Selbstreflexion im Kardinal König Haus

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 34
  • Spiritualität
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Der Lehrgang „Geistliche Begleitung“ ermöglicht tiefe Einblicke in spirituelle Praxis und Selbstreflexion. ©AndreyPopov
Durch die geistliche Begleitung lernt Michaela Kropatschek auch viel über sich selbst. ©privat

Das Kardinal König Haus in Wien bietet den Lehrgang „Geistliche Begleitung“ an, der tiefe Einblicke in spirituelle Praxis und Selbstreflexion ermöglicht. Michaela Kropatschek teilt ihre Erfahrungen und die transformative Kraft dieser Ausbildung.

Die Juristin Michaela Kropatschek liebt es, die Spuren Gottes im Leben zu entdecken – in ihrem eigenen und in der geistlichen Begleitung im Leben anderer. Das Kardinal König Haus im 
13. Wiener Gemeindebezirk bietet den Lehrgang ‚Geistliche Begleitung‘ an. Michaela Kropatschek ist eine von 21 Teilnehmenden.

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Frau Kropatschek, der Lehrgang ‚Geistliche Begleitung‘ ist umfangreich. Warum haben Sie sich entschieden, so viel Zeit zu investieren?

Seit einigen Jahren zieht es mich sehr zu dieser Ausbildung hin, weil ich bei den Jesuiten eine sehr stärkende geistliche Begleitung erfahren habe und spüre, wie die Begleitung mein Leben verändert. Auch bei der Congregatio Jesu habe ich eine sehr präsente und feinfühlige Begleiterin kennengelernt. 

Der Lehrgang dauert zwei Jahre, und wir treffen uns mehrmals jährlich über ein verlängertes Wochenende von Donnerstag bis Sonntag. Warum ich ihn mache? Ich staune darüber, wie Gott im Leben wirksam ist, wie seine Spur zum Vorschein kommt. Ich habe selbst in der geistlichen Begleitung erlebt, wie stärkend und sinnstiftend es ist, ganz angenommen zu sein. Es ist gut, sich Gott mit allem, was heute da ist, zuzumuten: mit Dankbarkeit und auch mit allen Fehlern, Fragen, Hoffnungen und Ängsten.  So wird es nach und nach möglich, zusammen mit einem geduldigen, behutsamen und humorvollen Begleiter oder einer Begleiterin einen Fingerzeig Gottes im Leben zu erkennen. Das möchte ich gern weitergeben.  

Als bereichernd erlebe ich auch, dass ich im Lehrgang einiges über mich selbst und mein Gottesbild lerne. Auch dadurch vertiefe ich mein eigenes Glaubensleben und meine Gebetspraxis. Daneben erfahren wir viel über Gesprächsführung und darüber, wie wichtig es ist, ganz in der Gegenwart zu verweilen, um immer besser zuzuhören.

In der ‚geistlichen Begleitung‘ geht es nicht darum, anderen zu sagen, wie sie ihren Glauben leben sollen. Worum geht es dann? 

Geistliche Begleitung soll einen heiligen, geschützten Raum schaffen, in dem sich eine Person öffnen kann. Als geistliche Begleiterin sage ich nicht, wo es langgeht. In erster Linie höre ich gut zu und stelle die eine oder andere Frage. Die Antworten auf ihre Fragen finden die Begleitung suchenden Menschen letztlich selber.  Die Beziehung zwischen der Person, die ich begleite, und Gott steht im Mittelpunkt. Ich leiste Hilfestellungen – sodass die Spur Gottes im Leben freigelegt werden kann. 

„Ich spüre: Die geistliche Begleitung verändert mein Leben.“


Michaela Kropatschek 

Geistliche Begleitung soll dazu dienen, die Stimme Gottes im eigenen Leben zu hören. Was sind dafür die Kriterien?

Es geht immer ums Wahrnehmen, nicht ums Urteilen. Man soll sich fragen: Was macht ein Ereignis mit mir? Wie geht es mir mit dieser oder jener Schwierigkeit? Was empfinde ich? Es ist wichtig, nicht gleich dem ersten Handlungsimpuls zu folgen, sondern zu fragen: ‚Würde mich das mehr zu Gott hinziehen oder von ihm wegführen?‘, ‚Dient das dem Leben oder nicht?‘ 

Was sind die spirituellen Quellen, aus denen Sie schöpfen?

Das kontemplative Gebet, das einfache Da-Sein vor Gott ist für mich sehr wichtig, auch das Sonnengebet nach christlicher Tradition und das Vaterunser. Ich versuche den Tag in der Früh mit Gebet zu starten und abends einen Tagesrückblick zu machen. Aber manchmal habe ich sehr wenig Zeit, da sind es nur kurze Momente während des Tages, in denen ich mich Gott zuwende, ein paar Gedanken oder einige Atemzüge bei geöffnetem Fenster. 

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Autor:
  • Sandra Lobnig
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