Heilige Begleiter bei Krankheit
Welttag der KrankenDas Christentum ist eine Religion, die die Sorge um Kranke als äußerst wichtig erachtet. Aufgrund des Glaubens an ein Leben nach dem Tod erscheint es Christen als logisch, dass mit den Verstorbenen durch das Gebet quasi Kontakt aufgenommen werden kann. Lange vor der Erfindung des Telefons sprach man schon von „anrufen“. Ist man in Not, kann niemand mehr helfen, dann müssen göttliche Helfer her. Es ist durchaus üblich, verstorbene Angehörige oder Freunde um Fürsprache bei Gott zu bitten – denn Heilung passiert nicht durch die Heiligen, sondern durch ihn.
Heilige für jede Krankheit
Es haben sich aber im Laufe der Jahrhunderte Heilige herauskristallisiert, die besonders oft angerufen werden. Ebenso gibt es Krankheiten, für die es eine Menge Patrone gibt, für andere weniger. Hier spiegelt sich der Lauf der Geschichte wider. So gibt es am meisten Patrone gegen Fieber. Wen wundert’s? Fieber bekommt jeder irgendwann, und es kann tödlich verlaufen. Als es noch keine Medikamente gab, blieb einem nichts anderes übrig, als zu warten und zu beten. Das ist wohl der Grund, warum es beinahe 80 Patrone gegen Fieber gibt. Eine zweite Krankheit, die Europa über Jahrhunderte immer wieder heimgesucht hat, ist die Pest. Glücklicherweise sind die rund 65 Pestpatrone heutzutage „arbeitslos“, aber es ist allzu verständlich, dass man viele Heilige angerufen hat, in der Hoffnung, sich gegen die Ansteckung zu schützen oder von ihr geheilt zu werden.
Krankheit: Die Vielfalt der Schutzheiligen
Auch Augen waren ein Thema. Vor der Erfindung von Sehhilfen und sehkraftspendenden Operationen war eine einfache Kurzsichtigkeit mitunter ein Todesurteil. Rund 60 Heilige wurden deshalb im Laufe der Zeit Patrone gegen Augenerkrankungen. Kopfschmerzen dürften ein ähnlich gelagertes Thema gewesen sein mit rund 50 Patronen. Wenn man aber bedenkt, dass die Art des Martyriums oft zu einem Patronat geführt hat, dann mag das eine Erklärung für die vielen Kopfwehpatrone sein, denn vor allem die Märtyrer haben oft ihren Kopf verloren. Bekanntestes Beispiel ist Dionysius von Paris, der oft kopflos dargestellt wird und seinen Kopf in der Hand hält.
Unterrepräsentierte Krankheit: Ein Heiliger gegen Herzleiden
Dagegen wirken die rund 15 Patrone gegen Zahnschmerzen mager. Heutige häufige Krankheiten sind eher unterrepräsentiert. So gibt es nur an die zehn Patrone gegen Krebs, drei gegen Schlaganfall und Depressionen und überhaupt nur einen gegen Herzleiden.
Zahnschmerzen
Leicht zu erkennen, da sie meist mit einer Zange und einem Zahn dargestellt wird, ist Apollonia (gestorben um 249). Nicht, dass sie Zahnärztin gewesen wäre. Von ihr wird berichtet, dass ihr die Zähne ausgeschlagen und der Kiefer zertrümmert wurde. Mit Zahnschmerzen kannte sie sich also aus.
Fieber
Da jedermann von Fieber befallen wurde, gibt es eine Reihe von berühmten Patronen gegen Fieber, darunter Barbara, Benedikt von Nursia, Andreas, Anna, Antonius von Padua, Dominikus, Genoveva, Gertrud von Nivelles, Ignatius von Loyola, Klara von Assisi und Laurentius.
Ein Fieberpatron mit Wien-Bezug ist Stanislaus Kostka (1550–1568), denn er hat zwei Jahre in Wien gelebt, hier den Jesuiten-Orden kennengelernt und den Entschluss gefasst, selbst in den Orden einzutreten. Er wurde leider nur 18 Jahre alt. Gestorben ist er in Rom an einem schweren Fieberanfall.
Kinderkrankheiten, Blase, Hals
Blasius (gestorben um 316): Dieser Heilige verdient es, extra erwähnt zu werden, denn seine Patronate sind besonders im Winter populär. Es gibt sogar einen eigenen Blasiussegen, der an seinem Gedenktag, dem 3. Februar, gespendet wird. Er soll besonders bei Halsschmerzen, Husten und Kehlkopfkrankheiten helfen, aber auch gegen Blasenleiden und Blähungen. Blasius war der Legende nach Arzt und Bischof von Sebaste und wurde während einer Christenverfolgung enthauptet. Er ist einer der 14 Nothelfer.
Pest
Karl Borromäus (1538–1485) war Bischof von Mailand und blieb den Menschen in Erinnerung, weil er sich während der Pestepidemie von 1576–1578 besonders um die Pflege der Erkrankten kümmerte. Seine Gesundheit litt darunter nachhaltig, sodass er selbst nur 47 Jahre alt wurde.
Augen
Die Liste der berühmten Heiligen mit Augenpatronat ist lang. Unter ihnen sind Christophorus, Hemma von Gurk, Hieronymus, Klara von Assisi, Kilian, Kolumba von Sens, Laurentius, Lucia, Odilia (Ottilie), Stanislaus Kostka, Thekla von Ikonium, Thomas, Ulrich von Augsburg, Walburga und Wolfgang von Regensburg. Odilia (660–720), die Schutzpatronin des Elsass, wurde blind geboren und erlangte nach ihrer Taufe durch Erhard von Regensburg im Alter von zwölf Jahren das Augenlicht. Sie wird oft mit Augen in einem Buch oder auf einem Kelch dargestellt.
Krebs
Wilhelm Janauschek (1859–1926) war Wiener und Mitglied der Redemptoristen. Er leitete lange den Orden und machte sich für die Heiligsprechung seines Ordensbruders Klemens Maria Hofbauer stark. Er starb nach jahrelangem Krebsleiden.
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