Kirchenmusik: Himmlische Klänge
Was wir der Kirche verdankenAm 22. November wird der Gedenktag der heiligen Märtyrerin Cäcilia gefeiert. Sie ist die Patronin der Sänger, Musiker, Organisten, Orgelbauer und nicht zuletzt der Musik im Gottesdienst. Wir verdanken der Kirche den vielfältigen Schatz der Kirchenmusik – vor allem das Singen im Gottesdienst.
Kirchenmusik: Gesang als doppeltes Gebet
Wer singt, betet doppelt“, betonte der große Theologe Augustinus (354–430). Fast jeder Kult seit Urzeiten kennt auch ein musikalisches Element. So wurden die Psalmen des Alten Testaments nicht nur gesungen, sondern oft auch instrumental begleitet. „Stimmt dem HERRN ein Danklied an, spielt unserem Gott mit der Leier“, heißt es beispielsweise im Psalm 147, Vers 7. Das Singen gehörte nicht nur zum jüdischen Tempelgottesdienst, sondern auch zur liturgischen Praxis der Jünger Jesu, wie die Berichte vom Abendmahl Jesu erzählen: „Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus“, berichtet etwa das Matthäusevangelium (Kapitel 26, Vers 30). In den frühchristlichen Gemeinden wird dazu aufgefordert, „Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder“ erklingen zu lassen (Epheserbrief, Kapitel 5, Vers 19). Instrumentalmusik spielt in den ersten Jahrhunderten des Christentums noch keine große Rolle, weil vor allem in den heidnischen Kulten Musikinstrumente zum Einsatz kamen. Je größer später die Kirchengebäude wurden, desto feierlicher wurde dann auch die Musik im Gottesdienst. Ein Höhepunkt war dann der gregorianische Choral, der mit Papst Gregor I. in Verbindung gebracht wurde. Bis heute wird er gesungen, er hat nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Die Entwicklung der Kirchenmusik
Eine große Wende vollzieht sich im Barock. Chöre, Solisten und Instrumentalstimmen treten in den Vordergrund. Die Kirchenmusik wirkt triumphal, die Messe als Kunstwerk wird „gehört“. Dazu zählen etwa die Messen eines Wolfgang Amadeus Mozart, eines Josef Haydn oder eines Ludwig van Beethoven. Bis heute führen Kirchenchöre an Festtagen gern eine Messe der Wiener Klassik auf. Ein Phänomen sind bis heute auch die Messe von Johann Michael Haydn („Hier liegt vor deiner Majestät“, Gotteslob Nummer 710) und die Messe von Franz Schubert („Wohin soll ich mich wenden?“, Gotteslob Nummer 711). Einen großen Schritt machte nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) das überdiözesane Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob“. Auch das „Neue Geistliche Lied“ hat seinen Platz in den Gottesdiensten der Kirche gefunden.
Kirchenmusik als Herzstück des Gottesdienstes
Vorsänger der Gemeinden sind die Kantorin oder der Kantor. Sie ermöglichen durch ihren Dienst ein abwechslungsreiches, gottlobendes Singen der Gemeinde. Wichtig für den Gottesdienst ist seit dem Ende des ersten Jahrtausends die Orgel geworden. Organistinnen und Organisten leisten bis heute in den Gemeinden einen wichtigen Dienst. Letztlich gibt es Musik im Gottesdienst, damit schon hier auf Erden etwas aufklingen kann von jenem Jubel im Himmel, zu dem wir unterwegs sind. Kirchenmusik ist mehr als eine „musikalische Umrahmung“, sie ist Teil der Gottesdienste. Sie muss einfach berühren, damit die Gottesdienste als gottvoll und erlebnisstark erfahren werden.