeit, indem ich besonders hinhöre auf die Bibelstellen in der Messe und auf die Predigten. Was möchte Gott mir damit sagen? Ich möchte mir bewusstwerden, wo ich versagt habe, um mich dann wieder zu versöhnen. Die Liebe ist stärker als der Tod.
„Wenn man ständig mit dem Tod zu tun hat, verliert man die Angst vor dem Sterben.“
Beate Künzl
Zusammen mit dem Pfarrer in Drasenhofen haben Sie vor zwei Jahren ein Trauercafé ins Leben gerufen. Wie wird es angenommen?
Es kommen meistens zwischen fünf und elf Personen. Das Café ist ein Ort, wo man alles sagen kann, wo es ans Eingemachte geht. Die Menschen brauchen etwas, um ihre Trauer zu bewältigen. Sie wollen ihre Familie nicht damit belasten. Mir selbst war nicht bewusst, wie sich Trauernde wirklich fühlen. Ich lerne viel im Café, vor allem, dass Trauernde oft sehr gern ihr Herz ausschütten möchten. Viele wissen nicht, wie sie mit Menschen umgehen sollen, die trauern, und meiden sie. Dabei warten die oft darauf, dass da jemand ist, mit dem sie reden können.
Beate Künzl
Alter: 58
Wohnort: Drasenhofen
Lebensmotto: Der gute Hirt (Psalm 23).
Gott ist für mich: DER Wegbegleiter.
Der Sonntag bedeutet für mich: etwas Besonderes. Ein Sonntag ohne heilige Messe ist für mich kein Sonntag.