Großer Zeugnistag im Stephansdom
Eine Priesterweihe ist ein ganz besonderes Fest. Mich bewegt dieser radikale Schritt, dieses so gewichtige Versprechen – allein auf Gottvertrauen gegründet. Die meisten Eheleute, auch ich selber, hätten wohl auch ohne wirklichen Glauben das Eheversprechen geleistet. Aber Priester zu werden ohne Gottvertrauen, das wäre eine Narretei ohne Sinn. Und so ist eine Priesterweihe wie am vergangenen Wochenende im Stephansdom ein inniges, großes, tiefes Zeugnis.
Die Liturgie drückt dies wunderbar aus, auch in den Texten: „In der Gnade des Heiligen Geistes bringe das Wort der Frohen Botschaft durch ihre Verkündigung reiche Frucht in den Herzen der Menschen und gelange so bis an die Grenzen der Erde.“ Und der Bischof direkt an seine neuen Priester: „Unser Herr Jesus Christus behüte Dich. Er stärke Dich in Deinem Dienst, das Volk Gottes zu heiligen und Gott das Opfer darzubringen ... Stelle Dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes!“
Die Radikalität der Lebensentscheidung zum katholischen Priester beinhaltet auch die Versuchung, sich dem Gnadenstrom verschließend eine Art Mafia in der Kirche zu bilden, elitär, verschworen und verschwiegen nach außen. Im Grunde aber – das haben mir die Texte der Weiheliturgie wieder einmal klargemacht – ist dieses besondere Zeugnis des Priesters, gemeinsam mit der Antwort des Heiligen Geistes darauf, ein Fels, der unser gemeinsames Priestertum (in der Taufe werden alle gesalbt zum „Priester, König und Propheten“) fest trägt. Und wie mir scheint, über alle Konfessionsgrenzen hinweg – auch dort, wo es ein eigenes Weihepriestertum nicht gibt. Mit euch, liebe Priester, kann auch ich, vielleicht weniger radikal, aber nicht weniger ernst und folgenreich, mein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes stellen. Von Herzen großen Dank dafür!