Hedwig Dransfeld: Im Einsatz für Frauenrechte und Frieden
Frauen die bewegen / Teil 1
Hedwig Dransfeld gestaltete die katholische Frauenbewegung entscheidend mit. Als Lehrerin, Publizistin und Politikerin setzte sie sich für Frauenrechte und gesellschaftliche Teilhabe ein. Ihr tiefer katholischer Glaube war dabei Richtschnur und Antrieb. Trotz schwerer Schicksalsschläge hinterließ sie ein Erbe, das bis heute wirkt. Am 24. Februar 1871 in Hacheney bei Dortmund geboren, erlebte Hedwig Dransfeld früh große Verluste: Bereits als Dreijährige verlor sie ihren Vater, fünf Jahre später starb ihre Mutter. Als Vollwaise wuchs sie bei ihrer Großmutter auf, später lebte sie in einem Waisenhaus, wo sie sich bereits früh um jüngere Kinder kümmerte. Dort wurde ihr außergewöhnliches intellektuelles Talent erkannt, sodass sie mit 16 Jahren eine Ausbildung zur Lehrerin begann. In dieser Zeit erkrankte die Jugendliche allerdings an Knochentuberkulose, was zur Amputation eines Arms und eines Beins führte. Ungeachtet der schweren Einschränkungen bestand sie 1890 ihr Lehrerinnenexamen mit Auszeichnung und unterrichtete fortan an der Ursulinenschule in Werl. Später absolvierte sie ein Fernstudium und leitete als Schulvorsteherin die Einrichtung.
Schon früh zeigte Hedwig Dransfeld ihre schriftstellerische Begabung und veröffentlichte Gedichtbände und Kinderbücher. Ihr Talent als Autorin führte sie 1904 zur Schriftleitung der katholischen Frauenzeitschrift „Die christliche Frau“, dem Organ des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB). Hier setzte sie sich für die Emanzipation von Frauen ein – nicht in Abgrenzung zur Kirche, sondern als Ausdruck eines selbstbewussten Glaubens. Ihr Anliegen war es, Frauen in Bildung und Politik zu fördern und ihre Stimme in gesellschaftlichen Debatten hörbar zu machen. 1907 gehörte sie zu den Mitbegründerinnen des Hildegardis-Vereins, der Frauen den Zugang zu akademischer Bildung ermöglichte. Ihre Rede „Die Frau im kirchlichen und religiösen Leben“ auf dem ersten deutschen Frauenkongress 1912 machte sie weit über katholische Kreise hinaus bekannt. Selbst sozialdemokratische Zeitungen erkannten ihren Einfluss an und nannten sie „die bedeutendste Frau der Gegenwart“.
Initiatorin der Frauenfriedenskirche
1912 wurde sie zur Vorsitzenden des Katholischen Deutschen Frauenbundes gewählt und trug entscheidend dazu bei, dass sich der Verband politisch stärker engagierte. Sie organisierte Schulungen für Frauen, ini- tiierte soziale Frauenschulen in Köln und Aachen und war eine gefragte Rednerin auf zahlreichen Tagungen.
Während des Ersten Weltkriegs rief Hedwig Dransfeld 1916 zur Gründung der Frauenfriedenskirche auf, die als Mahnmal für den Frieden dienen sollte. Die Finanzierung erfolgte durch Spendensammlungen katholischer Frauen in ganz Deutschland. 1929 wurde die Frauenfriedenskirche in Frankfurt eingeweiht. Ihre Architektur im Bauhaus-Stil und die zwölf Meter hohe Mosaikstatue der Muttergottes als „Friedenskönigin“ sind bis heute ein eindrucksvolles Symbol für das unermüdliche Streben nach Frieden.
1919 wurde Dransfeld als eine von nur 37 Frauen in die Weimarer Nationalversammlung gewählt. Dort wirkte sie maßgeblich an der Sozialgesetzgebung mit und setzte sich für Frauenrechte ein, insbesondere für gleiche Bildungschancen und bessere Arbeitsbedingungen. Ihre politische Karriere musste sie aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Hedwig Dransfeld starb am
13. März 1925 in Werl. Ihr Wirken prägt die katholische Frauenbewegung bis heute. Ihre Forderungen nach gerechter Entlohnung, Chancengleichheit und Frieden sind nach wie vor aktuell.

Buchtipp: Hedwig Dransfeld
Eine lesenswerte und genau recherchierte Biographie, die uns Hedwig Dransfeld als außergewöhnliche Persönlichkeit ihrer Zeit näherbringt.
Barbara Schmidt, Hedwig Dransfeld. Frauenrechtlerin, Sozialreformerin, Politikerin. Eine Biographie, Bonifatius Verlag, 264 Seiten, ISBN: 978-3-9879007-7-8, EUR 25,70