Gut.Menschen
Als die Sonne über dem Land aufgegangen und Lot in Zoar angekommen war, ließ der Herr auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen, vom Herrn, vom Himmel herab. Er vernichtete von Grund auf jene Städte und die ganze Gegend, auch alle Einwohner der Städte und alles, was auf den Feldern wuchs.“ Und Gott ließ Feuer regnen auf Sodom und Gomorra.So dramatisch und tragisch endet die Geschichte vom Untergang der beiden sprichwörtlich gewordenen Städte Sodom und Gomorra. Vorausgegangen war das Gespräch zwischen Gott und Abraham, in dem Gott verkündet, dass er die Städte vernichten will. Abraham bittet, dies nicht zu tun, wenn sich zehn gerechte und gute Menschen finden lassen. Diese Personen lassen sich aber leider nicht finden. Dieses Motiv haben wir ähnlich bei Ovid in seinen Verwandlungen, als Zeus und sein Sohn Hermes inkognito eine Unterkunft suchen. Einzig das arme Ehepaar Philemon und Baucis nehmen die Wanderer auf. Die beiden Eheleute werden gerettet, während die ungastliche Stadt zerstört wird. Auch Bertold Brecht greift dieses Thema in seinem epischen Drama „Der gute Mensch von Sezuan“ auf. Gott, die Götter in der Mythologie, Bertold Brecht, alle sind auf der Suche nach dem guten Menschen.
Wenn wir der Frage nach dem guten Menschen nachgehen, in einer Zeit, in der die Vokabel „Gutmensch“ von manchen Teilen der Gesellschaft negativ konnotiert wird, ja sogar als verächtliches Spottwort gebraucht wird, fragen wir uns:
- Gibt es ein allgemein verbindliches Ethos der Menschheit?
- Gibt es ein speziell christliches Ethos?
- Wie gehen wir mit ethischen Dilemmata um?
- Wie halten wir unsere inneren Ambivalenzen aus, religiös gesprochen Heiligkeit und Sünde?
- Können Menschen, die nicht an Gott glauben, ähnlich moralisch gut sein wie religiöse Menschen? Oder vielleicht sogar besser?
- Wurde nicht gerade im Namen der Religion auch Schlechtes wie Ausbeutung, Unterdrückung, Gewalt und sogar Krieg legitimiert?
- Gibt es 2023 noch einen universal gültigen sittlichen Kompass, der uns gerade in diesen unübersichtlichen Zeiten Orientierung schenkt?
Diese Fragen gehen einen jeden von uns an, denn ein jeder von uns muss sich am Tag mehrmals – hoffentlich gut – ethisch verhalten. Unsere Jahresausstellung in Stift Klosterneuburg hat als Thema „Die guten Werke“ und ist strukturiert durch die sieben Werke der Barmherzigkeit, die sich entfaltet haben aus dem jesuanischen Doppelgebot der Liebe: „Liebe Gott und deinen Nächsten!“ Zumindest der zweite Teil könnte für alle Menschen einen guten ethischen Humus bilden, auf dem vielleicht das eine oder andere gute Werk gedeihen kann.
Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus!