Warum tragen Apotheken Heiligen-Namen?
Was wir der Kirche verdankenOb die Apotheke „Zum göttlichen Heiland“ in Stockerau oder die „Heiland-Apotheke“ in Wiener Neustadt oder die Apotheken „Zum guten Hirten“ und „Zur Heiligen Magdalena“ sowie die „Antonius“-Apotheke in Wien: Wer aufmerksam durch eine Stadt oder ein Dorf geht, der entdeckt, dass viele Apotheken christliche Namen tragen.
Wie Apotheken ihre Namen erhielten
„Bevor die Häuser in den Städten mit Nummern versehen wurden, gab es zur Unterscheidung individuelle Hauszeichen und Häusernamen. Bemalte Schilder, die den Häusernamen anschaulich darstellten, erleichterten die Orientierung. Bevorzugt wurden Tiernamen, Heilige, Fabelwesen oder sprechende Namen, die auf den Besitzer, auf die Lage oder auf regionale Sagen hinwiesen“, sagt Franz Biba von der Bibliothek der Österreichischen Apothekerkammer zum SONNTAG. Der Brauch, eigene Hauszeichen zu führen, ging schon im Mittelalter von den Häusern auf die darin untergebrachten Geschäfte und Läden über.
Das ganze Interview zu den Apotheken
Das ganze Interview mit Franz Biba zu den Namen der Apotheken mit christlichem Bezug, lesen Sie hier.
Die frühesen Namen von Apotheken
Die frühesten Apothekennamen gehen also auf Hauszeichen zurück. „Die Wahrzeichen mit religiösem Inhalt stellen mit knapp 400 die stärkste Gruppe unter den österreichischen Apothekennamen dar“, erzählt Biba: „Man begegnet hier Gott als Person in Namen wie Erlöser, Salvator, Heiliger Geist, Dreifaltigkeit und Auge Gottes; weiters Symbolen und Begriffen aus der christlichen Religion, wie Engel, Schutzengel, Vorsehung, Hoffnung und endlich die Heiligen, die als Schutzpatron für das Haus oder für die Apotheke gewählt wurden.“ Mit Abstand die beliebteste Namensgeberin ist die heilige Maria mit etwa 90 Nennungen (von Mutter Gottes bis Gnadenmutter). Als Landespatron erfreut sich Leopold großer Beliebtheit, was auch in 13 Apothekennamen zum Ausdruck kommt.
Die Leistung der Klosterapotheken
Klöster waren im Mittelalter wichtige Zentren der medizinischen Versorgung und trugen maßgeblich zur Bewahrung und Weitergabe des antiken medizinischen Wissens bei. „Bei Klostergründungen waren neben dem Infirmatorium (Krankentrakt und ärztlicher Behandlungsraum) eine Kräuterkammer (armarium pigmentorum) als Arbeitsplatz für den Klosterapotheker fixe Bestandteile der Bauplanung“, sagt Biba. Die sich in den Klöstern entwickelnde Trennung zwischen der „Materia medica“ (Pharmazie) und der Medizin wurde um 1241 auch im weltlichen Bereich umgesetzt (Edikt von Salerno). Vor allem die Klosterreformen Josephs II. führten dazu, dass viele Klosterapotheken verkauft und in öffentliche Apotheken umgewandelt wurden. Biba: „Zu dieser Zeit war es bereits üblich, dass alle öffentlichen Apotheken einen Namen hatten. Die neuen Besitzer haben oftmals für ihren Betrieb in Erinnerung an die Gründung einen Namen gewählt, der mit dem Kloster in Verbindung gebracht werden kann.“